Zwei Tage für die Geschichtsbücher
Landesmeteorologe Dieter Peterlin beschreibt es mit diesen Worten: “Ein Wochenende, das in die Südtiroler Wettergeschichte eingeht.” Die heftigen Unwetter der vergangenen zwei Tage haben für neue Rekorde gesorgt – und zum Teil verheerende Schäden angerichtet.
In der Nacht von Samstag (24. Juni) auf Sonntag gingen südtirolweit über 10.000 Blitze nieder. “Der mit Abstand blitzreichste Tag seit Messbeginn vor zehn Jahren”, kommentiert Dieter Peterlin. Der blitzreichste Tag bisher war der 30. Juli 2016 mit 7.500 Blitzen gewesen. Auch am Sonntag wurden über 5.000 Blitzeinschläge im ganzen Land gezählt.
Die heftigsten Gewitter mit Starkregen und Hagel gingen dabei über das Wipptal, Sarntal und Eisacktal nieder. Stark betroffen waren auch das Passeiertal, das Schlerngebiet und der Bozner Talkessel. In Kollmann fielen 100 Liter Niederschlag pro Quadratmeter, in Bozen 75. “Das ist mehr Regen als normalerweise im ganzen Monat zusammen”, so Peterlin. Er erklärt, wie es zu den großen Regenmengen kommen konnte: “Die Gewitter zogen nur langsam weiter bzw. entwickelten sich an Ort und Stelle immer wieder neu und deshalb gab es so große Niederschlagsintensitäten, Hagel und Blitzaktivität.”
Nicht nur stellenweise sondern "großer Hagel" in großem Gebiet. Bis 4 cm. Passeier-, Sarn-, Eisacktal, Schlerngebiet (Bild:Thomas Profanter) pic.twitter.com/4inpS0DORS
— Dieter Peterlin (@DieterPeterlin) 25. Juni 2017
Die heftigen Niederschläge haben zu Überschwemmungen und Murenabgängen in vielen Gebieten des Landes geführt. Die Helden dieser Stunden sind ein weiteres Mal die Männer und Frauen der Feuerwehren im ganzen Land. Samstag Nacht und Sonntag Vormittag rückten die Wehren zu über 230 Einsätzen aus. Auf der Brennerstaatsstraße SS12 gingen auf der Höhe des Villnösser Stausees zwei Muren nieder. Infolge wurde die Straße gesperrt und der Verkehr auf die Brennerautobahn umgeleitet. Die Aufräumarbeiten dauern Montag Früh an.
In Bozen mussten die Freiwilligen Feuerwehren und die Berufsfeuerwehr Unterstützung von den Nachbarwehren anfordern, um rund 140 Einsätze zu bewältigen. Zahlreiche Keller und Garagen wurden überschwemmt, in einigen stand das Wasser sogar bis zur Decke. Auch mussten drei PKWs aus verschiedenen Unterführungen befreit werden. Sie hatten sich vor dem Hagel in Schutz bringen wollen. Die Fahrer wurden jedoch von den plötzlichen Wassermassen überrascht und schafften es nicht mehr, wegzufahren.
Über das Ufer getretene Bäche, unter Wasser stehende Räume, verschüttete Straßen und beschädigte Gebäude hielten auch die Feuerwehren im restlichen Land in Atem. Die FF Pflersch musste am Samstag Abend gleich zu mehreren Murenabgängen ausrücken. Geröll, Schutt, Schlamm und Wasser hatten unter anderem die Bahngeleise in Außerpflersch verschüttet.
Vor allem über die sozialen Netzwerke bedanken sich zahlreiche Südtirolerinnen und Südtiroler bei den Feuerwehren. Eine Facebook-Userin schreibt: “Ein großes Dankeschön allen Feuerwehrmännern, die immer wieder ihre kostbare Freizeit für die Bevölkerung einsetzen.” “Ein Dank an allen Feuerwehren für den Einsatz!”, schreibt auch Dieter Peterlin auf Twitter. Der EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann, der den Murenabgang beim Villnösser Stausee von seinem Zuhause in Feldthurns aus beobachtet hat, schreibt auf Facebook: “Danke allen, die sich am Sonntag darum kümmern, dass Normalität zurückkehrt.”