Baur vs. Lantschner
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salto.bz: Wie stellen Sie sich Bozen in drei Jahren vor?
Christoph Baur: Una città pacificata, dove diversi gruppi linguistici collaborano nell’interesse dei cittadini; una città più aperta per nuove idee e nuove iniziative; una città in cui l’amministrazione sia veramente a servizio della gente.
Norbert Lantschner: Dass es hoffungsvoller in die Zukunft blickt, dass eine menschenwürdige Lösung für die Flüchtlinge gefunden wurde, dass der Flughafenausbau endgültig Geschichte ist und das Seilbahnidee über die Talferwiesen nach Jenesien vergessen ist.
Abendessen mit dem Landeshauptmann, Thema: Bozens Rolle als Landeshauptstadt. Welche Kernthemen sprechen Sie an?
Baur: Vor allen Sachfragen wird es um die wirkliche Anerkennung eben dieses ganz besonderen Landeshauptstadt-Status gehen. Wenn man sich einander auf Augenhöhe und ohne Eifersüchteleien begegnet, können wir die lange Liste der Sachfragen, die ein optimales Zusammenspiel zwischen Stadt und Land verlangen, gut abarbeiten. Zum Beispiel neuer Zugbahnhof, öffentlicher Personennahverkehr, Luftqualität, kulturelle Einrichtungen und Großveranstaltungen, Grünlanderhaltung, …
Lantschner: Bozen muss zur echten Landeshauptstadt aufsteigen und dazu muss die Landespolitik, sprich SVP einiges ändern. Die Stadtentwicklung muss in den Händen der Stadt liegen. Auf den Tisch muss auch das Thema Autobahn und Mobilität in Bozen, denn ein intakter Lebensraum ist Voraussetzung für Gesundheit und Lebensqualität. Bei dieser Gelegenheit würde ich dann alles versuchen, um den Landeshauptmann zu überzeugen, den Flughafenausbau einzustellen. Dazu hätte ich Stoff für den ganzen Abend!
Wie kann Bozen zu einer Jugend- und Senioren-gerechteren Stadt werden?
Baur: Hier möchte ich nur vier ganz präzise Anliegen in den Vordergrund rücken: betreutes Wohnen, Raum für Jugendkultur, generationenübergreifende und bezahlbare Wohnlösungen, Arbeitsplätze für Berufseinsteiger.
Lantschner: Zunächst würde ich mir ihre Anliegen anhören bzw. ihre Vorschläge einholen. Ich würde sie bei der Suche nach konsensfähigen Lösungen begleiten und diese dann gemeinsam umsetzen. Einiges konnte ich schon bei den KlimaKaffee-Treffen schon aufnehmen. Wie beispielsweise der Wunsch nach Zentren der Begegnung für Jugendliche unterschiedlicher Altersklassen und Sprachgruppen, Co-Housing und andere Wohnformen für ältere Menschen – und den Ruf nach mehr Platz für Stadtgärten.
Welche Vorschläge haben Sie, um die Migrationsfrage in der Gegenwart, aber auch langfristig in Angriff zu nehmen?
Baur: Wegschauen und Wegdiskutieren geht nicht. Natürlich braucht es bessere internationale und nationale Rahmenbedingungen, aber entscheidend wird sein, welches Gleichgewicht wir zwischen Solidarität und legitimer Verteidigung der eigenen Interessen schaffen. Ich würde, im Interesse der Zuwanderer selbst, auf das Erlernen unserer Landessprachen einen ganz besonderen Wert legen. Und dies auch einfordern.
Lantschner: Es braucht dringend eine/n Flüchtlingsbeauftragte/n und einen permanenten Arbeitstisch, an dem alle relevanten Behörden und Gruppen teilnehmen, denn diese Menschen brauchen schnell eine menschenwürdige Lösung. Die Stadt Bozen, aber auch die anderen Gemeinden, der Staat, das Land, die Non-Profit-Organisationen, die Freiwilligen, die Bürgerschaft – alle müssen zusammenwirken. Wichtig für die betroffenen Personen und die lokalen Gemeinschaften sind kleine Wohngemeinschaften anstatt großer „Lager“. Das fördert die Möglichkeit des Kennenlernens und der Integration. Damit niemand überfordert ist, braucht es viel Information und Miteinbeziehung. Vor allem aber Sprachenlernen, Arbeitsgelegenheiten (freiwillig und später gegen Bezahlung), ein Dach über den Kopf, Freizeitgestaltung und Begegnung.
Flughafen, Umfahrungsstraße, Jenesiener Seilbahn: welche Verkehrslösungen haben für Sie Priorität?
Baur: Ohne Zweifel Umfahrungsstraße, eigentlich Umfahrungsstraßen! Wir brauchen die sofortige Umsetzung der geplanten Tunnellösung Kampill-St.Jakob und die Einleitung der Planungsverfahren für eine Umfahrung im Norden der Stadt. Aber auch die Kommunalpolitik kann in ihrem eigenen Aufgabenbereich den Verkehr einerseits flüssiger und andererseits radfahrfreundlicher machen.
Lantschner: Der Flughafen ist wie schon gesagt, unnütz, zu teuer und nicht vereinbar mit den Zielen des Umwelt- und Klimaschutzes. Auch das Seilbahnprojekt mit der Verlängerung zur Talferbrücke ist ein verkehrstechnischer Unsinn, 25 Millionen schwer. Sehr wohl braucht Bozen ein besseres Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln. Vor allem ins Überetsch braucht es ein attraktives wie klimafreundliches Angebot. Das zukunftsfähige Projekt der innerstädtischen Tram wurde leider allzuschnell vergessen und sollte schleunigst aus der Schublade geholt werden.
Finden Sie es sinnvoll und/oder notwendig, die Bestimmungen des Bozner Gemeindestatuts zur direkten Demokratie zu überarbeiten?
Baur: Non è tra le mia priorità. Propongo una discussione approfondita di come aumentare la reale partecipazione di più cittadini possibili.
Lantschner: Absolut! Wir hätten damit etwa rechtzeitig und zu klaren, fairen Bedingungen über das Benko-Projekt abstimmen können und einige hässliche Seiten der Bozner Stadtgeschichte wären vielleicht nicht geschrieben worden. Das hätte wohl auch der Politik gut getan.