Kein Kommentar
Die alpinen Vereine CAI und AVS prangern das Schweigen der Landesregierung gegenüber den landschaftlich und umwelttechnisch einschneidenden Projekten im alpinen Raum an, die in den letzten Monaten eingereicht und genehmigt wurden.
“Bei Wahlkundgebungen, im Koalitionsprogramm, Sonntagsreden und vielen anderen Gelegenheiten sprechen Sie von Naturschutz, Landschaftsschutz, Nachhaltigkeit u.v. mehr, Ihr Handeln entspricht dem aber keineswegs”, so die Stellungnahme der alpinen Vereine in einem Schreiben an die Landesregierung. “In diesem Zusammenhang drängt sich auch die Frage nach der Sinnhaftigkeit von Beratungsgremien, die vom Gesetz eingesetzt worden sind, auf: Ein Alpinbeirat, der eigentlich für alpine Belange zuständig sein sollte, wird beim Bau einer Schutzhütte oder eines Klettersteiges nicht angehört, Führungsausschüsse der Naturparke werden nicht angehört, und welche Haltung nimmt die Stiftung Dolomiten UNESCO ein?”, empören sich CAI und AVS.
Konkret geht es um drei Projekte die in diesem Zusammenhang in den letzten Monaten eingereicht und genehmigt wurden: Der vor Kurzem genehmigte Straßenbau nach Antersasc, das Projekt zum Neubau der Kölner Hütte und der Neubau der Santnerpass Hütte.
Unakzeptable Projekte, keine Mitsprache
In Antersasc soll die seit einiger Zeit stillgelegte Alm mittels Straße erschlossen werden. Der Staatsrat in Rom hat vor Kurzem ein diesbezügliches Urteil erlassen, das den Straßenbau zum Erhalt der Ur- und Kulturlandschaft erlaubt, dabei jedoch das negative Verträglichkeitsgutachten von Natura 2000 und der Natur- und Umweltverbände übergeht. Wie der Alpenverein berichtete, sei gegen eine Reaktivierung der landwirtschaftlichen Nutzung der Alm nichts einzuwenden. Ein Straßenbau in einem dreifach geschützten Gebiet sei jedoch absolut unverträglich.
Auch mit Blick auf das eingereichte Projekt zum Neubau der Kölner Hütte in Welschnofen schlagen die Wogen hoch. Geplant ist ein moderner, turmartiger Bau aus Glas und Kupfer mit Aussichtsplattform. Ein ähnliches Projekt an diesem Standort auf rund 2.300 Meter Höhe am Rosengarten wurde bereits vor zwei Jahren durch AVS, CAI, dem Dachverband für Natur- und Umweltschutz, dem Heimatpflegeverband und der UNESCO-Stiftung abgelehnt. Nun wurde ein weiteres Projekt eingereicht, das “noch gewaltiger, noch exponierter und noch besser sichtbar” sei, wie der Alpenverein kritisch zu Bedenken gibt. Von politischer Seite habe es jedoch bereits positive Zeichen für die Genehmigung des Projekts gegeben, so CAI und AVS in einer Pressemitteilung. Offizielle Stellungnahmen zum Projekt stehen jedoch aus.
Der Neubau der Santnerpasshütte stellt – so der Präsident des AVS Georg Simeoni – den gravierendsten Einschnitt dar: Wie vor Kurzem bekannt geworden ist, wurde der Neubau der Santnerpass Hütte genehmigt. “Eine Schutzhütte, die vom alpinistischen Gesichtspunkt in keinerlei Hinsicht eine Berechtigung hat”, wie CAI und AVS zu Bedenken geben. Auch der Santnerpass liegt mitten im Rosengarten und somit im UNESCO Welterbe Gebiet. Die Genehmigung wurde ohne die Einschätzung des Alpinbeirats erlassen.
Im Hinblick auf diese Ereignisse haben sich AVS und CAI in einem Schreiben an die Landesregierung gewandt, die jedoch nicht reagiert zu haben scheint. Einzig die Landesrätin für Raumentwicklung, Landschaft und Denkmalpflege, Maria Hochgruber Kuenzer, hat nach einem Monat zu einer Aussprache geladen, bei der die alpinen Vereine ihr Anliegen vortragen konnten. Ansonsten gab es keine Reaktion. Durch das Schweigen der Landesregierung angestoßen, wenden sich CAI und AVS nun an die Medien:
Werte Medienvertreter, Sehr geehrte Damen und Herren,
immer wieder und immer öfter werden Bauprojekte im alpinen Gelände stillschweigend bzw. kommentarlos von der Südtiroler Landesregierung genehmigt. Dafür zuständige Beratungsgremien, wie der Alpinbeirat, die Führungsausschüsse der Naturparke oder gar der wissenschaftliche Beirat des Dolomiten UNESCO Naturerbe werden entweder nicht angehört oder deren Bemerkungen schlichtweg übergangen.
Aus diesem Grunde haben die Alpinen Verbände AVS und CAI den Mitgliedern der Landesregierung an Hand drei konkreter Beispiele ein Schreiben gerichtet, in dem sie ihre Enttäuschung über diese Haltung zum Ausdruck bringen. Auf unser Schreiben hat die Landesregierung weder reagiert, noch haben wir eine Antwort erhalten. Allein die Landesrätin Maria Hochgruber-Kuenzer hat nach einem Monat zu einer Aussprache geladen, bei der wir unsere Anliegen vortragen konnten.
Es erscheint uns sehr bedenklich, dass sich die restlichen Mitglieder der Landesregierung nicht zu dieser Problematik äußern, zumal es nicht nur ein einziges Ressort betrifft. An schönen Sonntagsreden wird seitens der Landesregierung der Respekt für Natur und Umwelt und für Nachhaltigkeit (siehe Nachhaltigkeitsstrategie) betont und das Ehrenamt hochgelobt. Wenn aber Projekte über alle Beratungsgremien und Verbände hinweg in Nacht- und Nebelaktionen behandelt bzw. genehmigt werden, zeigt sich das wahre Gesicht der Politiker. Es zeigt auch die Respektlosigkeit den Menschen gegenüber, die sich ehrenamtlich für eine Sache einsetzen, wenn man sich nicht einmal die Mühe gibt, deren Anliegen zu beantworten, geschweige denn ernst zu nehmen.
In der Anlage erhalten Sie das Schreiben, das AVS und CAI am 26.07.2021 an die Mitglieder der Landesregierung richteten. Ein ähnliches Schreiben erging auch an die Stiftung des Dolomiten UNESCO Naturerbe. Wir erachten die schwerwiegenden, geplanten Projekte von großem Allgemeininteresse für die Südtiroler Bevölkerung, weshalb wir Sie, geschätzte Medienvertreter, ersuchen, in Ihren Medien über diesen Sachverhalt zu berichten.
Mit freundlichen Grüßen,
Der Präsident des Alpenvereins Südtirol (AVS) Georg Simeoni
Der Präsident des CAI – Alto Adige, Carlo Zanella
eine dringende Anfrage an die
eine dringende Anfrage an die Südtiroler Landesregierung seitens der Oppositionsvertreter wäre angebracht, und eine schnelle Antwort kann man sich erwarten, weil "von großem Allgemeininteresse für die Südtiroler Bevölkerung", oder nicht ?
LRin H. Kuenzer sollte sich
Mir hat das heutige Mittagsmagazin gereicht - kein Kommentar.
PS: Am besten, der AVS übernähme das Ressort für Raumentwicklung, Landschaft und Denkmalpflege. Anderen fehlen offensichtlich die Wurzeln.