Sport | Interview

„Es wird oft zu viel geredet“

Vor dem Eishockey-Kracher zwischen Bozen und Bruneck spricht Daniel Glira über den holprigen Start der Wölfe, die Parallelen der Teams und wie das Derby zu gewinnen ist.
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Foto: Markus Ranalter
Der gebürtige Innichner Daniel Glira hat den Großteil seines Eishockeydaseins beim HC Pustertal gefristet. Die erfolgreichste Zeit erlebte der Verteidiger jedoch beim großen Rivalen, dem HC Bozen. Mit den Füchsen gewann Glira 2018 die EBEL-Meisterschaft. Für das zweite von insgesamt mindestens vier Saisonderbys kehrt er im Dress der Wölfe nun abermals an seine alte Wirkungsstätte zurück. 
 
Salto.bz: Während in Stegen der Lunapark herbstliches Vergnügen brachte, glich der Pusterer Saisonstart einer Achter- wenn nicht sogar Geisterbahnfahrt. Siege waren Mangelware, die spielerische Leistung oft enttäuschend. Es kam zum frühen Trainerwechsel und gipfelte im Heimdebakel gegen Wien. Was war da los im Team?

Daniel Glira: Es ist wirklich schwierig, genau zu sagen, was da los war. Wir hatten eigentlich einen guten Start in die Preseason, zeigten ein gutes Hockey gegen gute Mannschaften. Vielleicht hat uns das ein bisschen falsch denken lassen, dass wir nicht unbedingt so hart arbeiten müssen, um Spiele zu gewinnen. Das haben wir nicht so schnell abstellen können, haben zu viele Fehler gemacht und andere Mannschaften eingeladen, uns zu bestrafen. Es ist immer schlechter geworden.

Sie tragen als Einheimischer und Assistenzkapitän eine große Verantwortung. Wie schwer fällt es, in solchen Zeiten die richtigen Worte zu finden?

Die Spieler, die etwas sagen sollten, tun das auch. Meistens jedoch in einer solchen Phase, bringt es nichts, viel zu reden. Es wird oft zu viel geredet, was wiederum kontraproduktiv ist. Gescheiter ist, auf dem Eis was zu zeigen und weniger zu reden. Geredet wird sowieso außerhalb schon genug, wir wissen ja, wie es in Bruneck und generell bei uns ist: Es wird viel geredet und man kriegt auch viel mit. Davon gilt es, so wenig wie möglich an sich herankommen zu lassen. Nur ist das schwierig.
Die Spieler, die etwas sagen sollten, tun das auch.
Das Umfeld in Bruneck ist also, gerade in solchen Zeiten, nicht das förderlichste, um wieder auf die Beine zu kommen?

So möchte ich es nicht sagen. Es ist nicht nur Bruneck, in Bozen ist es dasselbe. Kaum läuft es mal nicht, dann wird die Mannschaft extrem schnell abgeschrieben, großer Druck aufgebaut. Es ist ja auch richtig. Wir wollen ja erfolgreich sein und am liebsten jedes Spiel gewinnen. Genauso wie die Fans und die Personen um den Verein. Aber oft wäre es leichter, wenn wir etwas ruhiger arbeiten könnten.
 


Nun scheint mit den zwei Kantersiegen gegen Ljubljana und Innsbruck in der östlichen Landeshälfte der Knopf aufgegangen und etwas Ruhe eingekehrt zu sein. Wer hat welche Hebel umgelegt?

Wir haben zuvor bereits   - das Spiel gegen Wien ausgenommen -  einen Aufwärtstrend erlebt, haben begonnen, besser zu spielen, haben es aber z.B. gegen Villach nicht geschafft, Tore zu schießen. Gegen Graz wiederum haben wir gewonnen. Es ging schon aufwärts. Die ganze Saison über haben wir es aber einfach nicht geschafft, zu treffen. Das war immer unser Problem, wir haben Chancen kreiert, aber keine Tore geschossen. Spielern, die dafür geholt wurden, Tore zu schießen und zu produzieren, hat das Selbstvertrauen gefehlt. Der Knopf ist gegen Ljubljana etwas aufgegangen. Man sieht jetzt, was das eigentlich für Spieler sein könnten
Der Knopf ist gegen Ljubljana etwas aufgegangen.
Welche Rolle spielt Neo-Chefcoach Phil Horsky in dieser Entwicklung?

Er kommt mit einer ganz lockeren Art in die Kabine und versucht alles positiv zu sehen. Sonst hat er nicht viel verändert, weil auch die Zeit nicht da war. Stefan (Mair) hat von mir aus aber gute Arbeit geleistet. Näher möchte ich da aber nicht darauf eingehen.

Nun wartet mit dem Derby ein für Sie nochmal brisanteres Spiel, zumal Sie ja für beide Teams, HCP und HCB auf dem Eis standen. Wo liegen für Sie - abgesehen von der Titelsammlung - die Unterschiede zwischen den Klubs?

Bozen war schon von seiner ganzen Geschichte her immer „der“ Klub in Italien. Bruneck hingegen immer der kleine Verein, der hinten mitgespielt hat. Vor zehn bis 15 Jahren hat aber auch Bruneck begonnen, sich oben zu etablieren, hat sich stetig weiterentwickelt und man sieht ja jetzt, was auf die Beine gestellt worden ist, mit dem Stadion und dem Ligaeintritt. Bei Bozen als großen Verein geht es jedes Jahr  um den Titel. In Bruneck war das zwar in den letzten Serie A-Jahren auch so, aber früher nicht das Hauptziel.

Im Grunde sind es also die verschiedenen Ansprüche, die im Falle eines Derbys aber wiederum dieselben sind.

Genau. Zudem ist Bozen nicht mehr so weit weg, wie früher mal. Mittlerweile begegnen wir uns in einzelnen Spielen - auch wenn Bozen die Erfolge hat - auf Augenhöhe, wie die letzte Saison gezeigt hat. Morgen wollen wir so weitermachen, wie in den letzten Spielen und die Revanche für das erste Spiel schaffen.
 


Das letzte Aufeinandertreffen entschied Bozen in Bruneck mit 5-3 für sich. Mit welchen Mitteln will man den Boznern diesmal beikommen?

Wichtig ist in erster Linie die Defensive. Sie haben heuer eine richtig starke Mannschaft. Wir müssen also defensiv gut stehen und das Spiele so lange wie möglich offenhalten. Im letzten Derby haben wir uns schwer getan, vor unserem eigenen Tor die Arbeit zu machen. Sie haben das genutzt. Darauf müssen wir uns konzentrieren.
Wir Brunecker brennen darauf, in Bozen dasselbe zu tun, wie letztes Jahr.
Die Foxes thronen indes weiter selbstbewusst von der Tabellenspitze. Deren Kapitän, Daniel Frank, ist ein guter Freund von Ihnen. Welche Nachricht möchten Sie vor dem Spiel an ihn adressieren?

Wir sind gute Kollegen und sind immer noch in Kontakt. Er weiß, wie wir Brunecker darauf brennen, in Bozen dasselbe zu tun, wie letztes Jahr: die Siege bei ihnen heimzubringen. Das tut ihnen doppelt weh. Deshalb brennen wir darauf, es morgen wieder zu schaffen.

Keine Frage, Derbysiege sind wichtig. Bruneck muss allerdings weiterhin einiges an Boden gutmachen. Wie kann das in den nächsten Wochen gelingen?

Wir hatten jetzt zwei gute Spiele hintereinander, müssen aber mit den Füßen am Boden bleiben. Das ist noch ein langer Weg. Die nächsten zwei Wochen haben wir relativ viele Spiele vor der Länderspielpause. Diese Phase wird entscheidend sein für den weiteren Saisonverlauf. Wenn wir jetzt viele Punkte sammeln, sind wir auch im Kampf um den direkten Playoff-Platz wieder voll dabei. Deswegen gilt jetzt volle Konzentration auf alle Spiele und dann sehen wir, wo wir stehen.