Film | Filmvorstellungen

Drei Filme zur Pride

In Südtirol findet die 1. Pride statt, auf der Leinwand dürfen queere Existenzen glücklicherweise schon eine ganze Weile lang ihre Facetten zeigen. Drei Empfehlungen.
Zwei Frauen halten sich am Strand
Foto: Celine Sciamma
  • Queer

    Luca Guadagnino hat mit Call Me By Your Name bereits einen modernen Klassiker geschaffen, Queer ist etwas unbekannter, doch nicht weniger interessant. Darin verfilmt der Regisseur den Roman des Beat-Autors William S. Burroughs, der stark autobiografisch gefärbt ist. Daniel Craig spielt den Protagonisten William Lee, der in den 50er Jahren in Mexiko-Stadt die Bars unsicher macht, sein Leben genießt und ab und an auch mal was schreibt. Er lernt den ehemaligen Soldaten Eugene kennen, verliebt sich, was der Anfang einer nicht ganz einfachen Beziehung darstellt. Guadagnino zeigt Bond-Darsteller Craig hier auf eine andere, neue Art. William Lee ist ein strauchelnder, verlorener Mensch, der Mühe hat, seine lässige Maskerade aufrechtzuerhalten. Der Film ist ein zumeist zartes, teils psychedelisches, allenfalls aber schweißtreibendes Drama, das perfekt in den Sommer passt. Eine ausführlichere Rezension findet sich auf Salto.

  • Foto: Luca Guadagnino
  • Porträt einer jungen Frau in Flammen

    Einer der schönsten Liebesfilme, die es gibt. Céline Sciamma erzählt in diesem Historienfilm von Marianne und Héloïse. Erstere ist Malerin, die andere das zu malende Objekt. Sie treffen auf einer Insel in der Bretagne aufeinander, finden zueinander, obwohl erst die Widerstände der Zeit dazwischenfunken. Denn Héloïse ist einem Mann versprochen, zuvor soll sie noch porträtiert werden, weigert sich aber, weil sie gegen die Heirat mit dem Unbekannten ist. Sciamma schafft hiermit einen wunderbar zarten und gefühlvollen, niemals aber kitschigen Film, der immer den richtigen Ton trifft. Die reduzierte Geschichte wird von den beiden Hauptdarstellerinnen Adéle Haenel und Noémie Merlant getragen, und brennt sich durch ruhige, wohlüberlegt komponierte Bilder in das Gedächtnis ein. Die lesbische Liebesgeschichte wäre auch so schon ein Glanzstück in Sachen Kino, der historische Kontext des 18. Jahrhunderts macht sie aber noch vielschichtiger.

  • Foto: Celine Sciamma
  • Tangerine L.A.

    Sean Baker feiert letztes Jahr mit Anora seinen bislang größten Triumph und gewann damit die Goldene Palme in Cannes. Jahre zuvor erregte er bereits mit Tangerine L.A. Aufsehen. Der auf einem iPhone gedrehte Film erzählt von den beiden Transgender-Prostituierten Sin-Dee Rella und Alexandra. Erstere kommt aus dem Gefängnis und erfährt von ihrer Freundin, dass ihr Partner sie während der Haft betrogen hat. Prompt machen sie sich auf die Suche nach dem untreuen Mann. Baker erzählt einmal mehr, oder besser gesagt, schon damals, von den einfachen Menschen, von der Straße, von den prekären Verhältnissen. Gekonnt beleuchtet er das Milieu seiner Protagonistinnen, stellt ihre Identität vor, beutet sie aber nicht aus. Zauberhaft und bedrückend realistisch zugleich, bunt und überzeugend gespielt, verliert man sich schnell im Los Angeles des Films. Eine unbedingte Empfehlung.

  • Foto: Sean Baker