Ein Bürgermeister als Whistleblower?
“Das ist eine Frechheit.” Manfred Mayr ist auch zwei Tage später noch hörbar verärgert. Am Samstag Vormittag hat eine Videokonferenz zwischen den Bürgermeistern und dem Landeshauptmann stattgefunden. Der Anlass: die weiteren geplanten Corona-Maßnahmen des Landes. An dem virtuellen Treffen hat auch Manfred Mayr als Bürgermeister von Kurtinig teilgenommen. Der Grund, warum seither nicht nur bei ihm Missmut herrscht, ist ein Artikel, der Samstag Mittag auf Unsertirol24 erschienen ist. Nur wenige Minuten nachdem das Treffen beendet war – und noch bevor der Landeshauptmann die Details in der Landesregierung diskutieren und endgültig beschließen konnte –, berichtete das Onlineportal von den Inhalten des Treffens und den besprochenen Maßnahmen. In Berufung auf “exklusive Kreise” bzw. einen “Insider”. Für Mayr ist klar, woher die Informationen stammen: Martin Feichter, dem neuen Bürgermeister von Auer. Denn er ist zugleich Redakteur von Unsertirol24.
“Der Landeshauptmann hat ausdrücklich gesagt, dass es sich bei den Informationen, die er uns gegeben hat, um vertrauliche Informationen handelt”, berichtet Manfred Mayr. Daher habe es ihn umso mehr geärgert, als er den Artikel entdeckt habe. Er habe zwar keine Beweise, dass Feichter hinter dem Artikel steckt, der unter dem Namen eines anderen UT24-Redakteurs erschienen ist, aber es sei sehr naheliegend: “Man braucht nur eins und eins zusammenzählen.” Er habe keinesfalls etwas gegen Feichter persönlich, den er gar nicht kenne, betont Mayr. Was ihn störe, sei der Vertrauensbruch, der hier begangen worden sei.
“Unser institutionelles Amt ist mit einer amtlichen Verschwiegenheitspflicht verbunden, als Bürgermeister sind wir Vertrauenspersonen. Das funktioniert aber nur, wenn wir auch vertraulich, umsichtig und korrekt mit den Informationen umgehen, die an uns herangetragen werden.” So könne ein Bürgermeister zum Beispiel auch keine Auskunft über die Identität der Personen geben, die in seiner Gemeinde positiv auf das Coronavirus getestet worden sind. Wenn man sich dessen nicht bewusst sei, “muss man sich fragen, ob man wirklich die richtige Person für das Bürgermeisteramt ist”, meint Mayr.
Nicht nur er, berichtet Mayr, auch einige weitere Bürgermeister hätten sich über das “unkollegiale Verhalten” geärgert, das sie Feichter ankreiden. “Wenn er ein aufrichtiger Tiroler ist, würde er es zugeben und dazu stehen”, stellt der Kurtiniger Bürgermeister seinem Auerer Amtskollegen die Rute ins Fenster. Er hoffe, dass es bei diesem einen Vorfall bleibe, “sollte aber keine Einsicht eintreten, wäre das schlimm”.
Was sagt Martin Feichter zu den Vorwürfen, die gegen ihn vorgebracht werden? Auf Nachfrage meint er: “Ich habe in meiner Rolle als Bürgermeister von Auer keine offizielle Stellungnahme zum Treffen mit dem Landeshauptmann abgegeben.” Ob er Informationen aus der Videokonferenz an seine Redaktion geliefert hat, verrät er nicht: “Es gilt das Berufsgeheimnis bzw. der Quellenschutz, wie für alle anderen Redaktionen auch.” Jedenfalls habe er nicht mitbekommen, dass die Informationen, die am Samstag besprochen wurden, “top secret sind”, fährt Feichter fort, “was nicht heißt, dass es nicht gesagt wurde”. Das einzige, was er vernommen habe, sei, dass der Landeshauptmann die geplanten Maßnahmen noch nicht mit den restlichen Landesräten besprochen habe.
Oben steht:
Oben steht:
“Ich habe in meiner Rolle als Bürgermeister von Auer keine offizielle Stellungnahme zum Treffen mit dem Landeshauptmann abgegeben.”
Damit ist doch alles gesagt; man schlüpft nachher aus der “Rolle als Bürgermeister” mit “offizieller Stellungnahme” heraus, und plaudert munter drauf los...
Ob das dann auch für den Arzt des Politikers gilt, der, die Tür der Arzt-Praxis hinter sich geschlossen und seine Rolle als Arzt “offiziell” abgelegt, in der Bar nebenan munter von den Krankheiten des Politikers erzählt...
Wir sind ein seltsames Land...
Antwort auf Oben steht: von Peter Gasser
Und doch bleib ich der
Und doch bleib ich der Überzeugung, dass zuviel Geheimniskrämerei in der politischen Verwaltung herrscht. Der Bürger muss immer beteiligt werden.
Wer einen *aktiven* Redakteur
Wer einen *aktiven* Redakteur zum BM wählt, der macht den Bock zum Gärtner.
Hätte der nun einen Funken Journalismus in der Brust oder den Kopf nicht nur dort damit's nicht reinregnet, könnte es auch noch klappen aber so...
Bei allem Respekt, aber das
Bei allem Respekt, aber das ist kein Whistleblower. ("Ein Whistleblower ist eine Person, die für die Allgemeinheit wichtige Informationen aus einem geheimen oder geschützten Zusammenhang an die Öffentlichkeit bringt. Dazu gehören typischerweise Missstände oder Verbrechen wie Korruption, Insiderhandel, Menschenrechtsverletzungen, Datenmissbrauch oder allgemeine Gefahren, von denen der Whistleblower an seinem Arbeitsplatz oder in anderen Zusammenhängen erfährt.")
Das ist ein Oberschlauer, der keinem seiner zwei Berufe Ehre macht.
Antwort auf Bei allem Respekt, aber das von Matti Messer
Danke Matti Messer, wollte
Danke Matti Messer, wollte eben dasselbe anmerken. Ein Whistleblower ist etwas anderes als ein Schwätzer.
Unser LH ist auch bekannt
Unser LH ist auch bekannt dafür immer geheimes hinten den Türen zu besprechen, Einmischung und Kritik nicht erwünscht. Als Eitel und leicht verbissen kommt das beim gemeinen Volk an. Ein gefundenes Fressn für ein onlineportal das ohnehin Mehr Verschwörung als coronagefahr lebt.
Sollte sich der Vorwurf
Sollte sich der Vorwurf bestätigen, wäre es zumindest ein Elaborat von UT24, das nicht nur kreativ von anderen Medien abgeschrieben wurde (z. B. mit individueller Interpunktion usw.).