Gesellschaft | Fridays for future

Freitags fürs Klima

Mehrere tausend Menschen, lautstarke Forderungen, viel Farbe und ein musikalisches Versöhnungsangebot gab es am Freitag beim Klimastreik in Bozen.
Fridays for Future 27. September 2019
Foto: Othmar Seehauser

Zahlreich wie die Male zu vor, laut wie die Male zuvor, bunt wie die Male zuvor – und doch war bei dem heutigen Klimastreik etwas anders. Geschätzt 5.000 Menschen gingen am Freitag in Bozen auf die Straße, um einen besseren Klimaschutz zu fordern – die jungen Leute sind nicht mehr alleine. Zahlreiche Erwachsene – darunter Eltern, Lehrer und Wissenschaftler – begleiteten den Klimamarsch vom Siegesplatz durch die Altstadt bis zum Magnagoplatz.

 

“Der Klimawandel betrifft uns alle, deshalb sind alle Generationen hier”, ruft eine der Sprecherinnen der Initiative “Adults for future” ins Mikrofon. “Wir müssen alle einen Kurswechsel vollziehen – aber dringende Maßnahmen zum Klimaschutz zu ergreifen ist nicht die Aufgabe der Jugend!”

In der Pflicht sieht man nach wie vor die politischen Verantwortungsträger: Eine Wende in der Klimapolitik fordern die Fridays for Future seit Monaten. Unter anderem mit einem Manifest, das sie mit Wissenschafltern von EURAC und Universitäten, Verkehrs- und Umweltexperten verfasst haben.

 

 

“Es hat sich etwas getan”, berichtet Zeno Oberkofler, einer der Initiatoren von “Fridays for Future” in Südtirol der versammelten Menge am Magnagoplatz. “Wir haben uns heute mit dem Landeshauptmann getroffen und ihm eine Frage gestellt: Besteht der Wille, die Klimaneutralität bis 2035 in den Klimaplan für das Land, der derzeit überarbeitet wird, zu schreiben? Er hat uns geantwortet, dass der Wille seinerseits da ist, aber nicht weiß, ob er es hinbekommt.”

Die jungen Menschen sehen sich auf dem richtigen Weg und wollen weiter Druck machen. Mit Stimme und Musik unterstützt werden sie auch von Markus “Doggi” Dorfmann.

Heute der nächste Streik fürs Klima. Weil die Fakten klar sind, auch in Südtirol. Der Temperaturverlauf von Bozen seit dem Jahr 1850. #FridaysForFurture #climatestrike pic.twitter.com/rbHCzsfWmA

— Dieter Peterlin (@DieterPeterlin) September 27, 2019 ">Der Brixner Liedermacher hat seinen neuen Song “Sorry for my generation” der Jugend gewidmet. Am Freitag ist Dorfmann auf den Magnagoplatz gekommen und ermutigt die Anwesenden, nicht aufzugeben: “Ich spüre sehr viel Wut und Zorn bei euch, mein Lied ist ein Angebot zur Versöhnung und dafür, alle zusammen stark zu bleiben.”

Weltweit findet am 27. September der “Earth Strike” statt. In fast 160 Ländern. Er bildet den Abschluss der vielerorts abgehaltenen Klimawoche statt. Auch in Südtirol haben in den letzten Tagen zahlreiche Initiativen stattgefunden. Doch das Engagements der nächsten Generation wird weitergehen. “We are unstoppable, another world is possible”, macht man sich in Sprechchören auf dem Magnagoplatz Mut.

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Profil für Benutzer Martin Sitzmann
Martin Sitzmann Mo., 30.09.2019 - 15:57

War auch (zum ersten Mal) da. Es waren erstaunlich viele Erwachsene dabei...
Insgesamt eine gemischte Bilanz, viel Ambivalentes.
Viele mit Überzeugung dabei, jung und alt. Aber auch manche Ungereimtheiten, hier eine unvollständige Aufzählung:
- rauchende jugendliche Demonstranten, die ihre Zigarettenstummel einfach auf den Boden schmeißen,
- Partystimmung, die nix mit dem Anliegen des Klimaschutzes zu tun hat,
- im Zug Meran-Bozen gar einige Jugendliche, die effektiv nur schwänzen wollen, wörtlich: "Boll mer untn sein, schiabmer o!"
- viele, die den Redner*innen auf dem Magnagoplatz überhaupt nicht zuhören,
- eine Handvoll Politiker, denen man genau anmerkt, dass sie nur da sind, weil es ihre Klientel ist oder sie sich ein paar Stimmen erhoffen,
- am Bahnhof vor der Rückfahrt Jugendliche, die sich mit viel McDonald's-Zeug stärken und Müll produzieren.

Aber was soll's - insgesamt positiv. Bin froh mal dabei gewesen zu sein. Wie gesagt, viele waren mit Herz und Verstand bei der Sache.

Mo., 30.09.2019 - 15:57 Permalink