Zum Glück gibt es ja Facebook
Was wären wir ohne Facebook? Eine Frage, die groß über dem politischen Chaos der Landeshauptstadt schwebt. Es mag zwar Herren der alten Schule wie einen Rudi Benedikter geben, die ihre Gedanken – zumindest unter dem neudeutschen Titel CityNews – als Word-Anhang per Mail verschicken. Doch wir wären wochenweise ahnungslos geblieben, was im Kopf des mittlerweile zur Privatperson mutierten Bürgermeisters vorgeht, wenn....Ja, wenn Mark Zuckerberg nicht allen Nutzern seines Sozialen Netzwerks den Zugang zu Gigis Diario di bordo eröffnet hätte. Auf der Facebook-Seite des Ex-Bürgermeisters erfahren Hinz und Kunz seit Donnerstag Nachmittag noch weit mehr über die Hintergründe des Bürgermeister-Rücktritts als es all jene JournalistInnen wissen wollten, denen Spagnolli am Donnerstag beim Verlassen des Rathauses Auskünfte verweigerte. Mögliche Gründe dafür lieferte er in seinem langem Rücktrittspost gleich mit:
"Senza parlare della sovraesposizione mediatica, che macina nel tritacarne anche la personalità la più sicura di sé alterandone l’aspetto agli occhi anche dei parenti e degli amici più cari."
Doch Facebook erspart nicht nur ausgebrannten Bürgermeistern die ewig gleichen lästigen Fragen der Medienmeute. Wie sich in der steuerungslosen Landeshauptstadt in diesem Sommer zeigte, ermöglicht das Medium auch ausgestiegenen Stadträtinnen wie Chiara Pasquali Teil der politischen Diskussion zu bleiben. Für Selbstdarsteller wie Elena Artioli bietet Facebook seit jeher eine wunderbare Plattform. Die nutzte die Team-Autonomie-Landtagsabgeordete auch am Freitag Abend – um das Bozner Bodenpersonal zu maßregeln. Konkreter gesagt, die Bozner Stadträtin für Unterricht, Chancengleichheit, Freizeit und Dezentralisierung Claudia De Lorenzo von Spagnollis Bürgerliste.
„Es ist vollkommen klar und logisch, dass mit dem Rücktritt von Bürgermeister Spagnolli auch die Bürgerliste tot ist“, schreibt Artioli als Koordinatorin der Bürgerliste. „Logisch für alle, außer für Stadträtin Claudia De Lorenzo, die - hört, hört - mit der Legitimation ihrer stolzen 65 Stimmen glaubt, nicht zurücktreten zu müssen.“ Ein klarer Fall einer „operazione POLTRONISTA“, wettert Artioli und distanziert sich publikumswirksam und ganz im Bici-Look Spagnollis von der Sesselkleberin.
Ähnlich hält es die ehemalige Leiferer Bürgermeisterin und PD-Vorsitzende Liliana di Fede mit ihren Parteigenossen. Zwar soll erst am Montag im PD darüber entschieden werden, was die Partei davon hält, dass nur eine Hälfte der PD-Mannschaft den Bozner Stadtrat verlässt. Doch zur Sicherheit lässt die Parteisekretärin schon einmal über ihre Facebook-Seite wissen, wie sie zu der Sache steht.
„Personalmente, dopo il gesto di Spagnolli, cui tutti dobbiamo rispetto, considero ovvio che per coerenza gli assessori e i consiglieri prendano atto della situazione e facciano un passo indietro.“
Noch interessanter als ihre Position in der Frage ist allerdings Liliana di Fedes Wahl, wie sie veröffentlicht werden soll. Denn nicht lange, bevor die PD-Generalsekretärin über das Soziale Netzwerk ihre Botschaft an Mauro Randi & Co. verschickte, wurde sie von salto.bz kontaktiert – und wollte keine weiteren Erklärungen abgeben als “le dimissioni di Gigi erano nell’aria”. Zum Glück gibt es ja Facebook.
Vor lauter Gequassel hört man
Vor lauter Gequassel hört man das Gesagte nicht mehr, würde ich mal verlauten lassen.
Ich habe es immer vermieden, eine/n Politikerfuzzy auf fb zu lesen, wäre ja noch schöner. Um mir ein Bold zu verschaffen, müsste ich mir also den gesamten Tag über die Kommentare dieser versifften Hirne reinziehen!
Ich bin der Zuckerbergschen Geldmaschine schon lange überdrüssig (und war eigentlich kein addict; im Hinterkopf lief aber ziemlich oft die Frage: "Was wird den gerade so abgehen?"). Ich habe sie von meinem doofphone gelöscht und habe mich seit Monaten nicht mehr eingeloggt. Fb ist nicht die reale Welt, sondern eher eine Bühne, auf der sich ein Haufen Idioten inszenieren. Brauch' ich nicht.