Sport | Spielanalyse

Es kriselt beim FC Südtirol

Der FC Südtirol verliert zum dritten Mal in Folge. Gegen Cittadella war der FCS schlecht (auf den Gegner) eingestellt und sehr seltsam aufgestellt.
FC Südtirol Trainer Bisoli
Foto: Ufficio Stampa FCS - Foto Bordoni
  • Es läuft nicht beim FC Südtirol. Bereits zum dritten Mal in Folge blieb der Mannschaft von Trainer Bisoli nach 90 Minuten nichts weiter übrig, außer sich den Schweiß von der Stirn zu wischen. Cittadella (inzwischen Tabellensiebter) war wie zuvor Pisa nicht unschlagbar. Die Mannschaft von Edoardo Gorini spielte in einer 4-Raute-2-Formation, interpretierte das System aber sehr direkt (d. h. sehr schnell vertikal spielen) und wenig raffiniert. Die Anpassung an diesen Gegner hätte Bisolis Mannschaft dementsprechend eigentlich recht leicht fallen sollen. Eben dieser Bisoli verzichtete bei seiner Startaufstellung aber auf die klare Besetzung des rechten Flügels. Dadurch ergab sich ein 4-4-2/4-3-3-Hybridsystem. 

  • Südtirol defensiv: Der FCS verteidigte im 4-3-3. Bahnte sich ein Seitenwechsel auf links an, schob auch Casiraghi nach hinten und bildete so ein 4er-Mittelfeld. Foto: SALTO
  • Südtirol in ungewohnter Grundformation - ungewohnt auch für die Spieler

    Fabian Tait besetzte den rechten Flügel zwar nominell, sehr schnell wurde allerdings klar, dass er sich weiter Richung Zentrum orientierte, um der Rautenformation von Cittadella entgegenzuwirken. Erst, sobald sich abzeichnete, dass ein Angriff der Hausherren auf die linke Seite verlagern könnte, eilte auch Casiraghi nach hinten und reihte sich in das 3er-Mittelfeld Südtirols ein - dann entstand ein defensives 4-4-2. 

    Die Auswirkungen auf Cittadellas Ausrichtung blieben indes überschaubar. Sicher: Cassano musste von seiner Position hinter den Spitzen sehr oft ausweichen, um ins Spiel zu finden; aber die Gastgeber suchten im Spielaufbau ohnehin sehr früh und sehr direkt das Vertikalanspiel auf die beiden Spitzen, Pandolfi und Maistrello. 

  • Die Ausrichtung von Cittadella: Sehr früh orientierten sich Mittelfeld und Stürmer nach vorne und warteten auf das vertikale Anspiel. Foto: SALTO
  • Cittadella hatte durch das schnelle Aufrücken  immer starke Präsenz in Strafraumnähe. Ziel war es, diese Präsenz zu nutzen, entweder durch direkte Anspiele über Flanken aus dem Halbfeld - oder über Abpraller in die Zone rund um den Strafraum. 

  • Der FC Südtirol offensiv: wirkungslos!

    Dieses kleine "Experiment", ohne echten Flügel (auf rechts) aufzulaufen, tat der Mannschaft von Bisoli nicht gut. Angriffe über die Flügel wurden dadurch nämlich noch weniger.  Tait schaltete sich zudem sehr selten mit ins Angriffsspiel mit ein. Seine Vertikalläufe (in der Vorsaison noch häufiger zu sehen) oder die Vorstöße von Davi auf links hätten der Offensive der Südtiroler gutgetan. Bis auf ein paar Flanken von Daniele Casiraghi blieb die Offensive des FCS folglich relativ wirkungslos.

  • Umstellungen und Zurückfallen in alte Muster

    Kurz nach dem Führungstreffer für die Hausherren stellte Bisoli um und beorderte Casiraghi zentral hinter die beiden Spitzen. Im Grunde wurde also die Grundordnung von Cittadella kopiert. Das hätte interessant werden können, weil so auch im Mittelfeld jeder einzelne FCS-Spieler einen direkten Gegenspieler gehabt hätte. Hätte, hätte...Damit war nämlich nach der Pause schon wieder Schluss: Ciervo kam für Peeters und spielte von nun an rechtsaußen, Tait und Broh bildeten das Mittelfeld im Zentrum, der FCS formierte sich im klaren 4-4-2. Diese Umstellung gab der Mannschaft von Bisoli zwar wieder etwas defensive Stabilität - das aber nur scheinbar. Denn nun taten sich  neue Lücken auf. Cassano konnte sich jetzt besser im Zwischenlinienraum für Anspiele anbieten und den Gegenspieler weniger im Zentrum ausnutzen. Die Angriffe liefen jetzt noch deutlicher über ihn. Südtirol fand keine Mittel gegen die Zentrumspräsenz der Hausherren. Durch die Umstellung auf das 4-4-2 traten also wieder strukturelle Nachteile zutage - wie mans macht, ists falsch.

    Casiraghi gelang zwar zwischenzeitlich der Treffer zum 1:1, aber alle Bemühungen und Wechsel (selbst die Einwechslung von Raphael Odogwu) brachten im Endeffekt nichts. 

    Südtirol muss sich jetzt rasch wieder stabilisieren, Experimente wie das heutige sind Gift für eine ohnehin schon verunsicherte Mannschaft. Bisoli muss umstellen: die Defensive stärken (5er-Abwehr jetzt!) und offensiv über Präsenz und einen simplen, aber klaren, Plan (Flügelangriffe mit nachrückendem Mittelfeld - Tait!) wieder in die Spur finden. 

    5er-Abwehr! Jetzt!

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Georg Markart Mo., 27.11.2023 - 11:57

Noch ist es ein schwaches kriseln,aber wenn bei den nächsten zwei Spielen, am Dienstag gegen Brescia und am Sonntag gegen Como nicht mindestens 4 Punkte herausschauen dann wird es schon eine Krise.

Mo., 27.11.2023 - 11:57 Permalink
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Am Pere Di., 28.11.2023 - 17:08

Wenn man endlich ehrlich zu sich selbst wäre, dann sollte man sich eingestehen, dass ein FCS in der Serie B nichts verloren hat. Man kann mit einer Fußballgeschichte und Fankultur der Sampdoria, Palermo, Bari, Parma und und und nie und nimmer mithalten.
Die Fanstatistiken sprechen Bände und sind eines professionellen Fußballs ebenso nicht würdig wie die faschistoide Szene, die die Fankultur des FCS unterwandert. Man erkennt eindeutig, dass es sich um einen Retortenverein handelt.
Was soll man bloß zu so einem Artikel sagen? In bester Robert-Klauß-Manier geschrieben, der Autor wird dasselbe Ende nehmen.

Di., 28.11.2023 - 17:08 Permalink