Es war einmal...RAI Sender Bozen
Von „RAI Südtirol“ bzw. „RAI Ladinia“ und "RAI Alto Adige" sprechen die Radio- und Fernsehmoderatoren des öffentlich-rechtlichen Senders seit heute, 27. Jänner. In den Morgensendungen bemerkte man noch ein kleines Zögern da und dort vor der Aussprache des neuen Namens und es wird eine Weile dauern, bis auch das Radio- und Fernsehpublikum nicht mehr vom „Sender Bozen“ spricht.
Einen überfälligen Wechsel nennt Waltraud Staudacher die Aktion. So werde aus dem städtisch geprägten Namen endlich der Landessender, auch im Titel. Seit September 1945 sendet die RAI im Hörfunk in deutscher Sprache, wenige Monate später wird im Radio auch Ladinisch gesprochen. „Ich war damals noch nicht dabei, aber ich weiß dass der Sender in einem Kellerraum in der Bozner Sparkassenstraße untergebracht war,“ erzählt Staudacher. „Aber Krista Posch, die jetzt eine arrivierte Schauspielerin ist, hat dort bereits als Kind die ersten Hörspiele gesprochen. Auch Dietmar Schönherr, der damals am Innsbrucker Landestheater war, hat mitgesprochen. Und, das waren alles Live-Hörspiele, denn für Aufnahmen war man technisch und personell noch nicht so gut ausgerüstet.“
Waltraud Staudacher kam 1963 zum Sender Bozen, als 15-jährige ist sie eingestiegen und hat als 17-jährige bereits die Nachrichten gelesen, „eindeutig zu früh,“ meint sie heute. Als Radiosprecherin kannte man sie landauf landab bis zu ihrer Pension, aber auch das Kulturprogramm im Hörfunk hat sie weiterentwickelt.
In den Anfangszeiten des Senders wurde vieles live produziert, sogar die Werbung. „Das ging es wirklich lustig zu im Studio, denn die Werbungen wurden wortwörtlich aus dem Italienischenen übersetzt und wir mussten die mit Musikbegleitung dann so flott wie möglich lesen,“ erinnert sich Staudacher. Werbungen für Stahlwolle, Palmolive und Fernet Branca in einem schauderhaft-geschraubten Deutsch live von den Sprechern des Senders Bozen präsentiert. Das möchte man heute gern hören.
In den Anfangsjahren gab es vor allem Hörspiele, Kinderfunk und Jugendsendungen. Die Redakteure damals waren Sophia Magnago, Karl-Heinz Böhme, Friedrich Lieske und seine Frau, Erich Innerebner, Helga Wiedenhofer, Rudi Gamper, Hermann Toll oder Fritz Scrinzi. „Besonders Scrinzi, der damals Chefredakteur war, war ein begeisterter Radiomacher und Pionier. Er organisierte Live-Sendungen aus den verschiedensten Südtiroler Ortschaften, interviewte vom Dorfplatz aus, zu einer Zeit, als von moderner Übertragungstechnik noch keine Rede war. Sogar von der Winterolympiade in Innsbruck 1976 hat er fürs Fernsehen live kommentiert.“
Auch den vielzitierten „Radiovetter“ kannte Waltraud Staudacher. „Das war eine sehr beliebte Anrufsendung von Sandro Amadori, in der es vor allem um soziale Themen ging, also Pensionen und Sozialfürsorge, alles was den Bürger Sorgen bereitete.“ Heute würde man Konsumentenschutz dazu sagen.
Einerseits sei der Namenswechsel ja überfällig, andererseits ist das „Südtirol“ im neuen RAI-Namen sicher auch gefährlich, meint Staudacher. „Denn so viele Rundfunk- und Fernsehstationen tragen diese Marke im Namen, da wird es wohl zu Verwechslungen kommen.“