Umwelt | Schotterabbau

Kein erweiterter Ziegelstadel

Trotz negativer Gutachten der zuständigen Ämter will die Gemeinde Kaltern unbedingt die Schottergrube „Ziegelstadel“ erweitern. Der Dachverband macht jetzt dagegen mobil.
Schotter, Kaltern
Foto: Dachverband
  • Die Zerstörung der natürlichen Lebensräume ist in Südtirol bereits viel zu weit fortgeschritten,“ sagt Josef Oberhofer. Hanspeter Staffler assistiert: „Eigentlich schien die Sache gelaufen zu sein, doch jetzt taucht das Projekt wieder auf.
    Der Präsident und der Direktor des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz weisen in einer Presseaussendung auf eine Vorgaben hin, das nach Ansicht der Umweltschützer unbedingt verhindert werden muss.
    Die Gemeinde Kaltern betreibt mit Nachdruck die Erweiterung der Schottergrube “Ziegelstadel“ und will dafür über einen Hektar wertvollen Buchenwaldes opfern. Die Schottergrube befindet sich oberhalb von Altenburg und dem Kalterer See. Mitten in einem relativ unberührten Gebiet am Berghang zwischen Mendel und Roen.
    Die zuständigen Landesämter lehnten das Vorhaben aus Gründen des Naturschutzes ab, nun muss sich die Landesregierung auf Betreiben der Gemeinde Kaltern mit der Rodung des Buchenwaldes befassen. 
    Die Dienststellenkonferenz für den Umweltbereich hatte im Dezember 2023 die Erweiterung der Schottergrube „Ziegelstadel“ klar und deutlich mit einem negativen Gutachten abgelehnt“, sagt Hanspeter Staffler. Begründet wurde das negative Gutachten mit der Tatsache, dass ein natürlicher Mischwald mit der darin großen Pflanzenvielfalt wie zahlreichen Orchideen, Waldmeister, Anemonen, Zyklamen, Waldgeißbart oder dem stark duftenden Diptam betroffen sei und dass es sich um einen Wald mit hohem Natürlichkeitswert handle. 

  • Dachverband-Direktor Hanspeter Staffler: „Der Ball liegt nun bei der Landesregierung, welche die heiße Kartoffel in die Hand nehmen muss.“ Foto: Privat
  • Doch die Gemeinde Kaltern will diese Ablehnung nicht hinnehmen und beharrte weiterhin auf das Vorhaben. „Daher liegt der Ball nun bei der Landesregierung, welche die heiße Kartoffel in die Hand nehmen muss“, meint jetzt der Dachverband in seiner Aussendung.
    Es geht um eine politische Grundsatzentscheidung, die die Umweltschützer in zwei einfache Fragen kleiden. 
    Soll die Gemeinde Kaltern Wald roden dürfen, um in den nächsten zehn Jahren knapp 200.000 Kubikmeter Schotter abbauen zu können? Oder soll Angesichts der Umweltkrise die Bedeutung des Waldes vor jener des Schotters gestellt werden? 
    Der Dachverband weist aber auch darauf hin, was die Entscheidungsfindung für die Landesregierung erleichtern könnte: Die EU-weite Einstufung der bedrohten Waldfläche.
    Der Wald oberhalb Altenburg gehört zur Kategorie der Kalk-Buchenwälder, die in der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, dem Abkommen der Europäischen Union zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume, als erhaltenswert aufgelistet und beschrieben sind. Dies gilt für Südtirol in besonderem Maße, als dieser Waldtyp landesweit sehr selten ist und eine Vielzahl an bemerkenswerten und geschützten Orchideen beherbergt. „Das von der Gemeinde Kaltern vorgelegte Schottergruben-Projekt, würde sich ausgerechnet in diesen wertvollen Waldtyp fressen,“ sagt Staffler. 
    Der Dachverband für Natur- und Umweltschutz spricht sich daher für den Erhalt des seltenen und wertvollen Buchenwaldes aus. Denn die Bedeutung des Waldes als natürlicher CO2-Speicher nehme von Tag zu Tag zu, jeder Baum sei ein wertvoller Klimabaum. 
    Dazu dürfte eine weitere interessante Frage zu erörtern sein. Ist es ein Zufall, dass die Erweiterung gleichzeitig mit dem geplanten Bau des umstrittenen Speicherbeckens im Alterburger Wald durchgeboxt werden soll? Oder haben die beiden Projekte miteinander zu tun?

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Sebastian Felderer Do., 25.04.2024 - 12:58

Lieber Hanspeter!
Du weißt genau, wie der Hase läuft. Buchenwald hin oder her. Tatsache ist, dass die Gemeinde Kaltern vor dem Betreiber in die Knie geht und die Landesregierung auch, speziell unter Kompatscher. Deshalb ist die Aussage, die heiße Kartoffel an die Landesregierung, falsch und sehr nachlässig. Der Dachverband hat die Möglichkeit, sich massiv gegen solche Frevel an Natur und Landschaft einzusetzen. Und ein Ex-Ltabg. Staffler hat Beziehungen genug, um dies mit Nachdruck zu tun. Zu meiner Zeit wurden Rekurse und Klagen vorangetrieben haufenweis und der Erfolg hat uns Recht gegeben.

Do., 25.04.2024 - 12:58 Permalink
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H. Predazzer Do., 25.04.2024 - 18:50

Nun ja, wenn weiterhin Gebäude, bzw. Bauwerke errichtet oder auch nur saniert werden sollen, brauchen wir Schotter und Sand. Wo liegt für den Dachverband die Grenze zum unnötigen Transport? Ganz konkret? 10, 25, 50, 100 km???!!

Do., 25.04.2024 - 18:50 Permalink
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Franz Pattis Fr., 26.04.2024 - 21:30

Kenne noch so einen ähnlichen gelagerten Fall: der sehr stark bedrohte Brixner Auwald, der einem Industriegebäude der Firma Progress weichen soll.
Auch dieser Waldtyp ist sehr stark bedroht hierzulande. Auwälder machen in Südtirol nämlich nur mehr 0,6 Prozent der gesamten Waldfläche aus und sind daher laut europäischer „Flora-Fauna-Habitatsrichtlinie“ (FFH) streng geschützt!

Fr., 26.04.2024 - 21:30 Permalink