Am Spielfluss
Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts steht unweit der Brücke Steinerner Steg in Meran ein Gebäude, welches seine ersten Besitzer Villa Johannesberg tauften. Diese Bezeichnung sollte allerdings nicht lange halten und noch vor der Jahrhundertwende bekam das vielstöckige Haus an der Passer den Namen Villa Sophie. Der Schriftsteller Stefan Zweig (1881-1942) war kurz nach dem ersten Weltkrieg in die Meraner Gilf-Gegend gekommen und sah im tosenden Wasser des Flusses "blaß den Rauch aufsteigen". Zweig liebte "die Meraner Welt", welche ihn lehrte, die notwendige innere Zwiespätligkeit des Lebens "durch Harmonie zu lösen". Zwei Monate lang besuchte er immer wieder die Gilf und mit aller Wahrscheinlichkeit auch das gleichnamige Café. Seine Meraner Erlebnisse hat der Schriftsteller in das 1922 erschienene Buch Phantastische Nacht einfließen lassen.
Seit 2015 wird das Erdgeschoß (mit unterirdischem Ufergarten) der Villa Sophie von Agata Erlacher und Thomas Strappazzon unter dem Namen Meteo geführt. Die beiden Restaurant-Betreiber und ihr Team bieten nicht nur Speis und Trank, sondern servieren immer wieder kulturelle Leckerbissen – Literatur, DJ-Kultur, Musik, Kunst, Performance...
Und natürlich Kochkunst.
Historisches. In der Villa Sophie war seit Beginn an Platz für Kultur. Hier wurden spannende Vorträge und Lesungen abgehalten, Musik gemacht, sowie Sprach- und Schachkurse angeboten. Über viele Jahre wurde in der Villa auch Billard gespielt und neben dem Café-Betrieb wurden Zimmer für Ferien- oder Kurgäste vermietet.
Zwei Betreibergeschichten aus rund 150 Jahren Hausgeschichte sollen an dieser Stelle beispielhaft erwähnt werden, etwa jene des Anton Panzer, dem vieljährigen „Portier des Hotel Erzherzog Johann“, der 1886 die Villa kaufte „um ein elegantes Cafféhaus zu errichten.“ Vieles deutet darauf hin, dass sich Panzer bald schon finanziell übernommen haben dürfte und sich deshalb bereits ein Jahr später aus dem Staub machte. Er wurde „vermisst gemeldet“ und über die Villa „die Sequestration“ verhängt. Genaueres erfährt man nicht, Anton Panzer blieb verschollen.
Beim Durchstöbern früher Zeitungsmeldungen zum alten Cafè Gilf stößt man neben hohen Wendeltreppen und elektrischen Lüstern auch auf Herrn Johann Graf von der Mohl, einem gebürtigen Russen, der einige Jahre nach dem ominösen Panzer das Lokal weiterführte. Mohl war in Begleitung seiner schwerleidenden Frau immer wieder als Kurgast in Meran gewesen. Nachdem sie verstarb, blieb er in der Gilf, heiratete erneut und betrieb bis zu seinem Tod das Cafè.
Meteo BeachBar nennt sich hingegen die neueste Erfindung der jetzigen kulturaffinen Gastronomen, die mit Liebe, Witz und Ideenreichtum für neuen Glanz und coolen Sound sorgen. Seit dem vergangenen Jahr hat das Restaurant den kulinarischen und kulturellen Spielraum Richtung Passer erweitert und lädt heuer mit der Konzertreihe Flash Gordon Sessions in die tiefgelegene Oase ans Passerwasser.
Am Mittwoch 29. Juli wird in der Meteo BeachBar mit Daze Affect und Shame On Youth!, der erste musikalische Abend (VOL 1) der Veranstaltungsreihe über die Beach-Bühne gehen. Zu erwarten ist energiereicher, punkiger Hardcore.
Weitere Flash Gordon Sessions folgen am 5. August (Strappi rompe i piatti, RU485, Martin Kristanell), am 19. August (VOL 2., Programmablauf wird noch festgelegt) und am 26. August (Vol 3.), u.a. mit der Band Satelliti.
zum Glück ist der Ufergarten
zum Glück ist der Ufergarten nicht "unterirdisch" sondern nur tieferliegend ;-) Auf jeden Fall ein empfehlenswertes Lokal.