Wackelt die Kandidatur?
Die Stadt Venedig gilt als Zugpferd der Kulturregion “Nordest 2019”, eine Tatsache die von den mitkandidierenden Partnern, dem Trentino, Friaul Julisch Venetien und Südtirol anstandslos hingenommen wurde. Nun kommen plötzlich andere Töne aus der Lagunenstadt: Der Bürgermeister Giorgio Orsini wird von der Tageszeitung “Nuova Venezia” mit den Worten zitiert, es gebe objektive Schwierigkeiten für die Kandidatur der Region Nordest und man werde in den nächsten Tagen eine Lösung suchen.
Schert Venedig aus?
Bei den “objektiven Schwierigkeiten” könnten die Ausschreibungskriterien gemeint sein und die etwas unklare Definition, ob sowohl Städte als auch Regionen an einer Kandidatur teilnehmen dürfen. “Das stimmt so nicht”, sagt Giorgio Mezzalira, Beobachter und Unterstüzter der Kandidatur. “Die Ausschreibungskriterien, insbesondere Artikel 3, sehen ganz klar die Möglichkeit vor, dass auch ein Territorium wie der Nordosten Italiens als Kulturhauptstadt fungieren kann”. Eine Bestätigung dieser These liefern vergangene erfolgreiche Konzepte wie jenes des Jahres 2010, als das gesamte Ruhrgebiet mit der Stadt Essen erstmals eine Metropolregion vertrat. In diesem Jahr ist es die Stadt Marseille die sich mit seinem sogenannten Hinterland präsentiert, auch Maribor hat 2012 die slowenischen Städte der Region miteinbezogen.
Jedoch waren diese Regionen stets kleiner als jene des Nordostens Italiens und hatten vor allem eine kulturell und historisch gemeinsame Basis. Das ist hier nicht der Fall. Und das ist der Dreh- und Angelpunkt für die Zweifel an der Kandidatur. “Die gesamt Region Nordest hat noch nicht zusammengefunden,” sagt Giorgio Mezzalira, “in kultureller Hinsicht nicht - von wirtschaftlichen Gemeinsamkeiten wollen wir gar nicht reden.”
Wichtige Wirtschaftsachse
Für Südtirol sei der Wirtschaftsraum italienischer Nordosten nicht wirklich interessant, die Musik spielt auf der Nord-Süd-Route, von Bozen nach München, meint Mezzalira. Diese nicht vorhandenen Zusammenhänge merkten jetzt offenbar auch andere, eine Eingabe des PD-Gemeinderats in Venedig, Roberto Turetta, geht in diese Richtung. Er fragt, ob es für die Stadt Venedig möglich wäre, alleine, also ohne das schwierige Anhängsel Nordosten zu kandidieren.
“Eine solche Möglichkeit gibt es immer, Venedig kann sich immer noch entscheiden, alleine zu kandidieren”, meinte Landesrat Christian Tommasini. Er werde die Ruhe bewahren und auf nächste Woche warten. Die Landesregierung stehe nach wie vor voll hinter der Kandidatur. Südtirol hat seinen Kulturhauptstadt-Enthusiasmus als einziger der Partner auch finanziell unterstrichen; so wurden Ideen-Wettbewerbe lanciert und die Kandidatur über das Projekt 19x19 beworben.
Was es bedeutet, wenn die Kandidatur “Nord-Est 2019” nicht zustande kommt, darüber gab es noch keinen Kommentar vom italienischen Kulturlandesrat.
game over...
Ist bereits geschehen; mittlerweile hat sich Venedig wohl zurückgezogen:
http://corrieredelveneto.corriere.it/veneto/notizie/cultura_e_tempolibe…
Un nun? Macht es die Euroregio?
In Innsbruck ist man eher skeptisch; laut Medien.