Politik | Brennercom

Das goldene Dachl

Die Geschichte der Brennercom Tirol ist ein Musterbeispiel dafür, wie man auf Kosten des Landes öffentliche Gewinne privatisiert. Die Politik schaute bisher einfach zu.

Wenn Sie Kunde der Brennercom Tirol sind, dann dürfte vor allem Michl Ebner glücklich sein. Der Grund dafür: Macht das Unternehmen Gewinne, so fließen 72 Prozent davon in die Kassen des Athesia-Konzerns.
Wie aber kann das gehen? Wenn die Athesia-Gruppe über die Athesia Druck GmbH und die KM Invest GmbH nur 48,34 Prozent der Brennercom hält?
Wie und dass es seit Jahren geht, zeigt die Realität.

Die Gründung

Am Nachmittag des 16. Oktober 2007 wird in der Innsbrucker Eduard-Bodem-Gasse 8 den Sitz der „Brennercom Tirol" offiziell eröffnete. In der Eigendarstellung will die Brennercom AG künftig auch auf Unternehmen setzen, die sowohl in Südtirol als auch in Nordtirol tätig sind. Grund für die Expansion ist die Marktsättigung in Südtirol.
In den vergangenen acht Jahren ist die Brennercom Tirol gewachsen. Erst vor kurzem hat man ein neues Datencenter in Innsbruck fertiggestellt. Das Unternehmen schreibt Gewinne. Mit dem Mutterhaus Brennercom AG in Bozen im Rücken ist die Brennercom Tirol auch finanziell durchaus abgedeckt.
Auffallend ist von Anfang an aber eines: Die Brennercom hat mehrere Niederlassungen und Tochterfirmen. Etwa die „Brennercom Deutschland GmbH“ mit Sitz in München, die eine 100prozentige Tochter der Südtiroler Brennercom ist.
Was aber in München geht, scheint in Innsbruck nicht möglich zu sein. Denn die Brennercom Tirol ist völlig anders aufgestellt.

Die leere Schachtel

Möglich wird das durch eine geschickte gesellschaftsrechtliche Verschachtlung, die dem Kunden, aber auch den meisten verantwortlichen Landespolitikern bis heute kaum auffällt. Denn in Wirklichkeit gibt es zwei verschiedene Brennercom Tirol.
Die Kanzlei des renommierten Wirtschaftsanwaltes Franz Pegger in der Maria-Theresien-Straße 24 ist eine der nobelsten Adresse in Innsbruck. Dort lassen sich nicht nur Michl Ebner und sein Athesia-Konzern anwaltschaftlich vertreten, sondern auch Karl Manfredi hat dort seine „KM Invest GmbH - Innsbruck“ gegründet. Die Nordtiroler Firma, die 30,76 Prozent der Brennercom hält, gehört seit 2008 bekanntlich der Athesia.
In Peggers Kanzlei werden im Herbst 2006 gleich zwei Nordtiroler Brennercoms gegründet. Am 2. Oktober 2006 wird in das Firmenregister des Landesgerichtes Innsbruck die „Brennercom Holding GmbH" eingetragen. Der Gesellschaftszweck: „Unternehmensbeteiligung und -verwaltung". Einziger Gesellschafter des Unternehmens mit einem Gesellschaftskapital von 35.000 Euro ist die Brennercom AG. Geschäftsführer ist Karl Manfredi.
Was diese Holding tut, weiß niemand. Außer als leere Schachtel dazustehen. Ohne Angestellte und ohne Strukturen.

​Was diese Holding tut, weiß niemand. Außer als leere Schachtel dazustehen. Ohne Angestellte und ohne Strukturen.

Die operative Gesellschaft

Denn jene Brennercom Tirol, die seit fast acht Jahren rund um Innsbruck operativ tätig ist und den Markt beackert, wird erst zwei Monate später aus der Taufe gehoben.
Am 1. Dezember 2006 wird die „Brennercom Tirol GmbH" gegründet und am Landesgericht eingetragen. Die Gesellschaft hat ebenfalls ein Gesellschaftskapital von 35.000 Euro und auch hier ist anfänglich Karl Manfredi Geschäftsführer. 
Doch die Gesellschafterstruktur ist anders. Die Brennercom Tirol Gmbh gehört nur zu 55 Prozent der Brennercom Holding GmbH und damit der Brennercom AG.
Die restlichen 45 Prozent hält KM Invest GmbH und damit die Athesia.
Das heißt, dass Michl Ebner seit fast acht Jahren rund 72 Prozent der Brennercom Tirol hält und auch kontrolliert. Die Athesia kann damit auch fast Dreiviertel des Gewinns einfahren.

Die Struktur

Dabei nutzt die Nordtiroler Brennercom voll die Struktur der Brennercom AG. Nicht nur die Marke, die technischen Synergien oder die Marketing- und Werbemittel. Ob man die Abrechnungen – so wie es sein müsste – zwischen Süd- und Nordtirol fein säuberlich trennt, das ist ein Geheimnis des Glaubens.
Denn die Schachtel Brennercom Holding dürfte nur einen Sinn haben. Den direkten Einblick des Landes in die Nordtiroler Geschäftsgebarung zu verhindern. Vertreter des Landes gibt es in den Nordtiroler Strukturen  keine mehr.
Und damit auch keine Kontrolle.