Umwelt | Mobilität

Der Hybrid-Bus, ein Umweltproblem?

Der Verein "Umwelt und Gesundheit" kritisiert das Modell des "Hybrid"-Busses von Sasa.
Sasa
Foto: Salto.bz

Der Bozner Verein „Umwelt und Gesundheit“ hat am Montagmorgen in einer Pressekonferenz die Problematiken angesprochen, die im Zusammenhang mit dem Kauf von „Hybridbussen“ für den öffentlichen Verkehr in Bozen, Meran und Leifers, entstanden seien. Die Hybridbusse sollen am 2. September offiziell von Sasa vorgestellt werden.

In den letzten Jahren sei die Sasa-Busflotte nicht erneuert worden, was zum Verschleiß und der Alterung der Fahrzeuge geführt habe. Die nun getätigte Erneuerung „erscheint auch gegenläufig zu dem, was in anderen italienischen und ausländischen Städten geschieht“, heißt es in der Pressemitteilung des Vereins „Umwelt und Gesundheit“.

 

Vor allem kritisiert der Verein um Claudio Campedelli und Michele De Luca, dass es sich bei den „Hybrid“-Bussen um eine „kosmetische Elektrifizierung“ handle, denn sie würden mit umweltschädlichem Diesel anstatt mit Erdgas betrieben. Der Ankauf stünde somit im Widerspruch mit den klar definierten Zielen des „Klimaplans“, sowie mit denen des „NO2“-Planes, welcher die notwendige Reduzierung des Stickoxid-Ausstoß vorgesehen hatte. Es handele sich um ein Missverständnis im Gebrauch des Begriffs „Hybrid“. Die neu gekauften Hybridbusse seien keine „Full-Hybrid“-, sondern „Mild-Hybrid“–Busse, zeigt der Verein „Umwelt und Gesundheit“ auf: ein Modell, das nur eine geringe Menge an Bremsenergie zurückgewinne, um sie beim Neustart des Fahrzeugs wiederzuverwenden. Das „Full-Hybrid“–Modell hingegen habe deutlich höhere Kosten.

„Es ist nicht nachvollziehbar, wie Sasa eine Flotte von etwa 160 Fahrzeugen mit vier verschiedenen Antriebsarten (Diesel, Erdgas, elektrisch mit Batterie, elektrisch mit Wasserstoff) logistisch und wirtschaftlich effizient managen kann.“

 

Fragen über Fragen

 

Als Grund, warum statt Erdgasbussen nun die „Hybrid-Busse“ eingesetzt werden, würde die Umstellung auf „Elektrifizierung“ von Sasa genannt werden. Der Verein „Umwelt und Gesundheit“ erklärt allerdings, dass die Emissionen von Erdgasbussen geringer seien. „Unabhängige Studien haben gezeigt, dass von den Euro-6-Bussen die mit Erdgas fahrenden Busse viel sauberer sind als jene mit Dieselantrieb. Studien, die bisher nicht widerlegt wurden.“ Die von der Ausschreibung ausgewählten Fahrzeuge seien auch mit Erdgasantrieb erhältlich. „Warum dann Diesel?“, fragt der Verein.

Auch die Haltung des Landesrates für Mobilität sieht man als widersprüchlich: Daniel Alfreider verteidige auf der einen Seite die Elektrifizierung durch Hybrid-Busse, auf der anderen Seite spreche er sich im Landtag für „nachhaltigere Antriebe“ und für mit Erdgas betriebene Busse aus.
Die Frage nach den Antrieben sei grundsätzlich eher unklar: „Es ist nicht nachvollziehbar, wie Sasa eine Flotte von etwa 160 Fahrzeugen mit vier verschiedenen Antriebsarten (Diesel, Erdgas, elektrisch mit Batterie, elektrisch mit Wasserstoff) logistisch und wirtschaftlich effizient managen kann“, zeigt der Verein gegenüber der Presse auf.

„Schwerwiegende Fehler im Management der Busflotte“

 

Zu viel für falschen Hybrid?

 

2013 hat das Land fünf Wasserstoffbusse für 9 Millionen Euro angekauft. Diese Ausgaben hätten eine Erneuerung der Sasa-Flotte verhindert, die im „Plan NO2 2011“ vorgesehen gewesen sei, ist man bei „Umwelt und Gesundheit“ überzeugt. Entsprechend widersprüchlich sei der Kauf von weiteren zehn wasserstoffbetriebenen Bussen für 8,4 Millionen Euro – „Kosten, die wiederum unverhältnismäßig und weit über dem von der Europäischen Union selbst gesetzten Ziel liegen“. Auch Wartungs- und Kraftstoffkosten seien höher als bei Bussen mit konventionellen Motoren.

Der Klimaplane für 2025 sähe vor, dass in jenem Jahr von Sasa nur Erdgas-, Wasserstoff- und Elektrobusse genutzt würden – „ein Ziel, das bei der aktuellen Lage unerreichbar ist“, hieß es am Montag vom Verein „Umwelt und Gesundheit“: „Als Umweltaktivisten sind wir überzeugt, dass die weitere Erneuerung der Busflotte rationell und zielführend erfolgen sollte und fordern somit, dass keine weiteren fragwürdigen Entscheidungen getroffen werden.“

Aufgrund der „schwerwiegenden Fehler im Management der Busflotte“ sei ein Besprechungstisch mit Sasa, Land, Gemeinden und Umweltverbänden von Nöten, an dem über Erneuerung der Flotte von Sasa und der Überlandbusse diskutiert werden könne.