Politik | Merkheft

Patriotisch-polemischer Schulstart

Die STF will “die Einheit Tirols möglichst früh ins Bewusstsein der Schüler rücken”. Zum neuen “Tiroler Merkheft” gibt es daher eine entsprechende Landkarte.
Landkarte à la STF
Foto: Salto.bz

Sie gehen davon aus, dass neuerliche Polemiken vorprogrammiert sind. Doch die Süd-Tiroler Freiheit (STF) gibt sich kämpferisch: “Polemiken sind ausdrücklich erwünscht!” Ganz bewusst hat man dem “Tiroler Merkheft”, das es heuer zum achten Mal gibt, eine Landkarte beigefügt: “Österreich und seine Bundesländer mit Süd-Tirol”. Der Schwerpunkt des Merkhefts liegt heuer auf Nord- und Osttirol und wird auch bei den Nachbarn nördlich des Brenners und östlich der Rienz verteilt – samt Landkarte.

“Es ist wichtig, dass sich die Süd-Tiroler Schüler ihrer Tiroler und somit österreichischen Wurzeln besinnen”, erklärt Sven Knoll die Absicht hinter der kreativen Grenzziehung, bei der Tirol an der Salurner Klause endet und die Etsch nur bis Ala fließt. “Genauso wichtig ist es aber auch, dass die Schüler in Nord- und Ost-Tirol auch Süd-Tirol als Teil der eigenen Heimat erkennen.”

Aus diesem Grund finden sich auf dem Schulkalender die Schulferien beider Länder – und die Wochentage sind abwechselnd in Süd- und Nord- bzw. Osttiroler Dialekten angegeben. Darüber hinaus erfährt man “wieder viel Lesens- und Sehenswertes”, verspricht die STF, die mit dem Merkheft einen aktiven Beitrag dazu leisten will, “die Kenntnisse über die Tiroler Landesteile zu fördern, um die Einheit Tirols möglichst früh ins Bewusstsein der Schüler zu rücken. Damit will man auch den Versäumnissen in den Schulen entgegenwirken, die nur mehr sehr wenig über die jeweils anderen Tiroler Landesteile unterrichten”.

Die wahrscheinlichen Polemiken, die das Merkheft “als patriotisches Projekt” bei “anti-tirolerischen Kreisen” hervorrufen wird, weil es nicht in deren Weltbild passe, sieht man gelassen. Ebenso die Tatsache, dass das Merkheft, wie das Tragen von T-Shirts mit patriotischen Motiven, möglicherweise an einigen Schulen verboten werden könnte. “Uns liegt ein Rechtsgutachten der ehemaligen Kinder- und Jugendanwältin Vera Nicolussi-Leck vor, das ganz klar besagt, dass die Schulen in Ausübung ihrer Autonomie Merkhefte, Leibchen und politisches Material nicht verbieten dürfen. Das wäre verfassungs- und EU-rechtswidrig”, führt Matthias Hofer aus. Der stellvertretende STF-Landesjugendsprecher ist am Montag auch in Bozen, um das “Tiroler Merkheft” zu präsentieren. Sollte es trotz entsprechender Rechtslage und auch der Beteuerung von Schullandesrat Philipp Achammer auch heuer zu Verboten an Schulen kommen, “werden wir uns nach gewohnter Art zu wehren wissen”, so Hofer.

2.000 Stück des Merkhefts, finanziert von der STF und produziert in der Druckerei des Obmannes des Südtiroler Schützenbundes, Elmar Thaler, werden in den kommenden Wochen auf einer “Tirol-Tour” verteilt – kostenlos. Außerdem ist es in verschiedenen Geschäften im ganzen Land zu haben und kann online bestellt werden. “Auf den Schulhöfen werden wir es nicht verteilen”, präzisiert Sven Knoll.

 

 

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Benno Kusstatscher Mo., 28.08.2017 - 14:12

Na hoffentlich bekommen auch die Kollegen von der Bayern-Partei ein Exemplar, mit zugehöriger Erklärung, warum STF, selbsterklärte Partei der Regionen, Bayern von der Landkarte streicht. Und dann noch vielen Dank für den Geographieunterricht: Jetzt weiß ich endlich, dass die Krain in den Karnischen Tälern liegt und nicht etwa enter der Soča. ...und auf die langersehnte tiroler Außengrenze zwischen Fassa- und Fleimstal freue ich mich ganz besonders. Endlich!

Mo., 28.08.2017 - 14:12 Permalink
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Ludwig Thoma Mo., 28.08.2017 - 21:15

Damit nicht genug: Das Puschlav und Teile des Val Müstair kommen kurzerhand zu Italien (!) (Es gibt weder einen Fluß, noch eine Straße die der dicken Linie im Südwesten folgt). Den Verfechtern der Wasserscheidentheorie gefällt das.

Mo., 28.08.2017 - 21:15 Permalink
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Hartmuth Staffler Mo., 28.08.2017 - 22:28

Der "Journalist" Maurizio Ferrandi hat hier auf Salto Sebastian Kurz als österreichischen Innenminister bezeichnet. So bestreiten manche Leute ihren Lebensunterhalt ...

Mo., 28.08.2017 - 22:28 Permalink
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Hartmuth Staffler Mo., 28.08.2017 - 22:51

Antwort auf von Max Benedikter

Ich bin weder ein guter noch ein schlechter Verlierer, weil ich zur Zeit der italienischen Aggression gegen unser Land noch gar nicht auf der Welt war. Die Italiener sind aber schlechte Sieger, weil sie den ihnen unverdient in den Schoß gefallenen Sieg vergeigt haben und das heute noch tun.

Mo., 28.08.2017 - 22:51 Permalink
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Manfred Klotz Di., 29.08.2017 - 13:46

Antwort auf von Hartmuth Staffler

Was hat der Fehler von Ferrandi mit diesem Artikel und den Kommentaren zu tun? Sind Sie also der Meinung, dass der Fehler eines, in diesem Fall, unbeteiligten Dritten andere Fehler rechtfertigt? Dann können wir mit dem Fehler in Bezug auf die Massenvernichtungswaffen im Irak ja so gut wie alles rechtfertigen, oder?

Di., 29.08.2017 - 13:46 Permalink
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Paolo Carbone Di., 29.08.2017 - 13:58

Eine Karte mit geografische und geschichtliche Mischung von verschiedenen Zeiten. Derzeitige Osterreich mit ihren Bundesländern und dem angeschlossenen Südtirol und außerhalb an den Grenzen eiene Reihe von Pufferstaaten der ehemaligen k.u.k Monarchie (Krain, Untersteiermark, Welsch-Tirol). Ein Meisterwerk!!!!

Di., 29.08.2017 - 13:58 Permalink
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Paolo Carbone Mi., 30.08.2017 - 13:53

Ich meine dass die Karte erläutert die aktuelle Osterreich und ihre Bundesländer (davon auch Südtirol), die am Südgrenze eine Reihe von Pufferstaaten fast umgegeben werden. Brauchen Osterreich + Südtirol eine besondere Schutz von Italien bzw Slowenien?
Leider ist diese Dummheit mittlerweile auch in ganz Italien bekannt.
http://www.lastampa.it/2017/08/29/italia/cronache/per-il-diario-scolast…

Mi., 30.08.2017 - 13:53 Permalink