Gesellschaft | kalašnikov&valeriana

Gefährliche Rollenbilder und Stereotype

Erste Daten aus der ISTAT-Studie „Geschlechterbezogene Rollenbilder und Stereotype“: Akzeptanz, Verbreitung und Begründung männlicher Gewalt an Frauen.
Kneipe
Foto: Yasin Arıbuğa/Unsplash
  • Anlässlich des Internationalen Tages zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen hat ISTAT erste Daten zur Studie Geschlechterbezogene Rollenbilder und Stereotype (Stereotipi di genere e immagine sociale della violenza: primi risultati) veröffentlicht. Die Studie will die kulturellen und sozialen Normen analysieren, die der männlichen Gewalt an Frauen zugrunde liegen. Dabei sind die Schwerpunkte: geschlechterbezogene Rollenbilder, Meinungen zur Akzeptanz von Gewalt, ihre Verbreitung und die Gründe dafür, sowie Stereotype zu sexueller und sexualisierter Gewalt.

    Im Vergleich zur vorhergehenden Studie (2018), gibt es endlich Anzeichen einer kulturellen Veränderung.

    • Physische Gewalt in der Beziehung wird weniger toleriert:
      “Nur” 2,3% der Befragten finden es akzeptabel, dass “ein Junge seiner Freundin eine schmiert, weil sie mit einem anderen Mann geflirtet hat” – 2018 waren es noch 7,4%.
    • Geschlechterbezogene Rollenbilder haben sich verbessert:
      Vor allem bei den befragten Frauen sind Rollenbilder weniger stark ausgeprägt. 
    • Stereotype bei älteren Semestern:
      Je niedriger der Bildungsgrad und je höher das Alter desto hartnäckiger halten sich Stereotype, trotzdem gibt es eine abnehmende Tendenz.
    • Männliche Gewalt an Frauen wird zunehmend thematisiert:
      51,1% der Bevölkerung halten körperliche oder sexuelle Gewalt durch den Lebenspartner für ein verbreitetes, 28,8% für ein weitverbreitetes Phänomen. Als Gründe für die Gewalt werden von 83,3% der Besitzanspruch und für 75,9% das Bedürfnis des Mannes nach Überlegenheit angegeben.

    Weiterhin stark verbreitet sind Vorurteile und Stereotypen zu sexueller und sexualisierter Gewalt, tendenziell wird weiterhin die Frau für die erlebte Gewalt verantwortlich gemacht: 

    • 39,3% der Männer sind davon überzeugt, dass sich eine Frau dem Geschlechtsverkehr entziehen kann, wenn sie ihn nicht wünscht.
    • Beinahe 20% der Männer sind der Meinung, sexuelle Gewalt werde durch die Bekleidung der Frauen provoziert.
    • Etwa 11% der Befragten halten die Frau für mitverantwortlich, wenn sie betrunken ist oder unter Drogeneinfluss steht. 10% halten die Frau für mitverantwortlich, wenn sie nach einem Fest der Einladung eines Mannes folgt und vergewaltigt wird.

    Erschreckend hingegen ist das Diagramm, in dem die Akzeptanz von Gewalt in der Beziehung nach Altersgruppen erfasst wird. Bei der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen ist sie weitaus größer als bei allen anderen Altersgruppen. 16% der Befragten akzeptieren die Kontrolle der eigenen Kommunikation (Handy und Social Media) durch den Partner. 5% halten eine Ohrfeige ab und zu für akzeptabel. 

  • Foto: Istat
  • Hier der Link zum detaillierten Bericht: STAT_TODAY_Stereotipi (istat.it)