Kultur | Weekend

Dämmerung und Morgenlicht

Fotomontagen und großformatige Collagen des in Berlin lebenden syrischen Künstlers Tammam Azzam sind demnächst im Museum Rudolf Stolz in Sexten zu sehen. Eine Vorschau.
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Foto: Tammam Azzam

Tammam Azzam verlässt 2011 im Alter von 31 Jahren seine Heimat und lebt nach mehreren Jahren in Dubai seit 2016 in Deutschland. Das Schicksal Syriens, beispielhaft für die Zerrissenheit der Welt im 21. Jahrhundert, lässt ihn nicht los und führt ihn zu Werken, die aus der Zerstörung geboren sind und im collagierenden Zusammensetzen der Trümmer eine neue Ordnung und Schönheit finden.

 

In den digitalen Fotomontagen Tammam Azzams verbinden sich Abbildungen zerstörter, in Trümmern liegender Häuser und Straßenzüge mit Meisterwerken der westlichen Kunstgeschichte zu überraschenden Bildern, die anklagen und aufwühlen, vor allem aber immer wieder: Hoffnung geben. In den Papiercollagen ordnen sich bis zu 50.000 kleine und kleinste Schnipsel von Hand bemalter Papiere in mehreren Lagen zu visuell beeindruckenden, großformatigen Kompositionen von verblüffend malerischer Qualität.

 

Mit seinen Papier-Collagen schafft er in akribischer Kleinarbeit aus kleinen bunten Papierfetzen eine neue Realität. Neu-Ordnung aus der Zer-Störung. Sensible Werke entstehen, mit denen er auf eine Wirklichkeit verweist, die aus dem Lot geraten ist. In der Verrohung an der Tagesordnung zu sein scheint und in der die negativen Kräfte die Überhand gewonnen zu haben scheinen. Seine Bilder wollen von den Wunden und den Zerstörungen kriegerischer Auseinandersetzungen erzählen. Vor allem aber wollen sie Mut machen und die aufbauende Kraft der Kunst beschwören: Was zerstört ist, wird neu geboren. Was zerstreut ist, wird zusammengetragen. Was zusammengebrochen ist, wird neu aufgebaut.

 

Tammam Azzam hat einen Abschluss in Malerei der Universität von Damaskus. 2016 war er Fellow des Hanse-Wissenschaftskollegs, Institute for Advanced Study, in Delmenhorst, seit 2018 lebt er in Berlin. Die Werke des Künstlers werden auf Ausstellungen im Nahen Osten, in Europa und in den USA gezeigt, u.a. in Dubai, Berlin, London, New York, San Francisco und Miami. Eine erste Einzelausstellung des Künstlers in Europa fand 2017 im Stadtmuseum Oldenburg statt, 2018 zeigte ihn die Berliner Galerie Kornfeld. Namhafte Institutionen wie beispielsweise die For Site Foundation in San Francisco, für die er eigene Projekte erarbeitet hat, die Barjeel Art Foundation in Sharjah oder die Atassi Foundation zeigen und sind im Besitz seiner Werke. Einige Bilder von Tammam Azzam werden Teil der Wanderausstellung „Sanctuary“ sein, die im Sommer 2020 im Smart Museum in Chicago, im Herbst desselben Jahres im Asia Society Museum in New York und 2020 im Aga Khan Museum in Toronto gezeigt wird. Die von Andreas Pitz kuratierte Wanderausstellung „Kunst trotz(t) Ausgrenzung“ tourt nach Stationen in Kassel, Braunschweig, Chemnitz Stuttgart, Dortmund und Berlin in den kommenden 5 Jahren durch die Welt.