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Die Pragser Erfolgsgeschichte

Hotspot-Management für mehr Nachhaltigkeit: Prags führte als erste Gemeinde Südtirols ein erfolgreiches Buchungssystem ein. Nun wird es für Karersee und Seiser Alm angepasst – Villnöss und Ritten nutzen die einheitliche digitale Lösung bereits.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Pragser Wildsee
Foto: IDM Südtirol-Alto Adige/Harald Wisthaler
  • Mit der steigenden Bekanntheit des Pragser Wildsees wurden die Besucherströme für die Natur im Pragser Tal ebenso wie für die Einheimischen, nicht zuletzt aber auch für die Gäste untragbar. Das Gebiet musste die Reißleine ziehen. Stichwort: Besucherlenkung, also Maßnahmen zur Beeinflussung von Besucherinnen und Besuchern in ihrer Verteilung, Verhaltensweise und Einstellung gegenüber dem Schutzobjekt. Das Ziel: negative Auswirkungen für das Gebiet minimieren. Dafür arbeiten Land, Gemeinde, das Mobilitätskonsortium Südtirol und IDM Südtirol gemeinsam an einer Lösung. Ab 2018 wurden in Prags erste Maßnahmen in diese Richtung ergriffen – mit einer zeitlichen Verkehrsbeschränkung, einem Auffangparkplatz und einer Potenzierung der Bus- und Shuttledienste. Man begann mit der Definition und Umsetzung eines Kommunikation- und Marketingkonzeptes. 2019 wurde erstmals eine Straßensperre im Zeitraum von Mitte Juli bis Mitte September eingeführt, von 10 bis 15 Uhr, in den Folgejahren von 9.30 bis 16 Uhr.

    „Die Umsetzung eines so großen Plans braucht auch etwas Mut.“

    Silke Stabinger, Direktorin des Tourismusvereins Prags

    Silke Stabinger ist Direktorin des Tourismusvereins Prags und seit 2019 dort tätig. Seit 2020 ist sie aktiv in das Hotspot-Management involviert. „Wir mussten handeln“, sagt sie. Rückblickend ist sie überzeugt, die richtigen Schritte gemacht zu haben. „Jahr für Jahr wurden neue Maßnahmen eingeführt, die nicht immer problemlos angenommen wurden. Wir haben laufend optimiert. Es gab interne Diskussionen und wir mussten uns vielfach rechtfertigen, etwa gegenüber Medien. Die Umsetzung eines so großen Plans braucht auch etwas Mut. Man muss eine Vision haben und diese dann auch entsprechend verteidigen“, so die Touristikerin.

    „Von Anfang an alle Partner mitnehmen – von den Betrieben bis zu den Nachbargemeinden.“

    Silke Stabinger, Direktorin des Tourismusvereins Prags

    Silke Stabinger tauscht sich intensiv mit anderen Destinationen im Alpenraum aus: mit der Schweiz, Österreich, Deutschland und Italien. Auch mit anderen Destinationen steht Stabinger im Gedankenaustausch, beispielsweise mit Wales. Bei allen handelt es sich um Hotspots, die mit ihren eigenen Herausforderungen konfrontiert sind, die es zu lösen gilt. „Unsere Lösungen sind nicht 1:1 auf andere Gebiete übertragbar – aber es gibt viele Ähnlichkeiten“, so Stabinger. „Und dann gibt es die Besonderheiten, die jede Destination mit allen involvierten Stakeholdern für sich lösen muss.“ Jedem, der diesen Prozess startet, rät Stabinger eines: „Von Anfang an alle Partner mitnehmen – von den Betrieben bis zu den Nachbargemeinden. Wir haben am Anfang das eine oder andere nicht bedacht, weil wir sofort losstarten wollten. Aber wir haben schnell gemerkt, dass man sich für so ein Vorhaben breit aufstellen muss. Es müssen nicht alle mitentscheiden, aber alle Interessengruppen müssen über den gesamten Prozess informiert werden und eventuell die Gelegenheit erhalten, Maßnahmen zu kommentieren und zu evaluieren. Es nützt nichts, wenn man von oben herab delegiert.“

    2020 ging man zur Beschränkung über und strebte eine Reduzierung des Besucherkontingentes am Pragser Wildsee an – von ca. 6.700 Personen auf ca. 4.000 Personen, die sich gleichzeitig am See aufhalten, inklusive Reservierungspflicht für Parkplätze und Zubringerdienste. Im Folgejahr wurde die Online-Buchbarkeit erweitert und eine einheitliche Landingpage für die Buchung aller Online-Dienste eingeführt. Dahinter steht eine dafür eigens entwickelte technische Lösung, das einheitliche Hotspot- Management-System des Landesverbands der Tourismusorganisationen (LTS) und IDM Südtirol. Das System für Tourismusorganisationen, Mitgliedsbetriebe, Partner und Leistungsanbieter ermöglicht den einheitlichen Online- und Frontoffice-Verkauf von Erlebnissen und eine zentrale Abwicklung aller Buchungen und Zahlungen sowie die Kontingentierung von Tickets. Das System kann in Websites integriert werden und ist direkt einsatzbereit. Außerdem kann es an die Bedürfnisse der jeweiligen Ortschaften angepasst werden – wie beispielsweise in Villnöss mit online buchbaren Parkplätzen oder, wie auf der Seiser Alm, mit einer digitalen Zufahrt, die das Kennzeichen erfasst. Die Vorbereitungen an der digitalen Zufahrt haben bereits begonnen. 

  • Foto: IDM Südtirol-Alto Adige/Harald Wisthaler
  • Der LTS unterstützt beim Einstieg mit Schulungen und Support. Das System wird stetig weiterentwickelt, Erfahrungen und neue Anforderungen fließen in das System ein. IDM unterstützt bei der Entwicklung eines umfassenden Kommunikationskonzepts. Intern werden Mitarbeiter und Tourismusvereine informiert, während sich die externe Kommunikation an Gäste und Unterkunftsbetriebe richtet. Der Fokus liegt auf einer 360-Grad-Kommunikation, die detaillierte Informationen zur Anreise ins Tal und zur Verlagerung des Verkehrs bereitstellt.

    Seit 2022 ist die Straße zum Pragser Wildsee die erste digital buchbare Zufahrt Südtirols. Mit dem Beginn der Hauptsaison am 10. Juli startet das System in Prags wieder: Kameras lesen das KFZ-Zeichen und geben den Weg frei. Alternativ wird mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, dem Fahrrad oder zu Fuß das Tal besucht. 

    Statt Overtourism blickt man im Hochpustertal heute auf zufriedenere Gäste und Einheimische – das Ergebnis eines Prozesses, der für alle vertretbar ist. Trotzdem bleibt das Hotspot-Management laut Stabinger auch hier ein Prozess, das System wird weiter optimiert, Maßnahmen werden getestet, neu angepasst, Etabliertes wird beibehalten. Für Stabinger waren die bisherigen Schritte eine Notwendigkeit, jetzt will sich Prags professionalisieren: „Hinter das Muss haben wir jetzt einen Haken gesetzt, es läuft geordnet, jetzt haben wir Lust, uns weiterzuentwickeln. Für uns steht zum Beispiel die Digitalisierung des Hotspot-Managements auf dem Programm, etwa ein komplett digitalisiertes Parkraummanagement. Wir arbeiten an einer Strategie für die nächsten Jahre.“

  • Dies ist ein Artikel von TourisMUT.com – der Zukunftsplattform für die Tourismusbranche Südtirols. Die Plattform steht allen Nutzern offen, die sich für das Thema interessieren und mit innovativen Ideen zur Erreichung der Ziele des Landesprogramms für Tourismusentwicklung 2030+ beitragen wollen.