„Ich bin kein Partei-Meister“
Herr Trettl, ihr Wunschkoalitionspartner hat ihr Angebot für einen Ausschuss abgelehnt. Ist die Entscheidung also bereits gefallen, dass Sie die kommenden fünf Jahre ohne SVP regieren?
Wilfried Trettl: Ich habe der Südtiroler Volkspartei von Beginn an meinen Vorschlag präsentiert, eine Koalition mit ihnen und dem PD zu bilden, in der sie und die Bürgerliste je zwei Sitze halten. Dazu würden noch der PD-Vizebürgermeister und ich als Bürgermeister kommen. Doch nachdem man mir am Mittwoch mitgeteilt hat, dass die Partei auf drei Sitzen beharrt, muss ich nun eben einen anderen Plan verfolgen.
Wären denn drei Sitze nicht angemessen, bei zwölf Mandaten der SVP und neun der Bürgerliste?
Nein, denn die Bürgerliste stellt von 27 Gemeinderatsmitgliedern genau ein Drittel. Bei sechs Gemeinderatssitzen entspricht das zwei Sitzen. Noch dazu haben uns nur sieben Stimmen auf ein zehntes Mandat gefehlt. Die SVP hat dagegen 11 Vollmandate, ihr zwölftes ist ein Restmandat. Das heißt, die Schere ist nicht so weit offen, und nachdem man die Menschen nicht teilen kann, ist das für mich der einzig gangbare Weg.
Bei dem die Bürgerliste mit drei Vertretern im Ausschuss sitzt...
Ich bin direkt mit viereinhalbtausend Stimmen als Bürgermeister gewählt worden, und zweitausend dieser Stimmen kamen von Nicht-Bürgerlisten-Wählern. Auch denen bin ich verpflichtet, ich bin ein Bürgermeister, kein Parteimeister. Nachdem bei uns ein Italiener Vize-Bürgermeister sein muss, gibt es keinen Grund dafür, dass die SVP mit 42 Prozent der Stimmen 50 Prozent von Ausschuss kriegt. Das kann doch nicht sein, dass dort drei SVP-Leute sitzen und nur einer von der Bürgerliste. Aber wenn die SVP deswegen darauf verzichtet, in die Regierung zu gehen, ist das überhaupt kein Problem. Dann werden wir die Regierung eben anders bilden.
Und wie wollen sie ohne SVP eine Regierung zusammenbekommen?
Ich sage nicht, dass ich sie ohne SVP zusammenbekomme. Ich rede jetzt mit jedem einzelnen Gemeinderat der Volkspartei und schaue, wer von ihnen bereit ist, mit mir zu regieren.
Gegen die Parteidisziplin?
Wenn ein SVP-Kandidat mit 700 Stimmen in den Gemeinderat gewählt wird, hat er von den WählerInnen auch einen Auftrag bekommen mitzuregieren. Deshalb werde ich jetzt jeden einzelnen SVP-Gemeinderat ansprechen, und dann wird ja öffentlich werden, wem der Parteizwang wichtiger ist als der Wählerwille.
Rechnen Sie sich da Chancen aus?
Die drei Gemeinderäte, mit denen ich bisher gesprochen habe, würden sofort in die Regierung kommen, wenn die Partei sie nicht zurückpfeifen würde.
Sie klingen heute aber gar nicht wie der gutmütige Wilfried Trettl, als der Sie bekannt sind?
Ich lasse mich eben nicht pflanzen. Ich verstehe schon, dass man halt ein bissl mit mir pokern will, weil ich sonst ein ganz feiner Mensch bin. Aber jetzt habe ich mich schon seit den Wahlen hinhalten lassen, mit einer Antwort auf meinen Vorschlag für die Zusammensetzung des Ausschusses. Zuerst wollten sie ein Regierungsprogramm, das ich eigentlich zusammen mit dem neuen Ausschuss erarbeiten wollte. Doch ich habe es in zwei Tagen erarbeitet – um wieder ewig auf ein nächstes Treffen zu warten. Denn in so einer Partei entscheiden ja nicht nur die Gewählten, da muss ja ein ganzer Apparat mitreden.
Sie müssten solche Parteilogiken und Machtansprüche ja schon aus den vergangenen fünf Jahren kennen...Ist das typische SVP-Taktik?
Vor fünf Jahren haben wir eine wirklich schwierige Situation gehabt und kein Mensch im ganzen Land hat damals verstanden, warum die SVP letztendlich auf den Vize-Bürgermeister verzichtet hat, nur um einen fünften Sitz im Ausschuss zu erhalten. Aber ich könnte ein ganzes Buch darüber schreiben, wie mit mir umgegangen worden ist – von Seiten mancher, die nur die Macht ausgenutzt haben. Sonst haben wir aber ein wirklich gutes Verhältnis gehabt und gut zusammengearbeitet. Nur wenn es um bestimmte Sachen gegangen ist...Ich habe mich zum Beispiel entschuldigen müssen, weil ich ohne zu fragen zum Durnwalder gegangen bin um 6 Uhr in der Früh. Weil im Koalitionsabkommen wäre gestanden, dass ich nichts tun darf, ohne dass sie es wissen – als Bürgermeister. Doch ich habe solche Sachen ausgehalten und bin nicht nachtragend.
Doch jetzt hauen Sie auf den Tisch?
Ja, denn so kann es wirklich nicht sein. Die Leute sind schließlich mündig, und wissen, was sie wählen. Und ich verhalte mich so, wie es die Wähler wollen, sonst hätten sie mir ihre Stimmen nicht gegeben.
Was ist, wenn Plan B auch nicht aufgeht? Bilden Sie dann eine Koalition mit der Grünen Bürgerliste, dem PD und Südtiroler Freiheit oder Freiheitlichen?
Also, ich werde schon noch mit der Grünen Bürgerliste sprechen, aber ich glaube nicht, dass wir viel Übereinstimmung finden werden.
Drohen also auch in Eppan Neuwahlen?
Nein, wenn die SVP zum Beispiel meine Minderheitenregierung von außen unterstützt, muss es keine Neuwahlen geben. Denn die Leute für den Ausschuss bekomme ich schon zusammen.