Gesellschaft | Auszeichnung

"Wir sind alle happy"

Alternativer Nobelpreis 2017 mit Südtirol Connection: Warum sich der Bozner Augenarzt Philipp Überbacher mit der äthiopischen Rechtsanwältin Yetnebersh Nigussie freut.
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Foto: Licht für die Welt/studio-casagrande

Er ist der Gegenentwurf zum hochkarätigen Stockholmer Original: der Right Livelihood Award oder Alternative Nobelpreis wird alljährlich an Menschen vergeben, die ihr Leben – meist im Süden der Welt - in den Dienst der Menschheit gestellt haben und sich für eine bessere Welt für alle einsetzen. Im Jahr 2017 geht eine der vier Auszeichnungen in dieser Woche an die äthiopische Rechtsanwältin und Behindertenrechtsaktivistin Yetnebersh Nigussie. Die Mutter von zwei Kindern hat als Fünfjährige ihr Augenlicht verloren. Ein Schicksalsschlag, den sie selbst immer wieder als Chance bezeichnet hat. Denn anstatt sie früh zu verheiraten, wie es im ländlichen Äthiopien üblich ist, hat ihr ihre Familie eine fundierte Schulbildung ermöglicht.

Das wiederum versetzte Yetnebersh Nigussie in die Lage, sich zeitlebens für die Verbesserung der Lebensumstände von Menschen in Armutsgebieten, insbesondere von Menschen mit Behinderungen, einzusetzen. Bereits in ihren Schul- und Studienjahren hat sich Yetnebersh ehrenamtlich für mehr als 20 Organisationen engagiert - unter anderem als Vorsitzende der äthiopischen Anti-AIDS Bewegung und der Frauenfraktion der Äthiopischen Nationalen Blindenvereinigung. Gemeinsam mit anderen prominenten Landsleuten ist Yetnebersh Mitbegründerin des Äthiopischen Zentrums für Behinderung und Entwicklung. Nach jahrelangem ehrenamtlichen Einsatz als Botschafterin für Licht für die Welt ist sie 2016 zur Mitarbeiterin geworden und arbeitet heute von ihrer Heimat Äthiopien aus als Inklusionsexpertin der Hilfsorganisation mit Sitz in Wien.

Gefeiert wird die Auszeichnung nicht nur dort, sondern auch in Bozen. „Wir sind alle voll happy“, sagt der Bozner Augenarzt Philipp Überbacher. Als ärztlicher Vertreter der Organisation für Südtirol ist er maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Problematik von Erblindungen und anderen Augenerkrankungen in  Schwellenländern und Ländern der Dritten Welt auch in Südtirol ein Thema geworden ist. Lange Jahre war Überbacher auf eigene Initiative immer wieder in Afrika tätig, um dort sein medizinisches Know How weiterzugeben. Kurz nach seiner Rückkehr nach Südtirol im Jahr 2012 ist der Bozner Augenarzt dann in Verbindung mit Licht für die Welt gekommen. „Diese Organisation war genau das, was ich immer gesucht habe“, sagt er.

Denn Licht für die Welt ist mittlerweile in 15 Ländern aktiv und bildet dort Augenärzte und Pflegepersonal vor Ort aus, um eine ganzjährige Versorgung zu gewährleisten. „Das ist weit nachhaltiger, als wenn ich einmal im Jahr zwei Wochen in Afrika operiere und vielleicht 200 Menschen helfen kann“, sagt Überbacher. Nach Afrika fährt er allerdings immer noch regelmäßig, demnächst zum Beispiel nach Mozambique. Dort besichtigt der Augenarzt dann Projekte, fragt nach, wo es noch Unterstützung braucht oder Probleme gibt. Und hat bei seiner Heimkehr wieder viel Stoff, um in Südtirol darüber zu erzählen, mit wie wenig Geld in Afrika Menschen das Augenlicht und damit eine Zukunft geschenkt werden kann. Mehrere 100.000 Euro im Jahr kamen in Südtirol zuletzt pro Jahr an Spendengeldern für Licht in die Welt zusammen. Und: Eine alternative Nobelpreisträgerin vor Ort wird der Spendenbereitschaft sicher nicht schaden.