Ver(w)irrte Maturabälle

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Lieber Herr Paolo Sartori, warum geht das bei jedem Fußballspiel in Bozen?
Vorab darf festgestellt sein, dass ein Maturaball seit Jahrzehnten ein Highlight im letzten Oberschuljahr darstellt und eine lange Tradition hat. Es ist ein Fest für die Schüler, ihre Eltern, ihre Verwandten und ihre Freunde. Es ist für die Klassen und Schulen eine Herausforderung, eine Erfahrung ... und schlussendlich können die Maturanten bei der Organisation und der Durchführung auch noch etwas für´s Leben lernen. Und natürlich etwas Geld für die Maturareise sammeln. Ebenfalls ein sozialer Akt, denn vielleicht könnte sich nicht jede Schülerin oder Schüler eine solche aus der eigenen Brieftasche leisten. Oder sich zumindest schwer tun.
Soweit alles gut!
Nicht gut sind die Nachrichten in den Medien. Da werden Bürgermeistern, Direktoren, Lehrern, Ordnungskräften, Schülern und Abgeordneten Mikrofone vor den Mund gehalten oder eben interviewt und befragt. Die Antworten und Äußerungen sind himmelschreiend oder lassen einfach den Kopf schütteln.
Gut, ich muss gestehen dass ich diesbezüglich nicht auf der Brennsuppe daher geschwommen bin und vielleicht etwas mehr von Eventorganisation verstehe als der gemeine Bürger. Aber von einer Schule, von Lehrpersonen, von „reifen“ Schülern und vom verpflichtendem Sicherheitspersonal darf ich mir schon erwarten, dass sie imstande sind einen Ball über die Bühne gehen zu lassen. Auch, zumal es für Schule und Lehrpersonen nicht der erste und einzige sein dürfte. Zudem helfen die 4tler oft auch den Maturanten und können auch dort Erfahrungen sammeln.
Wenn allerdings nur das „Schlaumeiern“ und „so viel wie möglich Schoder machen“ gelernt und gelehrt wird, kann das zu Ereignissen wie zuletzt in Brixen führen.
Ich frage mich im vollen ernst wie sich eine „Matura-Reife“-Klasse (unter Supervision von Lehrpersonal, Ok-Team, Schuldirektion und Security) erlauben kann sehr viel mehr Tickets zu verkaufen als der Ballsaal Kapazität hat. Und sollten es gefälschte (kopierte) Tickets gewesen sein entschuldigt das gar nichts. (jeder andere Eventveranstalter ist verpflichtet mit ganz regulären, registrierten und fälschungssichern Tickets zu arbeiten) Und nein, das ist nicht passiert sondern wurde vorsätzlich in Kauf genommen ... wenn die ersten „vecci“ gian, loss mor di jungen inni ... und wer wert denn do schun genau zähln? Nun, blöd gelaufen. Nach den Vorkommnissen der vergangenen Wochen waren jetzt nicht nur die „Security“ sondern wohl Ordnungshüter zugegen die eben für die Ordnung zuständig sind. Wahrscheinlich vom Questore Sartori geschickt. Und diesen zitiert die Dolomiten tatsächlich mit den Worten: „Ich kann nicht bei jedem dieser großen Bälle 30 Polizisten oder Carabinieri einsetzen ...“ Lieber Herr Paolo Sartori, warum geht das bei jedem Fußballspiel in Bozen? Dort sind nicht 30 eingesetzt sondern jedes Mal mindestens 60. ... Ordnungskräfte tra Stodtputz, Karpf & normale Bulln. Am schönsten Samstag- oder Sonntag Nachmittag versteht sich. Und egal ob´s regnet oder schneit, bzw. die schönste und heißeste Sonne vom Himmel brennt. Und auch vollkommen egal ob ein ganzes Stadtviertel von der Stadt abgetrennt ist oder dass Bewohner die halbe Stadt umfahren müssen um heim zu kommen.Zusätzlich sollen ab jetzt die Maturaklassen verpflichtet werden sage und schreibe 50 private Sicherheitsleute (sogenannte Security-Mander) zu verpflichten. Wobei in jenem Fall natürlich das „ermauserte“ Geld nicht in die Klassenkasse sondern in die Brieftaschen der Security wandert.
Der Chef der größten Security-Firma Südtirols kommt dann in der Tageszeitung zu Wort: „Nehmt den Jugendlichen ihre Bälle nicht“ heißt es dort. Das ist so als ob man einen Tankwart fragen würde ob Diesel und Benzin nicht abgeschafft gehörten. Er würde wohl auch sagen „Nehmt den Bürgern ihre Fahrzeuge nicht“.
Oder der Brixner Bürgermeister Jungmann zu RAI-Südtirol: „Wir müssen sie informieren, dass sie voll strafmündig sind und was ihnen aufgrund möglicher Folgen bei den Bällen alles passieren kann“. Ja geht’s noch? Der Bürgermeister & Co. müssen volljährige Maturanten informieren dass sie strafmündig sind? Was ihnen passieren kann? Müsste er das dann auch den langjährig gedienten Schuldirektoren, den fast pensionsreifen Lehrern und dem Ball-Organisationsteam sagen.
Na ja, der Alex Ploner vom TeamK meint es natürlich gut wenn er ebenfalls auf RAI-News meint: „Schule, Wirtschaft, Politik und Fachleute aus der Eventkultur müssen sich mit den veranstaltenden Maturantinnen und Maturanten an einen Tisch setzen und Lösungen erarbeiten.” Aber irgendwann sollte es doch reichen, denn wenn sich jetzt auch noch Schule, Wirtschaft, Politik und Fachleute mit den Maturanten wegen eines Balls an einen Tisch setzen müssen, dann müssen wir bei anderen Fragen des Tages mindestens den Papst, Trump und König Charles einbeziehen.Ach was solls ... Schuld ist doch schlussendlich der Paolo Sartori, weil er zu viele Bullen zum Brixner Ball geschickt hatte. Das traut sich nur niemand zu sagen oder zu schreiben. Emoji
p.s.1; Neulich, Ball in Meran, Kursaal ... Laut Einladung sollten sich die Gäste um 19:30 einfinden. Um 20:10 stehen die Gäste immer noch auf der Straße ... natürlich im Anzug, bei wahrscheinlich Null Grad und pfeifendem Wind. Wären es nicht Eltern und vernünftige Erwachsene gewesen, hätte es wohl einen „Sturm auf das Kurhaus“ gegeben.
p.s.2; wie viele Leitfäden und Anleitungen für Veranstaltungen müssen eigentlich noch geschrieben werden?