Das Duell Conte gegen Grillo eskaliert
Die dem M5S nahestehende Tageszeitung Il fatto quotidiano setzte am Freitag eine kräftige Schlagzeile auf die Titelseite: "Grillo sfascia tutto - Conte pronto all'addio". Nur drei Jahre ist es her, dass die Fünf-Sterne-Bewegung mit 33 Prozent der Stimmen zur stärksten Partei Italiens aufgestiegen ist. Heute liegt sie bei 16 Prozent, ist tief zerstritten, wirkt führungs- und ideenlos, ihre Zukunft scheint ungewiss. Im Duell zwischen dem 73-jährigen Gründer Beppe Grillo und seinem potentiellen Nachfolger Giuseppe Conte geht es auch um persönliche Eitelkeiten. Grillo: "Sono io il visionario, non lui. Studi chi siamo." Das letzte Treffen der beiden liegt drei Wochen zurück. Steht nun nach der Trennung der Bewegung von Casaleggios Piattaforma Rousseau auch der Bruch zwischen Grillo und Conte ins Haus? Im endlosen Tauziehen zwischen dem ehemaligen und dem zukünftigen Vorsitzenden sei die Geduld längst aufgebraucht, so ein Conte-Anhänger: "È a un passo dalla rinuncia." Eines stellt der Ex-Premier unmissverständlich klar: "Non farò il prestanome." Auch ein Zweigespann an der Spitze der Bewegung lehnt er kategorisch ab: "No alla diarchia." Dieser dezidierten Ablehnung liegt Contes Verdacht zugrunde, Grillo könnte wie einst bei der M5S-Gründung mit Casaleggio eine Doppelführung anpeilen. Grillo wiederum will das ihm gehörende Listenzeichen der Bewegung nicht aus der Hand geben.
Ein weiterer Streitpunkt belastet die Zukunft der Fünf-Sterne-Bewegung: die strikte Mandatsbegrenzung auf zwei Legislaturen. In Abänderung des Grillo-Dogmas Uno vale uno soll diese bisher als unantastbar geltende Regel nun aufgeweicht werden – zur Empörung vieler Mitglieder. Rund einem Dutzend "unentbehrlicher" Parlamentarier soll eine dritte Kandidatur gestattet werden. Dazu gehören Luigi Di Maio, Vito Crimi, Alfonso Bonafede, Danilo Toninelli, Laura Castelli und Senatspräsident Roberto Fico.
In seiner Neujahrsbotschaft von 2018 hatte Luigi Di Maio noch versprochen, "la regola dei due mandati rimane certa come l'alternanza delle stagioni". Freilich hätte sich damals auch niemand vorstellen können, dass in drei Jahren 93 M5S-Parlamentarier Partei wechseln könnten, einige davon gleich vier mal. Nicht gerade ein Beweis politischer Stabilität. Bis zum Ende der Legislatur dürften es über 100 sein. Über Mangel an Bewegung kann man da nicht klagen. Der oft wiederholte M5S-Leitspruch Uno vale uno freilich ist arg unter die Räder gekommen.