Gesellschaft | Gleichstellung

Sparkasse: Brandstätter und die Frauen

Was hindert Frauen im Jahr 2014 in die entscheidenden Führungsgremien des Landes berufen zu werden? Ein Mailwechsel zwischen den Grünen Frauen und dem designierten Sparkassen-Präsidenten Gerhard Brandstätter klärt auf.

Die Wahl findet bei der Gesellschafterversammlung am kommenden Dienstag statt. Das Geheimnis, wer in den kommenden Jahren im Verwaltungs- und Aufsichtsrat der Südtiroler Sparkasse sitzen wird, wurde bereits anlässlich der Nominierungen vor drei Wochen gelüftet. Während sich der Mainstream der Rundumerneuerung der beiden Gremien oder auch der Frage widmete, ob der bisherige Stiftungspräsidenten Gerhard Brandstätter tatsächlich auf Knien darum gebeten werden musste, neuer Sparkasse-Präsident zu werden, betrachteten die Grünen Frauen die Namenliste aus einer andere Perspektive: Sie zählten nach, wie viele weibliche Vornamen im neuen Führungsgremium der größten Südtiroler Bank zu finden sind. Weit kamen sie damit nicht – denn außer Katrin Rieper vom gleichnamigen Vintler Lebensmittelproduzenten werden im neunköpfigen Gremium der größten Südtiroler Bank nur Männer sitzen.

Aus Gendersicht also keine Spur von Rundumerneuerung. Denn: Aus bisher zwei Frauen, Maria Niederstätter und Marina La Vella, wird eine. Wegen der Verkleinerung des bisher 15-köpfigen Führungsgremiums steigt der Frauenanteil damit zwar von 13 auf 14 Prozent. Vorzeigbar ist das im Jahr 2014 wohl kaum, empörten sich die Grünen Frauen in einem Mail an die Stiftung Südtiroler Sparkasse und ihren scheidenden Präsidenten Gerhard Brandstätter: „Eine Frau im Vorstand ist nicht genug“, schrieben Evelyn Gruber-Fischnaller, Caterina Maurer, Brigitte Foppa, Monika Mallojer und Gerda Gius. Denn: „Wir können Geld genauso gut, wenn nicht besser verwalten als Männer. Bekanntlich hat uns auch eine männlich bestimmte Wirtschaftspolitik nicht sehr weit gebracht. Der Großteil der Hausfrauen versteht sich sehr gut auf finanzielle Planung und Risikomanagement“. Deshalb der klare Aufruf: „Beruft mehr Frauen in den Vorstand.“

Fauxpas und Sachzwänge

Die Antwort darauf kam von niemand geringerem als dem scheidenden Stiftungspräsidenten und designierten Sparkassen-Chef persönlich. Prinzipiell, versichert Gerhard Brandstätter den Damen per Mail, würde man die grundsätzliche und hohe Absicht für eine höhere Frauenquote Sorge zu tragen, durchaus teilen. Bei der Bestellung der Stiftungsmitglieder schreibe heute bereits die Satzung eine angemessene weibliche Vertretung vor - laut der aktuellen Interpretation sind das derzeit 14 Frauen von insgesamt 39 Mitgliedern. Es hätten auch noch mehr sein können, räumt der Stiftungspräsident selbst ein. Doch leider war es nicht möglich, „um das Bankhaus verdiente Bankmandatare“ nicht zu berücksichtigen. „Eine solche Vorgehensweise wäre ein Fauxpas gegenüber besagten Personen gewesen“, schreibt Brandstätter.

Noch weit größer ist die Gefahr einer solcher Etikettenverletzung offenbar, wenn es um die Besetzung der Gremien der eigenen Bankentochter geht. Dort gilt keine Quote; und die Schlange an Kandidaten mit Vorrangrecht muss laut Brandstätters Mail noch ungleich länger sein. Schließlich werden dort werden laut dem Stiftungspräsidenten einerseits Personen aus dem eigenen Bankhaus bevorzugt, dann müssen der „lokale Sprachen- und Gebietsproporz“ und schließlich auch noch die Auflagen der Bankenaufsicht berücksichtigt werden – „welche in erster Linie Fachkompetenz im Finanz- und Bankenbereich fordert“, so Brandstätter.

Unter dieser Last an „Sachzwängen“ und angesichts der Verkleinerung des Verwaltungsrates sei eine Frau der „kleinste gemeinsame Nenner“ gewesen, bedauert Brandstätter gegenüber den Grünen Frauen. Nicht ohne sie als Vertreterinnen einer politischen Partei daran zu erinnern, dass sich die Stiftung „jeglicher politischen Einflussnahme entziehen muss“. 

Nicht nur Grünen Frauen fällt sicher einiges ein, das dem künftigen Präsidenten des Sparkasse-Verwaltungsrats darauf zu erwidern wäre. Vielleicht sollte frau sich auch Sorgen machen, dass es angesichts all der für den Verwaltungsrat designierten Hoteliers, Unternehmer oder Freiberufler im „eigenen Bankhaus“ scheinbar nicht nur an qualifizierten Frauen, sondern auch an ebensolchen Männern mangelt. Doch die wichtigste Antwort hat Gerhard Brandstätter bereits geliefert: Es gibt tatsächlich einen Grund für die Frauenquote.