Politik | Meran

Operation Patrioten

Der SVP-Stratege Karl Zeller hat den Südtiroler Freiheit-Gemeinderat Christoph Mitterhofer für die SVP rekrutiert. Es ist eine auf dem grünen Tisch vorbereite Aktion.
Andreas Hofer
Foto: Othmar Seehauser
Karl Zeller wird es öffentlich nie sagen: Aber eines ist dem Kopf und Strategen der Meraner SVP seit langem klar: Bei den Gemeinderatswahlen im Herbst geht es in der Passerstadt nicht darum, dass die SVP den Bürgermeistersessel zurückerobert. Offiziell wird die Volkspartei zwar lautstark dieses Wahlziel verkünden, doch wahlarithmetisch geht sich dieses Zahlspiel kaum aus.
In Meran stehe sich drei politische Blöcke gegenüber, die mehr oder weniger gleich stark sind. Zum einen die SVP und die Liste Rösch/Grünen und zum anderen die italienischen Bürgerlisten. Bei den Gemeinderatswahlen 2020 hat sich Paul Rösch am Ende äußerst knapp gegen den italienischen Bürgermeisterkandidaten Dario Dal Medico durchsetzen können.
Weil es bei den anstehenden Gemeinderatswahlen aber zur einer weiteren Zersplitterung der deutschen Parteienlandschaft kommt, verbessert sich die Ausgangslage Dal Medicos damit noch einmal deutlich. Bleibt der italienische Block geeint, wird es äußerst schwierig werden, einen italienischen Bürgermeister im Herbst 2021 zu verhindern.
 
 
Vor diesem Hintergrund hat die Zeller-SVP ein Wahlziel. Man will und muss Paul Rösch schlagen. Hier geht es auch um das Auswetzen einer alten Schmach. Jahrzehntelang hat Christina Kury zuerst im Meraner Gemeinderat und dann im Südtiroler Landtag offen gegen die Seilschaft Durnwalder-Unterberger-Zeller angekämpft. Dass ausgerechnet Kury in Meran danach zur Königsmacherin wird, hat man in der Meraner SVP immer noch nicht verdaut.
Man sehnt sich nach Revanche


Erneuerte SVP

 
Die Meraner SVP hat dafür eine ordentliche Häutung durchgemacht. Mit Katharina Zeller hat man eine Neueinsteigerin an die Spitze des Stadtkomitees gesetzt, die mit viel Elan eine Auffrischung der Meraner Volkspartei umgesetzt hat. Man ist dabei eine neue, junge Generation an die Schalthebel in der Passerstadt zu hieven.
Offiziell gibt es zwar noch keine Entscheidung, aber vieles spricht dafür, dass die Zeller/Unterberger-Tochter auch als SVP-Bürgermeisterkandidatin in Rennen gehen wird. Katharina Zeller soll das politisches Gegengewicht zu jener Frau werden, die die SVP in Meran am meisten fürchtet: Madeleine Rohrer.
 
 
 Obwohl Karl Zeller selbst mit einer Kandidatur seiner Tochter alles andere als glücklich ist, traut man der jungen Quereinsteigerin zu, den zweiten Platz gegen Paul Rösch zu erobern. Dann hätte die SVP auch ihre Hände auf jenem Bereich, der die Macher in der Passerstadt am meisten interessiert: Die Urbanistik.
Katharina Zeller soll das politisches Gegengewicht zu jener Frau werden, die die SVP in Meran am meisten fürchtet: Madeleine Rohrer.
Vor allem aber geht man davon aus, dass man so die Liste Rösch und die Grünen wieder dorthin zurückschicken kann, wo sie hergekommen sind. In die Opposition.
 

Zwei Dolchstöße

 
Bei der Umsetzung dieses Planes kommt es aber bereits jetzt zu zwei unvorhergesehenen Entwicklungen, die den SVP-Strategen einige Sorgen bereiten.
Anfang März wurde bekannt, dass Joachim „Jogi“ Ellmenreich bei den Gemeinderatswahlen als Spitzenkandidat für das „Team K“ in Meran ins Rennen gehen wird. Der Meraner Kaufmann, Obmann der Meraner Hds-Ortsgruppe und einer der Väter und Mitorganisatoren des Straßenkunstfestivals Asfaltart, galt jahrelang als eingefleischter SVPler. So fragte die SVP auch diesmal bei ihm nach, ob er für die Gemeinderatswahlen auf ihrer Liste antreten werde.
Joachim Ellemenreich fischt vor allem im SVP-Wählerteich. „Er wird 60 Prozent seiner Stimmen aus dem SVP-Lager holen“, sagte ein altgedienter Meraner SVP-Exponent „und 40-Prozent aus dem Rösch Lager“. Damit zieht die SVP den Kürzeren.
 
 
Zudem kündigt sich im Stillen ein weiterer Dolchstoß unterm Edelweiß an. Es wurde bereits vor Wochen über ein Antreten der neuen Enzian-Liste von Josef Unterholzner bei den Meraner Gemeinderatswahlen spekuliert. In Wirklichkeit aber formiert sich eine breitere deutsche Liste von Wirtschaftstreibenden. An der Spitze soll auch hier einer stehen, der jahrelang in den Reihen der SVP gekämpft hat.
Nach Informationen von Salto.bz soll der Meraner Unternehmer und Autohändler Markus Erb als einer der Spitzenkandidaten ins Rennen gehen. Erb war vor Jahren alles andere als freundlich aus der Meraner SVP gedrängt worden.
 

Die rechten Stimmen

 
Damit aber verliert die Meraner SVP auf jeden Fall Stimmen in Richtung dieser beiden Kandidaten und Listen. Vor diesem Hintergrund besteht die Gefahr, dass man das Wahlziel, Rösch zu schlagen, nicht erreicht.
 
 
Deshalb hat sich Karl Zeller bereits vor Monaten auf den Weg gemacht, um ein anderes Stimmenreservoir anzuzapfen. Jenes der Patrioten. Nach Informationen von Salto.bz war es der SVP-Vizeobmann, der eine mögliche Kandidatur des Gemeinderates der Südtiroler Freiheit, Christoph Mitterhofer, auf der SVP-Liste eingefädelt hat. Mitterhofer hat am Mittwoch bestätigt, dass er als unabhängiger Kandidat auf der SVP-Liste antreten wird.
Mitterhofer und die SVP haben dabei einen gemeinsamen Nenner: Den Hass auf Paul Rösch. Diese Feindschaft ist der Kitt der die neue politische Liaison zusammenhalten soll.
Und das Kalkül der SVP, am volkstumspolitischen rechten Rand jene Stimmen zu holen, die man an Ellemenreich und die Erb-Liste verliert.