Wirtschaft | Skisaison

Es geht nicht (nur) ums Überleben

Südtirols Seilbahnunternehmer verlangen von der Politik “eine faire und auf Fakten basierende Entscheidung zur Öffnung der Skigebiete”.
Kabinenbahn Kronplatz
Foto: Othmar Seehauser

361 Anlagen, 2.200 Mitarbeiter und 370 Millionen Euro Umsatz im Jahr, von denen 90 Prozent im Winter generiert werden: Das sind die Zahlen, die der Verband der Südtiroler Seilbahnunternehmer angesichts der laufenden Debatte um die Öffnung der Skigebiete in den Raum stellt. Man wolle nicht aus wirtschaftlichen Gründen öffnen und den Skibetrieb ermöglichen, betont Präsident Helmut Sartori (Seis-Seiser Alm Bahn AG). Denn dass aufgrund der Corona-bedingten Sicherheitsauflagen Abstriche hingenommen werden müssten, sei klar. Allerdings fordert man “eine faire und auf Fakten basierende Entscheidung zur Öffnung der Skigebiete”.

 

Die Corona-Skiregeln

 

“Der Verband hat der Politik schon vor Wochen einen Leitfaden für ein Sicherheitsprotokoll übermittelt. Dieses sieht für jedes Skigebiet eine Gäste-Obergrenze sowie die Reduzierung der Förderleistung von Seilbahnen und Umlaufbahnen von 50 Prozent vor. Dadurch sollen Warteschlangen an den Aufstiegsanlagen zum größten Teil vermieden werden. Außerdem kann der Kauf des Skipasses verstärkt über den Vorverkauf und nicht an den  Kassen erfolgen. Die Einschränkungen sind erforderlich, um alle weiteren Abläufe sicher gestalten zu können”, erklärt Sartori.

Darüber hinaus sollen in Restaurants und Skihütten dieselben Vorsichtsmaßnahmen wie in allen Gastbetrieben auch gelten. “Après Ski wird in der heurigen Saison nicht stattfinden und das Tragen von chirurgischen Masken ist in den Kabinenbahnen Pflicht”, führt der Verbandspräsident weitere Sicherheitsmaßnahmen ins Feld, die eine Inbetriebnahme der Aufstiegsanlagen rechtfertigten.

 

“Sicherheit und Gesundheit vor Wirtschaftlichkeit”

 

“Die Betreiber der Aufstiegsanlagen erfüllen sämtliche Auflagen, die auch im öffentlichen Personennahverkehr gelten – mit dem wesentlichen Unterschied, dass Fahrten in Seilbahnen und Umlaufbahnen deutlich kürzer sind als in Bussen, Zügen oder Flugzeugen”, meint Sartori. Die rein sportliche Aktivität finde ohnehin im Freien statt – auf Skipisten, “die wiederum aufgrund der Obergrenze und reduzierten Förderleistung den Skifahrern großzügig viel Raum bieten”.

“Die Betreiber der Aufstiegsanlagen argumentieren also nicht, dass der Skibetrieb unter allen Umständen aufrecht bleiben muss, um das wirtschaftliche Überleben zu garantieren”, fährt Sartori fort, “sondern sie stellen die Sicherheit und Gesundheit der Gäste in den Vordergrund und nehmen bewusst auch wirtschaftliche Abstriche in Kauf. Genau deshalb erwarten wir uns, dass die Politik auf die Fakten achtet. Wenn die römische Regierung auf diese Fakten erwidert, dass nicht das Skifahren das eigentliche Problem sei, sondern das Drumherum, müssen wir die Frage stellen, warum die Menschen dann beispielsweise auch Busse, Bahn und Flugzeuge nutzen, sich in den Städten frei bewegen und Einkaufszentren besuchen dürfen. Natürlich gelten auch da Sicherheitsauflagen – aber diese werden dann auch akzeptiert.”

“Sollten die Aufstiegsanlagen, die im Winter der Motor der Südtiroler Wirtschaft sind, trotz Einhaltung der Sicherheitsprotokolle geschlossen bleiben müssen, weil auf staatlicher oder europäischer ein grundsätzliches Verbot ausgesprochen wird, muss die Politik eine Lösung finden, um den daraus resultierenden wirtschaftlichen Schaden zu ersetzen”, fordert Sartori. Abschließend dankt er der Landesregierung für die bisherige Unterstützung und bestärkt sie, “die Argumente gegenüber der römischen Regierung mit Nachdruck zu vertreten und durchzusetzen”.

 

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Martin Ancient Do., 26.11.2020 - 15:53

Eigentlich ist es ganz einfach. Auf die Forderung wirtschaftliche Ausfälle müssen ersetzt werden, würde ich mit einem Kompromiss reagieren: ok, ihr dürft aufsperren, sofern das Sicherheits- und Hygienekonzept des jeweiligen Betreibers von Sachverständigen (!!) als ausreichend eingestuft wird. Aber im Vorhinein braucht es auch eine Garantie und daher ist eine Caparra zu hinterlegen, welche im Falle von Zuwiderhandlungen einbehalten wird und außerdem werden bei Verstößen zusätzliche Strafen bis hin zur Schließung der Anlagen fällig. Die Gelder kann man dann zweckgebunden in den Aufbau von medizinischen Infrastrukturen zur Bekämpfung dieser und zukünftiger Pandemien einsetzen.

Man muss sich leider eingestehen, dass Selbstregulierung bei einigen Wirtschaftstreibenden (ich sage ausdrücklich einige!) nicht funktioniert und in dieser Zeit braucht es eben Garantien, sonst fühlen sich einige einfach zu nichts verpflichtet.

Do., 26.11.2020 - 15:53 Permalink