Gesellschaft | Patriarchat

Braucht Mann das Patriarchat?

Kritische Männlichkeit als Chance sehen
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
confident-redhead-man
Foto: Freepik

Der Grund für dieses Gedankenspiel

Der Autor dieses Textes möchte die Auswirkungen von patriarchalen Stereotypen und von Vorurteilen (also das Bild vom stolzen starken Mann, dem Jäger und Beschützer) auf Frauen unter keinen Umständen kleinreden oder relativieren. Die daraus resultierende sexistische Diskriminierung auf persönlicher und gesellschaftlicher Ebene hat für Frauen negative Folgen. Es war mir jedoch ein Anliegen, anhand einiger Beispiele herauszuarbeiten, dass sich die veralteten Rollenbilder auch auf heterosexuelle Cis-Männer negativ auswirken. Ein kleiner Denkanstoß vielleicht gerade für die Männer, die sich gegen jedes andere Argument sperren, warum wir bei den Themen Gleichberechtigung und Gleichstellung der Geschlechter unbedingt aufs Gaspedal steigen sollten.

Benachteiligungen bei der Kindererziehung und Vaterschaft

Gerade bei der Kindererziehung und im Haushalt (Kochen, Waschen, Putzen) sowie der Pflege von Angehörigen spielen Männer in vielen Fällen eine untergeordnete Rolle. Vaterschafts„urlaub“ und Teilzeit-Arbeitsmodelle hatten in den letzten Jahren zwar einen Aufwärtstrend zu verzeichnen, bleiben aber eine Ausnahme, auch wenn die gesetzlichen Rahmenbedingungen dafür eigentlich schon längst geschaffen wären. Doch das Idealbild des Mannes als „Ernährer und Versorger“ der Familie scheint immer noch in vielen Köpfen verankert zu sein und junge Väter, die sich fürs „Daheimbleiben“ entscheiden, stoßen damit nicht selten auf Verwunderung und in manchen Fällen sogar auf Spott. Aus diesen gesellschaftlichen Gegebenheiten ergeben sich für Männer drei entscheidende Nachteile: 1. Die Möglichkeit in den ersten Lebensjahren eine enge frühkindliche Beziehung zu ihrem Nachwuchs aufzubauen. Diese enge Form der Bindung kann in den darauffolgenden Jahren kaum nachgeholt werden. 2. Sind sie häufig dem Anspruch ausgesetzt, die Familie im Alleingang ernähren zu müssen, was zu einem erhöhten Stresspegel und Unzufriedenheit führen kann. Außerdem entgeht vielen Männern die Chance, Eigenständigkeit im Umgang mit ihrem Nachwuchs zu erlernen und sie sind deshalb in vielen Fällen auf die Unterstützung ihrer Partnerinnen angewiesen.

Wenig Flexibilität bei Arbeitsmodellen

Die Statistik belegt, dass die meisten Männer Vollzeit arbeiten und dies meist vom Beginn ihres beruflichen Werdegangs bis zur Pensionierung. Häufig wird bei Männern davon ausgegangen, dass sie Vollzeit arbeiten möchten, denn auch „wenn Kinder da sind, kann sich ja die Frau darum kümmern“. Bei den (meist männlichen) Arbeitgebern selbst scheinen Männer, die in Teilzeit arbeiten, so gut wie gar nicht auf dem Schirm zu sein und ich frage mich, auf wie viel Verständnis jene Männer treffen, die sich nach der Geburt ihres Nachwuchses vielleicht dazu entscheiden, beruflich kürzerzutreten und stattdessen mehr Zeit mit ihrer Familie zu verbringen. Denn auch Männern, die keine Kinder haben und auf Vollzeitarbeit und -gehalt verzichten, um sich ihren Hobbys und Leidenschaften zu widmen, steht die Gesellschaft skeptisch gegenüber. Es wirkt beinahe so, als habe sich das Bild vom männlichen Verdiener und Versorger soweit eingebrannt, dass es von Männern sogar dann erwartet wird, wenn es niemanden (außer sich selbst) zu versorgen gibt.

Männer begehen häufiger Suizid und haben eine geringere Lebenserwartung als Frauen. Warum Mann nicht drüber redet?

Der Archetyp vom „starken Mann“, der nicht über die eigenen Gefühle spricht, ungern Überlastung zugibt und niemals auch nur eine einzige Träne vergießt, ist tief in unserer Gesellschaft verwurzelt. Könnte dieses Zerrbild auch damit zu tun haben, dass Männer häufiger Suizid begehen als Frauen? Männer suchen sich seltener Hilfe als Frauen, weil sie häufig befürchten, dass Schwäche zu zeigen bedeutet, „kein richtiger Mann zu sein“. Außerdem gehen Männer seltener zu medizinischen Vorsorgeuntersuchungen als Frauen. Dieser Mangel an prophylaktischen Untersuchungen führt dazu, dass viele Krankheiten zu spät diagnostiziert werden und im schlimmsten Falls nur noch dürftig zu behandeln sind. Auch das könnte ein Grund dafür sein, dass Männer häufig früher sterben.

Epilog

Selbstverständlich bilden die genannten Beispiele nur einen winzigen Bruchteil der Realität ab, mit der Mann sich in einer patriarchalen Gesellschaft auseinandersetzen muss. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass auch dieser Blick durchs Schlüsselloch genügen kann, um zu verstehen, dass das Abbauen dieser veralteten Stereotype und ein damit verbundenes Umdenken Aller wichtig ist. Kritische Männlichkeit, also das bewusste Hinterfragen von männlich dominierten Ordnungen und Einstellungsmustern, ist wesentlich für eine gerechtere und ausgewogenere Gesellschaft.

 

 

Bild
Profil für Benutzer Karl Trojer
Karl Trojer Sa., 26.03.2022 - 11:10

Die Gleichstellung der Frauen mit den Männern ist überfällig , und selbst wir Männer würden davon Nutzen ziehen. Das Patriarchat hat Jahrtausende lang die Frau erniedrigt und dies sogar innerhalb der meisten Religionen. Die Werte denen die meisten Frauen Vorrang geben sind (gemäß meiner Erfahrung) : Beziehungspflege, Kooperation, Gespräch, "sowohl als auch", alles Werte die zukunftsfähiger sind als Konkurrenz, Gewinnmaximierung, Wertekampf und "entweder oder".

Sa., 26.03.2022 - 11:10 Permalink
Bild
Salto User
Sepp.Bacher Sa., 26.03.2022 - 14:14

"Der Autor dieses Textes möchte die Auswirkungen von patriarchalen Stereotypen .....usw." Wer ist der Autor dieses Textes? Warum wird sein Name nicht bekannt gegeben? Ist es der im Foto?
Männer begehen heufiger Suizid und gehen seltener zu prophylaktischen Voruntesuchungen: das sind m.E. keine schlechten Eigenschaften. Sie werden auch so alt genug. Warum sollen alle 90 oder 100 werden. Die lange Zeit in der Rente und dann in der Pflege schaffen viele gesellschaftliche Probleme und kosten viel Geld. Das beste wäre, sich bevor man ein Pflegefall wird zu vertschüssen.
Nicht alle männlichen Eigenschaften sind schlecht und müssen überwunden werden. Man muss sie nur akzeptieren. Solange der Mann oder die Frau keinem ein Leid antut, haben sie das Recht so zu leben, wie es für sie passt.
Männer müssen nicht so werden wie die Frauen es wollen.

Sa., 26.03.2022 - 14:14 Permalink