„Totgemäht“

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Der Landtagsabgeordnete der Freien Fraktion, Andreas Leiter Reber, hat in seiner heutigen (27. Juni) Pressekonferenz seinen neuen, „grünen“ Beschlussantrag vorgestellt. Dieser widmet sich dem Schutz und der ökologischen Aufwertung sogenannter „unterschätzter Lebensräume“: den Straßen- und Flussrändern in Südtirol. Mit einem leidenschaftlichen Plädoyer für mehr Sensibilität in der Pflege dieser Flächen appellierte er an Politik, Verwaltung und Gesellschaft, den Blick für das scheinbar Nebensächliche zu schärfen. „Straßenränder sind mehr als nur Verkehrsnebenflächen – sie sind wichtige Rückzugsorte für Tiere und Pflanzen, oft die letzten verbliebenen halbwegs ungestörten Habitate im dicht besiedelten Talraum“, betonte Leiter Reber.
„Straßenränder sind mehr als nur Verkehrsnebenflächen – sie sind wichtige Rückzugsorte für Tiere und Pflanzen, oft die letzten verbliebenen halbwegs ungestörten Habitate im dicht besiedelten Talraum.“
Bereits vor Jahren hatte er eine Landtagsanfrage gestellt, um die Dimension dieser Flächen zu erfassen. Die Antwort des Landesstraßendienstes: rund 2.000 Hektar von sogenanntem Straßenbegleitgrün werden in Südtirol gepflegt – das entspricht etwa 3.000 Fußballfeldern. Flächen, die kaum jemand bewusst wahrnimmt, die aber eine zentrale Rolle für die Biodiversität spielen. Südtirol sei zwar reich an Natur, doch die besiedelbaren Flächen im Tal seien knapp und intensiv genutzt – von Siedlungen, Verkehrswegen, Tourismus und Landwirtschaft. Deshalb komme den Böschungen, Ufern und Straßenrändern eine immer größere Bedeutung als ökologische Trittsteine und Verbindungskorridore zu.
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Wassergraben im Unterland: Weniger ist oft mehr – nur ein Flussufer zu mähen, reicht laut Andreas Leiter Reber vollkommen aus. Foto: Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz
Diese „Restflächen“ könnten – richtig gepflegt – eine immense ökologische Wirkung entfalten, so Leiter Reber. Der Abgeordnete plädiert für eine differenzierte und naturnahe Pflege: späteres oder alternierendes Mähen, gezielte Aussaat heimischer Wildpflanzen, Anlage von Hecken mit Beerensträuchern für Vögel und Insekten. „Es kostet oft nicht mehr – manchmal sogar weniger – wenn man Flächen sensibel statt steril pflegt“, sagte er. Zudem könnten solche Hecken nicht nur ökologisch, sondern auch als Lärm- und Sichtschutz sinnvoll sein.
Ein zentrales Anliegen ist auch die Vernetzung von Lebensräumen. Die zahlreichen Infrastrukturen im Tal wie Straßen, Bahnlinien, Zäune zerschneiden die Landschaft und erschweren den Wechsel der Wildtiere von einer Talseite zur anderen, insbesondere im Vinschgau. Leiter Reber spricht sich dafür aus, Wildbrücken an geeigneten Stellen zu prüfen und die Flussufer stärker als natürliche Verbindungslinien in Betracht zu ziehen. Ein weiterer Vorschlag betrifft das Mähen der Gräben und Entwässerungskanäle. Mit den entsprechenden Maschinen werden diese in der Regel auf beiden Seiten des Ufers sauber gemäht – ohne Rücksicht auf Gelege der Wasservögel wie beispielsweise der Enten. Indem nur eine Seite des Wasserlaufes von hohem Gras befreit wird, könnte der Brut- und Lebensraum vieler Arten erhalten werden, so Leiter Reber.Gefahr: HitzeinselEin weiterer Vorschlag des Abgeordneten: eine Informationsbroschüre, die von Experten aus dem Landtag gemeinsam mit Fachstellen erstellt werden soll. Diese soll Gemeinden, Bürgerinnen und Bürgern sowie Straßenwärtern praktische Hinweise geben – etwa zur Erkennung invasiver Arten, zur Auswahl heimischer Bäume oder zu ökologischer Pflege. Dabei betonte Leiter Reber die Unterstützung durch Fachleute, die bei der Anhörung zum Thema „Invasive Arten“ ihre Expertise abgegeben haben.
Nicht zuletzt geht es dem Abgeordneten der Freien Fraktion auch um die Begrünung urbaner Räume. Plätze wie der Landhausplatz oder der Gerichtsplatz in Bozen seien Negativbeispiele dafür, wie man solche Plätze nicht gestalten sollte und im Sommer kaum zumutbar. Bäume und Pflanzeninseln könnten hier helfen, das Mikroklima zu verbessern. Vor allem vor dem Hintergrund der Problematik von Hitzeinseln können Bepflanzungen als natürliche Klimaanlagen genutzt werden, so der Abgeordnete.
„Diese Flächen verdienen mehr Aufmerksamkeit. Es geht um Lebensräume, die nicht in Hochglanzbroschüren vorkommen, aber für die Artenvielfalt in Südtirol von zentraler Bedeutung sind.“
In seinem Beschlussantrag fordert er daher eine ökologisch sensible Bewirtschaftung der Straßen- und Flussrandflächen unter Berücksichtigung von Artenvielfalt und heimischen Pflanzen, die gezielte Pflanzung von Sträuchern und Hecken mit ökologischer und funktionaler Wirkung, die Schaffung von Biotopverbindungen und die Prüfung geeigneter Standorte für Wildbrücken sowie die Erstellung einer Infobroschüre durch den Landtag über Lebensräume, invasive Arten und Praxisleitfäden für Gemeinden.
Leiter Reber zeigt sich überzeugt, dass mit geringen Mitteln viel erreicht werden kann – es brauche vor allem Bewusstsein und Wille. „Diese Flächen verdienen mehr Aufmerksamkeit. Es geht um Lebensräume, die nicht in Hochglanzbroschüren vorkommen, aber für die Artenvielfalt in Südtirol von zentraler Bedeutung sind“, so der Abgeordnete abschließend.
Dem kann man wohl nur…
Dem kann man wohl nur beipflichten. Es fehlt ökologisches Bewusstsein und die Umsetzung der Wildnispflege.
Die Förderungen aus Seminare, Tagungen... sind seit Jahrzehnten bekannt: https://www.anl.bayern.de/publikationen/spezialbeitraege/doc/lsb1997_01…
Vielleicht helfen eher Survivaltrainings für Lehrer, Schüler ... Politiker, um ein Beispiel zu nennen.
Wie viel sind heute darauf vorbereitet und fähig, in der Natur sich auch nur sieben Tage lang zu versorgen zu überleben?