"Wir müssen der Realität gerecht werden"

Auf einer Sitzung hat der Koordinierungsausschuss der Bozner SVP am Montag Abend erste Weichen für die Neuwahlen im kommenden Mai gestellt.
Frau Kofler Peintner, im Vorfeld des Treffens hat etwa Luis Walcher öffentlich Druck gemacht und klare Worte vom Stadtobmann gefordert, in welche Richtung die Reise gehen soll. Sind diese gekommen?
Judith Kofler Peintner: Die klaren Worte betreffen die Aussagen, die Dieter Steger ja schon beim letzten Mal gemacht hat. Man möchte in strategisch wichtigen Fragen, die die Stadt betreffen, versuchen, eine gemeinsame Sprache zu sprechen. Also das waren so irgendwo klare Worte.
Es ging also noch nicht darum, neue oder alte Kandidaten für die Wahlen ausfindig zu machen?
Nein. Nein, nein, überhaupt nicht. Natürlich macht man sich bei jeder Sitzung Gedanken, wie man an Leute herantritt, die potenzielle Kandidaten wären – das wird bei jeder Partei, die in Bozen kandidiert so sein. Aber über Namen haben wir nicht geredet.
Es wurde letzthin öfters berichtet, Dieter Steger wolle mit Frau als Spitzenkandidatin der SVP Bozen in die Neuwahlen gehen.
Man hat Dieter Steger natürlich auch darauf angesprochen gestern (Montag, 26. Oktober, Anm.d.Red.). Und er hat uns erklärt: Diese seine Aussage sollte einfach sagen, dass man jetzt nicht zwangsläufig an einen Mann als Bürgermeisterkandidaten denken. Also, in der Art, “es darf auch eine Frau sein”.
Es machten bereits erste Namen die Runde. Wie jener von Susanne Barta.
Dieter Steger hat uns bestätigt, dass er ganz sicher nicht diese Namen genannt hat, die dann in der Presse zirkuliert sind. Im Gegenteil, es tut uns auch Leid, wenn da jemand dadurch schon in Schwierigkeiten geraten ist. Aber das ist jetzt ganz sicher nicht auf dem Mist von Dieter Steger gewachsen.
Ist Judith Kofler Peintner eine mögliche neue Bürgermeisterkandidatin?
Für mich ist es selbstverständlich, dass man jetzt den oder die beste Spitzenkandidaten beziehungsweise Spitzenkandidatin sucht.
Sie werden aber im Mai erneut antreten?
Ich habe noch keinen Entschluss gefasst. Wobei diese Entscheidung einerseits von mir persönlich abhängig ist. Aber andererseits natürlich auch von der Haltung der Partei selbst. Ich muss erst schauen, ob und wie ich unter Umständen ins Konzept passen könnte. Es ist wichtig, dass es ein Gleichgewicht auf der Liste gibt, aber man muss auch irgendwo dazu passen.
Befürchten Sie, dass Sie am Ende nicht mehr in die SVP passen könnten?
Wie gesagt, das möchte ich sicherlich erst abwarten, bevor ich mich entscheide, nochmals zu kandidieren oder nicht.
Die SVP Bozen wird sich auch im Hinblick auf die Möglichkeit einer interethnischen Liste, die unter kleinem Edelweiß antreten könnte, Gedanken gemacht haben. SVP-Obmann Philipp Achammer hält nichts von solchen “Experimenten”.
Sicher, die SVP Bozen muss sich überlegen, wie sie der Realität gerecht wird. Und es ist nun eben Fakt, dass wir sehr viele zweisprachige Familien in der Stadt haben – eine Realität, die in beiden Kulturen, aber auch in beiden politischen Welten zuhause ist. Es gilt zu schauen, wie man an diese Menschen herankommt und wie man ein Programm bieten kann, das sie wählen können.
Wie sieht die SVP Bozen eine derartige Öffnung?
Ich persönlich sehe das so: Es geht weniger um die rein italienischsprachigen Menschen, sondern vor allem um die, die sich in beiden Kulturen daheim fühlen. Wir haben bisher jedoch keine Entscheidung dahingehend getroffen. Aber klar, wir wissen alle, dass wir uns fragen müssen: Wird diese Gruppe durch das Programm und durch den Auftritt der SVP Bozen von uns angesprochen? Oder, und das ist der zweite wichtige Punkt, nimmt man sie auch auf die Kandidatenliste auf? Was wieder etwas anderes ist. Und das haben wir nicht beschlossen.
Noch keine Wahlstrategie, noch keine Namen, noch keine Entscheidungen…
Es ist problematisch, so viele Monate vor den Wahlen absolute Aussagen über Themen oder Namen zu treffen. Man weiß ja nicht, was passiert. Die Sachen werden sich schon noch herausstellen, aber eben nicht ganz am Anfang. Erst einmal ging es darum, zu schauen, wie man sich organisiert.
Inwiefern?
Wie will man sich weiterhin trotzdem melden und positionieren, auch wenn es keine Gemeinderäte und Stadträte mehr gibt. Wir wollen ja präsent bleiben. Und solche Überlegungen haben wir gemacht. Aber keine, die jetzt eindeutig auf die Vorbereitungen der Gemeinderatswahlen hinausgelaufen wären.
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