Wirtschaft | Vereinbarkeit
Familiäre Angelegenheiten
Foto: Alfonso Scarpa on Unsplash
Laut der 2021 durchgeführten Familienstudie des ASTAT sind 99 Prozent der Befragten der Meinung, dass sich beide Elternteile für die Kinder engagieren sollten. Wird ein Blick auf die Daten geworfen, zeigt sich aber, dass sich im Durchschnitt Frauen in einem viel höheren Ausmaß um den Nachwuchs kümmern.
Ich arbeite schon seit dreißig Jahren im Personalbüro und in den letzten Jahren ist bemerkbar, dass die Elternzeit für Väter immer weniger ein Tabuthema ist - Elisabeth Pfattner
Audit „familieundberuf“
Der Service Familienfreundliches Unternehmen der Handelskammer Bozen und die Familienagentur bieten seit 2008 Unternehmen an, mit dem Audit „familieundberuf“ eine Zertifizierung in diesem Bereich zu erhalten. Mit der international tätigen Unternehmensgruppe Gronbach AG (Standort Laag / Neumarkt) gibt es seit Mitte August 13 Unternehmen und Organisationen, die in einem Dialogverfahren als familienfreundliche Arbeitgeber in Südtirol zertifiziert wurden.
„Familienfreundlichkeit und Unternehmenserfolg sind keine Gegensätze. Vielmehr braucht es das richtige Arbeitsumfeld, das auch zum Familienumfeld passen muss, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Betrieb zu halten und um gemeinsam das Unternehmen auf Dauer erfolgreich zu machen“, erklärte Cay Nasner, Geschäftsführer der Gronbach AG bei der Entgegennahme des Zertifikats. Gronbach beschäftigt im Standort Laag / Neumarkt auf 12.000 Quadratmeter Produktionsfläche insgesamt 153 Mitarbeiter:innen und ist auf die Entwicklung von Kinematiken, Scharnierlösungen, Teleskopauszüge und automatisierte Fertigungslinien spezialisiert.
Fast die Hälfte der erwerbstätigen Frauen (44 %) gehen einer Teilzeitbeschäftigung nach, während nur 6 Prozent der Männer in Teilzeit arbeiten.
Im Rahmen des Auditprozesses hat Gronbach verschiedene Maßnahmen, wie eine Stundenbank oder den finanziellen Beitrag für Schulkinder und Neugeborene, erarbeitet. „Bei der Stundenbank können Eltern flexibel ihre Überstunden abbauen, beispielsweise um ihre Kinder in den Kindergarten zu bringen“, erklärt die Personalverantwortliche Elisabeth Pfattner.
Unterschiede in der Erwerbstätigkeit
Rund die Hälfte der Gronbach-Belegschaft ist weiblich – von daher dürfte die Vereinbarkeit von Beruf und Familie unternehmensintern ein wichtiges Thema sein. Denn noch immer übernehmen meist Frauen die Pflege und Versorgung von Kindern: Etwa bleiben laut ASTAT bei 77 Prozent der Familien hauptsächlich die Mütter zuhause, wenn die Kinder krank sind. 70 Prozent der Frauen übernehmen meist die Essenszubereitung und 68 Prozent von ihnen ziehen die Kinder an. Dadurch sinkt auch ihr Anteil der Erwerbstätigkeit: Fast die Hälfte der erwerbstätigen Frauen (44 %) gehen einer Teilzeitbeschäftigung nach, während nur 6 Prozent der Männer in Teilzeit arbeiten.
Die ungleiche Zeitaufteilung bei der Betreuung der Kinder zeigt sich außerdem bei der Elternzeit: Von den 18-64-jährigen erwerbstätigen Eltern haben laut der ASTAT-Familienstudie etwa sechs von zehn Müttern und zwei von zehn Vätern fakultativen Wartestand oder Elternzeit in Anspruch genommen, um sich um die Kinder zu kümmern.
Väter beanspruchen nicht nur seltener Elternzeit als die Mütter, sondern im Schnitt auch nur für kürzere Zeiträume. Bei den Eltern, die fakultative Elternzeit in Anspruch genommen haben, dauerte diese bei 25 Prozent der Männer und 78 Prozent der Frauen mehr als drei Monate.
Personalverantwortliche Pfattner von Gronbach sieht in den letzten Jahren allerdings einen positiven Trend: „Ich arbeite schon seit dreißig Jahren im Personalbüro und in den letzten Jahren ist bemerkbar, dass die Elternzeit für Väter immer weniger ein Tabuthema ist.“ Zudem habe durch die Corona-Pandemie das Arbeiten im Homeoffice zugenommen. Das erhöhe die Flexibilität zuhause und die familiären Aufgaben könnten zwischen den Eltern besser aufgeteilt werden.
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