Sport | Analyse

Kein Bock!

Der FC Südtirol erreicht ein - glückliches - Unentschieden und liefert gute Argumente für die Abschaffung des Spieltags unter der Woche.
FC Südtirol Modena
Foto: Ufficio Stampa FCS - FotoSport Bordoni
  • Modena um den Ex-FCS-Innenverteidiger, Giovanni Zaro, gastierte am Dienstag Abend im Bozner Drusus Stadion. Die Gäste formierten sich in einem 4-3-2-1 und waren erwartungsgemäß spielbestimmend. Das lag auch an der Grundformation und der passiven Ausrichtung des FC Südtirol. Bisoli kehrte wieder zu seinem Lieblingssystem, dem 4-4-2, zurück. Die Gäste waren bemüht, den Zwischenlinienraum zu bespielen - der Plan war klar erkennbar, ging aber nicht auf. Südtirol verteidigte - nein: verschob - passiv und versuchte irgendwie über Odogwu und die schnellen Rover und Casiraghi Konter zu starten - auch das gelang nicht!

  • Lustlos

    Die 1. Halbzeit war von zwei Torchancen sehr ereignisarm, vor allem die Südtiroler wirkten lustlos - offenbar hatte selbst Trainer BIsoli keine wirkliche Lust auf Fußball, als er seiner Mannschaft diese Ausrichtung überstülpte. Gewiss, der FCS definiert sich über Kampf und Leidenschaft - jaja, dann aber bitte auch mit Druck auf den Ball und Gegner. Kein Pressing, keine Anpassung an den Gegner, keine Idee, wie man zum Torerfolg hätte kommen sollen.

  • Standbild. 4. Minute: Der FCS (weiß) zwar kompakt, aber in dieser Staffelung auch ohne Gefahr für den Gegner. Foto: SALTO
  • Dabei hätte sich das Trainerteam durchaus etwas überlegen können. Viele erwarteten Modena zwar in der Rauten-Formation, aber das 4-3-2-1 hat ähnliche Schwachstellen wie das 4-Raute-2: Die Flügel sind nämlich nur mit einem Spieler besetzt, das zentrale Mittelfeld muss also weite Wege machen, um Druck auf die Außenverteidiger aufbauen zu können.

  • Die Formation Modenas (4-3-2-1) klar erkennbar. Auch erkennbar (und hervorgehoben): die Schwachstellen des Systems. Foto: SALTO
  • Südtirol hätte in der obigen Szene Casiraghi anspielen und ins 1-gegen-1 schicken können. Der Ball und das Tempo wurde aber verschleppt und so kam keine gefährliche Situation zustande. Es hätte noch nicht einmal einer Systemumstellung bedurft, um die Lücken in der gegnerischen Formation bespielen zu können - was es dafür gebraucht hätte, ist der Wille des Trainerteams, solche Szenarien vorzubereiten und die Lust der Spieler, die Implikationen solcher Konstellationen zu verstehen und selbst auszunutzen.

  • Die Gäste wollten dann doch

    Modena kehrte kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit wieder zu seiner primären Grundformation zurück: Jetzt mit einer Raute im Mittelfeld und einer zweiten Sturmspitze drückten sie aufs Tempo und wollten (ja, sie wollten offenbar wirklich) unbedingt das Tor. Spätestens nach 75 Minuten wäre die Führung auch hochverdient gewesen. Bisoli änderte ebenfalls etwas, brachte Pecorino für Rover und versuchte es zwischenzeitlich mit einer Art 3-5-2, das aber sehr improvisert und nicht abgestimmt wirkte - nichtsdestotrotz ließ er einen Plan erkennen, wie man zum Torerfolg kommen wollte. Das Ganze funktionierte aber dann auch nicht mehr, weil die beiden Stürmer sich nicht am Pressing beteiligten und der FCS deshalb nicht in Ballbesitz kam.

  • Modena spielte ab der 55. Minute im 4-Raute-2. Südtirol hier noch mit 4er-Kette. Foto: SALTO
  • Mit richtig viel Glück sicherte sich Südtirol noch den einen Punkt. So richtig Spaß am Fußball wollte nicht aufkommen am Dienstag Abend, nicht beim Südtiroler Trainerteam, nicht bei den Spielern - und mir ist auch ein bisschen die Lust vergangen. Vielleicht sollte man diese Spieltage unter der Woche wirklich endlich abschaffen...