11.000 Saiten
Weltpremiere der Komposition von Georg Friedrich Haas für 50 mikrotonal zueinander gestimmte Klaviere und Kammerorchester im Auftrag der F. Busoni – G. Mahler Foundation mit Unterstützung der Ernst von Siemens Musikstiftung im Rahmen des Bolzano Festival Bozen 2023 am Dienstag 1. August in der Messe Bozen.
Ein Traum steht hier am Anfang eines ambitionierten Projektes: 50 Klaviere gleicher Bauart werden in den Mittelpunkt einer mikrotonal gesetzten Komposition gestellt und klangfarblich durch ein zahlenmäßig ebenbürtiges Ensemble aufgefächert. Jedes Klavier ist jeweils um exakt 2 Cent verschoben gestimmt, wodurch der Abstand zwischen dem am höchsten gestimmten Klavier und dem am niedrigsten gestimmten Klavier 1 Halbton minus 2 Cent beträgt. Die große Halle der Messe Bozen wird über die 50 Klaviere zum klanglichen Koordinatensystem, in dem sich die Mitglieder des Ensembles bewegen, während das Publikum die Konzert Installation aus ihrem Inneren erlebt. Im Laufe des Stückes werden sich immer wieder neue Konstellationen bis hin zu solistischen Zwischenspielen ergeben.
Eine Besonderheit des ambitionierten Instrumentariums von 11.000 Saiten ist natürlich der Einsatz einer großen Zahl von Klavieren, die anders als Streichinstrumente oder menschliche Stimme viel weniger geeignet sind, Klangwelten außerhalb der zwölftönigen Stimmung auszuloten.
Die Tatsache, dass dieses ambitionierte Projekt realisiert werden kann, ist vor allem dem chinesischen Klavierproduzenten Hailun zu verdanken, der 50 Klaviere auf die Reise nach Europa schickt, wo sie im Anschluss an die Bozner Uraufführung auch für die Tournee des Klangforum Wien zur Verfügung stehen. Die Teilnehmer und Interpreten der Gustav Mahler Academy werden überdies von den hochspezialisierten Mitgliedern dieses renommierten Ensembles in zeitgenössischer Aufführungspraxis unterwiesen.
Der Komponist wird der Uraufführung beiwohnen. Georg Friedrich Haas, gebürtiger Grazer, Professor für Komposition an der Columbia University in New York, gilt weltweit als einer der bedeutendsten lebenden Komponisten. Haas fühlt sich einerseits in der europäischen Tradition verwurzelt und ist andererseits stark von der ästhetischen Freiheit amerikanischer Komponisten beeinflusst. Sein umfangreiches Schaffen mit einer Vielzahl von Werken für großes Orchester, für Kammerorchester, Instrumentalkonzerten, acht Opern, zehn Streichquartetten, vielfältiger Kammermusik, Vokalwerken etc. verbreitet sich kontinuierlich weltweit – nicht nur in Spezialveranstaltungen für neue Musik, seine Kompositionen erreichen auch ein traditionell geschultes Publikum.