Politik | Demonstration in Bozen

Gegen den türkischen Angriffskrieg gegen die Kurden in Syrien

Warum darf ein NATO-Mitglied eine ethnische Minderheit in einem anderen Staat mit Bomben überziehen? Warum toleriert Europa Erdogans Staatsterror gegen die Kurden, nicht.
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nur im Innern, sondern jetzt auch in Syrien?

Seit einigen Tagen beschießt die Türkei die von Kurden bewohnte Gegend von Afrin in Nordsyrien. Vor allem in den Ortschaften Shayk al Hadid, Derbalout, Hammam, Freryie, Sanare und Qarmitlike gibt es schon zahlreiche Opfer, wie die GfbV vermeldet. Die Türkei rechtfertigt die Angriffe damit, dass die Kurdenmilizen die Türkei angegriffen hätten. Das erinnert an den 1. September 1939 in Oberschlesien: „Seit heute wird zurückgeschossen.“ Dass die syrischen Kurden, die unter ständiger Bedrohung des IS und anderer islamistischer Milizen stehen, ausgerechnet die Türkei provozieren will, ist eigentlich lächerlich.

Klar ist hingegen, dass die Türkei den Aufbau einer autonomen Region der Kurden in Nordsyrien verhindern will. Doch mit welchen Recht? Erdogan hat schon mehrfach Präventivschläge gegen die Kurden Syrien angedroht, die bisher indirekt über eine totale Grenzblockade und die Förderung des IS-Terrorismus bekämpft hat. Doch Rojava ist ein demokratisches Experiment in einer trostlosen Szenerie von Gewalt, eine multiethnische autonome Region innerhalb Syriens, die die Türkei nicht bedroht. Hier sorgt die Türkei neben dem Staatsterror von Assad für die nächsten Massaker und Flüchtlingsströme im Rahmen ihrer katastrophalen Kurdenpolitik.

Wie kann die EU mit einem solchen Staat zusammenarbeiten, der drei Milliarden Euro für Flüchtlingshilfe kassiert, das aber nicht umsetzt, sondern Munition beschafft, um Kurden im Ausland zu beschießen? Wie kann die NATO einen Staat als Mitglied dulden, der ungestraft – 100 Jahre nach dem Völkermord an den Armenieren – die nächsten Kriegsverbrechen in derselben Gegend betreibt? Dagegen protestieren morgen, Samstag, 27.2., 15 Uhr, auf dem Rathausplatz in Bozen die in Südtirol lebenden Kurden und Kurdinnen. Alle sind zur Teilnahme aufgerufen!

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Martin B. Sa., 27.02.2016 - 08:16

Ohne Insiderwissen: Die Kurden scheinen mir die einzigen in der Region, welche mehrheitlich eine anti-autoritäre Regierungsform anstreben. Es kann natürlich auch sein, dass kurdische Machthaber einfach nur "milder/sozialistischer" im Vergleich zu allen anderen regionalen Gruppen erscheinen.

Sa., 27.02.2016 - 08:16 Permalink