Wirtschaft | Skipistenplan

"Lasst die Bevölkerung entscheiden"

Die Konflikte um die Skiverbindung Helm-Rotwand sind Vergangenheit. Doch nun droht Präsident Franz Senfter in seinem Heimatort neues Ungemach.

Franz Senfter erlebt derzeit zwei Highlight-Wochenende: Bereits am vergangenen Samstag wurde die neue Verbindung der Skigebiete Helm und Rotwand feierlich eingeweiht. Am kommenden Samstag wird der seit mehr als einem Jahrzehnt verfolgte Zusammenschluss der beiden Skiberge noch einmal so richtig gefeiert – gemeinsam mit dem heurigen Ski-Opening und der neuen Zughaltestelle „Vierschach-Sextner Dolomiten“. Vergessen „il blitz delle motoseghe“, der im August 2013 auch in das Visier der nationalen Medien geriet: Vergessen die erbitterten Kämpfe in der Sextner Bevölkerung, die Drohung gegen Richter und vor allem der jahrelange erbitterte politische und gerichtliche Kampf um die umstrittene Skischaukel. Statt dessen: Auftritte bekannter Bands und Sänger wie REA Garvey, ein großes Feuerwerk und eine durchtanzte Nacht, wie die Ankündigung des Mega-Events verspricht.

Zumindest ein Stück weit ist damit auch der Präsident der Sextner Dolomiten AG und ehemalige Skilehrer Franz Senfter einem Jugendtraum näher gekommen: das Hochpustertal zu einer begehrten Skidestination zu machen, die es ­– wie dem Speckkönig in seinem Dorf unterstellt wird  – wenn schon nicht mit Ischgl, zumindest mit Kitzbühel aufnehmen kann. Während der Industrielle bei der Einweihung am vergangenen Samstag von Tourismusverbands-Präsident Erwin Lanzinger öffentlich gebeten wurde, sich doch bitte dafür einzusetzen, dass nun auch eine Verbindung mit Osttirol zustande kommt, wird das Bild ausgerechnet in seiner Heimatgemeinde Innichen ein wenig gestört.

Noch eine Volksbefragung zu Seilbahnprojekt?

Dort steht bei der Gemeinderatssitzung am Mittwoch Abend ein Beschlussantrag auf der Tagesordnung, der einem weiteren Verbindungsprojekt einen Strich durch die Rechnung machen könnte: der Liftverbindung zwischen den Skigebieten Haunold und Helm. Ein Projekt, das bereits 2008 im Gemeinderat versenkt worden war und nun im Rahmen der Erstellung des Skipistenplans wieder ausgegraben wurde. Ende Jänner stimmten die Vertreter von SVP und Freiheitlichen für die Eintragung der Verbindung in den landesweiten Plan. Und das, obwohl das Vorhaben auch von einflussreichen Bürgern in Innichen als wahnwitziges Vorhaben abgetan wird, wie die VertreterInnen der Bürgerliste erklären. Auch für Gemeinderat Hans Schmieder steht weder die schwere Beeinträchtigung des Naherholungsgebiets der Innichner noch der finanzielle Aufwand für das Projekt in einem Verhältnis zu seinem Nutzen: einer rein lifttechnischen, horizontalen Anbindung des Familienskigebietes Haunold an den Helm. „Es gibt schließlich bereits heute im Halbstundentakt eine Busverbindung mit der Talstation Helm in Sexten und Vierschach“, so Schmieder.

Zumindest für den Vertreter der Bürgerliste steht außer Zweifel, dass das „absurde Projekt“ auch bei den zuständigen Ämtern in Bozen auf Ablehnung stoßen würde. Unabhängig davon sollen laut Schmieder und seinen MitstreiterInnen jedoch die BürgerInnen des Dorfes über die Sinnhaftigkeit der Anbindung urteilen. Laut dem anstehenden Beschlussantrag der Bürgerliste soll der Gemeinderat eine Volksbefragung inklusive einer umfassenden Information der Bevölkerung über das geplante Projekt beschließen. Denn: Ein großer Teil der Innichner Bevölkerung weiß über die Absichten der Sextner Dolomiten AG, diese Liftverbindung zu realisieren, nicht einmal Bescheid, heißt es in dem Beschlussantrag.

Wäre das hingegen der Fall, wäre  der Widerstand gegen das Projekt groß, ist sich Schmieder sicher. In der Volkspartei, in der im Jänner alle Vertreter für die Eintragung des Projekts in den Skipistenplan gestimmt hätten, wage dagegen offenbar niemand gegen den mächtigen Präsidenten der Sextner Dolomiten AG etwas zu sagen, vermutet der Bürgerlisten-Gemeinderat. Ob dies tatsächlich so ist, wird sich auch bei der  Abstimmung über den Beschlussantrag der Bürgerliste zeigen. Für Schmieder ist die Volksbefragung in jedem Fall das beste Mittel, ein vor allem demokratiepolitisches Problem in Innichen anzugehen: „Auch wenn die Mehrheitspartei und ein Liftbetreiber, der hier ein klares Monopol hat, so einen Blödsinn vorantreiben wollen – die Bevölkerung ist reif genug und hat den Sachverstand, eine realistische Beurteilung des Projektes abzugeben.“

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Willy Pöder Do., 27.11.2014 - 07:29

Das Titelbild trifft die derzeitige Schneelage in keinster Weise. Das Skikarussell Sextner Dolomiten wurde ob Schneemangels noch nicht in Betrieb genommen. Am vergangenen Samstag wurden dort lediglich die Umlaufbahnen "Drei Zinnen" und "Stiergarten" anlässlich der offiziellen Eröffnung kurzzeitig in Fahrt gesetzt. Mittlerweile hängen die Kabinen wiederum an den Seilen wie von den Erntehelfern vergessene Birnen am Baum.

Do., 27.11.2014 - 07:29 Permalink