Umwelt | Urbanistik

Falsches Signal

Die Kommission für Natur, Landschaft und Raumentwicklung hat am Donnerstag den Rekurs gegen Paolo Pizzininis Hofneubau angenommen. Jetzt ist die Landesregierung gefragt.
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Foto: Rosa Alpina

 

Die Landtagsanfrage zielt direkt nach ganz oben.
Welche Haltung nimmt die Landesregierung zu diesen urbanistisch höchst umstrittenen und bedenklichen Vorgängen ein - unabhängig von Rekursen oder Ermittlungen?“, will Andreas Pöder wissen. Und er fragt nach: „Gibt es Unterstützungs-Absprachen zwischen Mitgliedern der Landesregierung und dem Eigentümer der genannten Immobilien?
Der Landtagsabgeordnete der BürgerUnion hat den Salto-Bericht „Der Luxusbauer“ zum Anlass genommen, um umgehend eine Anfrage einzureichen. Salto.bz hatte über eine fragwürdige Errichtung einer neuen Hofstelle durch den Seniorchefs des 5-Sterne-Hotels „Rosa AlpinaPaolo Pizzinini berichtet.
Die Gemeinde Abtei hat Pizzinini im Mai 2016 eine Baugenehmigung erteilt, um eine neue Hofstelle für seinen geschlossenen Hof „Gasthaus zur Alpenrose“ zu errichten. Dabei hatte der Gadertaler Hotelier in den vergangenen fünf Jahrzehnten bereits die gesamte Wohnkubatur des Hofes zu Wohnungen und Hotelanlagen verbaut.
Jetzt – so argumentiert die Gemeinde – habe der geschlossene Hof keine Hofstelle mehr und deshalb wird Pizzinini erlaubt, ein neues Wohnhaus und ein neues Wirtschaftsgebäude zu bauen. Zudem kann er das „Aparthotel Rosa Alpina“, das ursprüngliche Wohngebäude des geschlossenen Hofes, aussiedeln. All das obwohl unbestritten ist, dass die landwirtschaftliche Tätigkeit auf Pizzininis Hof bereits Ende der 1960er Jahre aufgeben wurde.
Zwei Nachbarn Pizzininis haben bei der Gemeinde im Spätsommer ein identisches Projekt eingereicht. Doch Bürgermeister Giacomo Frenademez ließ dieses Vorhaben erst gar nicht begutachten. Die Begründung: Das Ganze sei eindeutig gegen die bestehenden Gesetze.
Andreas Pöder will jetzt in seiner Landtagsanfrage deshalb auch wissen: „Wie bewertet die Landesregierung das Verhalten des Bürgermeisters der betreffenden Gemeinde in dieser Angelegenheit, der bei ähnlichen oder identischen Projektanträgen zu unterschiedlichen Entscheidungen kam?

Rekurs angenommen

Die Landesregierung wird sich schon bald mit dem konkreten Fall beschäftigen müssen. Der Grund ist der Rekurs der Nachbarn.
Die Kassianer Bauern Luca und Christian Crazzolara sowie Vito Agreiter haben gegen die Baukonzession nach dem geltenden Raumordnungsgesetz einen Rekurs eingereicht. Die Gemeinde lieferte trotz mehrmaliger Nachfrage der zuständigen Landesämter die nötigen Stellungnahmen monatelang nur scheibchenweise.
Am Donnerstag stand der Rekurs dann auf der Tagesordnung der Kommission für Natur, Landschaft und Raumentwicklung. Nach einer langen Diskussion, bei der man den rechtlichen Status des geschlossenen Hofes bis ins Jahr 1941 rekonstruierte, kam die Kommission zu einem eindeutigen Schluss. Mit 5 zu einer Stimme wurde der Rekurs der drei Bauern angenommen.
Die zwei Hauptgründe für die Entscheidung:
  • Die Wohnkubatur eines geschlossenen Hofes könne nicht zweimal verbaut werden.
  • Der Hotelier Paolo Pizzinini sei eindeutig kein Bauer.
„Wenn das Schule macht, dann können wir das Höfegesetz gleich abschaffen“, hieß es am Donnerstag in der Kommission. Man war sich einig, dass eine solche Operation eindeutig das falsche Signal sei.
Indirekt bekam aber auch der Chefurbanist des Landes, Anton Aschbacher, sein Fett ab. Denn Paolo Pizzinini hat 2010 ursprünglich um die Aussiedlung des geschlossenen Hofes Alpenrose aus der Wohnbauzone im Zentrum von St. Kassian angesucht. Die Baukommission leitet das Ansuchen an die zuständige Sonderkommission des Landes weiter. Doch Abteilungsdirektor Anton Aschbacher stoppt dieses Verfahren, weil er bescheinigt, dass der geschlossene Hof keine Hofstelle mehr besitzt. Deshalb sei diese Kommission nicht zuständig.
"Wenn das Schule macht, dann können wir das Höfegesetz gleich abschaffen“
Diese Auslegung Aschbachers war und ist eindeutig falsch“, resümierte man auf der gestrigen Sitzung. Die Sonderkommission wäre zuständig gewesen und sie hätte das Vorhaben schon vor sechs Jahren gestoppt.
Die Kommission für Natur, Landschaft und Raumentwicklung hat nur beratende Funktion. Sie hat am Dienstag ein Gutachten abgegeben, den Rekurs der Gadertaler Bauern anzunehmen und damit den Hof-Neubau von Paolo Pizzinini zu stoppen.
Die Entscheidung muss jetzt aber die Landesregierung treffen. Damit werden Andreas Pöders Fragen noch aktueller.