Politik | Gastkommentar

Oben die Ehre unten das Geld!

Der Kastelruther Bauer und Milkon-Kämpfer Josef Fulterer über die ungleiche Förderung von Berg- und Talbauern und die Dominanz des Bauernbundes.

Der Südtiroler Bauernbund verbreitet bei jeder Gelegenheit das Märchen, dass die gesamten Fördermittel ausschließlich für die Bergbauern eingesetzt werden. Das wird gemeinsam mit den Politikern mit der x-maligen Ankündigung derselben Almosenprämien für „oben“ zu beweisen versucht.

Gleichzeitig fließen „lautlos“ beachtliche Förderungen zum Obst- und Weinbau, die gerne mit ihrer Wirtschaftskraft prahlen. Auf einen Leserbrief hin, den ich zu diesen heuchlerischen Umständen dem Südtiroler Landwirt geschickt habe, hat mir der Direktor Siegfried Rinner in der gleichen Ausgabe vorgeworfen, ich würde Falschmeldungen verbreiten.

Im meinem weiteren Leserbrief habe ich Bauernbunddirektor Rinner empfohlen die Aktenlage anzusehen, bevor er mich der Verbreitung von Falschmeldungen beschuldigt. Er sollte seine Energie dafür einsetzen, damit die von Bauernbund in den Festreden verkündeten Aussagen umgesetzt werden und nach der immer wieder lauthals verkündeten Behauptung, die Landesmittel und beachtlichen EU Fördergelder die lautlos im Obst- und Weinbau landen, endlich zu den „tatsächlichen Bergbauern“ nach oben kommen. Dann würde es auch keinem Südtiroler Almbauern einfallen um die „höheren lombardischen Flächenprämien“ anzusuchen.

Diesen Leserbrief, mit dem ich mich gegen die Ehrabschneidung zur Wehr gesetzt habe, wurde vom Direktor Rinner nicht zur Veröffentlichung zugelassen und eine daraufhin verlangte presserechtliche Richtigstellung hat er ebenfalls verweigert.

Zur Rede gestellt, hat sich der Direktor Rinner darauf berufen, dass jetzt immerhin nur mehr 10 % der Landesmittel vom Landesassessorat für Landwirtschaft als direkte Beiträge in den Obst- und Weinbau gehen, während die anderen Mittel für die Förderungen im Obst- und Weinbau vom Staat in Rom und von der EU kommen, wofür Niemand dafür könne. Dass der Bauernbund mit den Politikern in Bozen und Brüssel diese Geldverteilung ausklungelt, ist eine Tatsache mit der man bei den Festversammlungen gerne prahlt, im Bedarfsfalle aber auch jammert, dass sich die Politiker leider nichts sagen lassen


Bauernbundkritiker Josef Fulterer (erster von links - im Verwaltungsrat der Raika Kastelruth/St Ulrich): Lautlose Föderung.

Gerade in den letzten Tagen sind in den Medien besonders der VOG, VIG und VOG Products mit saftigen EU Beiträgen aufgefallen.
Jahrelang ist im Obst- und Weinbaugebiet mehr Geld in die Förderung von Wohnbauten geflossen, wie im Bereich der Viehwirtschaftsbauern, obwohl „oben“ mehr Bauern leben und das Bauen mehr kostet. Das hat man listig mit der Abrechnung der Stallbauten im gleichen Kapitel versteckt.

Jahrelang ist im Obst- und Weinbaugebiet mehr Geld in die Förderung von Wohnbauten geflossen, wie im Bereich der Viehwirtschaftsbauern, obwohl „oben“ mehr Bauern leben und das Bauen mehr kostet.

Die Obstlagerhäuser und Kellereien wurden durchwegs mit höheren Landesbeiträgen gefördert als die Sennereien, die vielfach mit viel zu niedrig angesetzten Bau- und Einrichtungskosten gestartet sind.

Die derzeit bis zu 65 % mit Staatsbeiträgen bezuschusste Hagelversicherung wurde bis vor kurzem auch noch zusätzlich zur staatlichen Förderung mit doppelt so hohen Landesmitteln gefördert, wie die Viehversicherungen.

Die Absatzförderung vom Assessorat für Handel für den Obstbau und sogar den Weinbau ist höher als für die Milchwirtschaft, obwohl gerade im Weinbau nicht einmal 15 % der Menge zu vermarkten sind, wie bei der Milch. Dazu kommt, dass im Sanitätsbereich zusätzlich noch höhere Mittel gegen die Folgen des Alkoholmissbrauchs eingesetzt werden müssen.

Die vom Land alimentierte Laimburg war bisher fast ausschließlich für den Obst- und Weinbau tätig. Auch die Handelskammer legt ihre „gewichtige Tätigkeit zur Umsatzförderung“ im Landwirtschaftsbereich auf den Obst- und Weinbau aus. Die Bergbauern wurden 1998 gegen den Rat des zuständigen Regionalassessors mit Hilfe des Bauernbundes in die Handelskammer hineingetrieben und erhalten für die jährlichen Kammergebühren keine Leistungen, außer den gelegentlichen nutzlosen Broschüren auf Hochglanzpapier.

Im Obstbaugebiet muss jedes angeknabberte und fehlende Äpfelchen entschädigt und das Schadwild deshalb auch beseitigt werden. „Oben“ dürfen die viel zu zahlreichen Rehe, Gämsen und Hirsche auf den Wiesen herumtoben und in den Wäldern die besten Jungbäume schälen. Die Wildschadenvergütung ist „oben“ so geregelt, dass fast nie bezahlt werden muss. Dafür spendiert man anlässlich der Trophäenschauen dem bäuerlichen Notstandsfond.

Im Obstbaugebiet muss jedes angeknabberte und fehlende Äpfelchen entschädigt und das Schadwild deshalb auch beseitigt werden. „Oben“ dürfen die viel zu zahlreichen Rehe, Gämsen und Hirsche auf den Wiesen herumtoben und in den Wäldern die besten Jungbäume schälen.

Das „allgemeine Ärgernis Bodenertragssteuer im Obstbaugebiet“, eine von den früheren Strebmösern herrührende vom Bauernbund bestens gehütete Steuergrundlage, konnte bis auf weiteres noch immer „gerettet“ werden.

Auch die Mehrwertssteuer landet ungeschmälert in der Brieftasche der Obstbauern, während „oben“ für Milch und Lebendtiere ein Teil, für Holz das Meiste und Fleisch die ganze MWSt. eingezahlt werden muss. Die aufwändige Abrechnung dazu, liefert kostenpflichtig der Bauernbund, der den Bauern statt Hilfe zur Selbsthilfe zu bieten und die Bauern vor überflüssigem Bürokratiemüll zu schützen, mit seinem übergewichtigen Dienstleistungsbetrieb kräftig abkassiert. Diese fragwürdigen Dienstleistungen könnten, wenn sie auf das notwendige Maß vereinfacht wären, die allermeisten Bauern selber erledigen, statt dafür mindestens 5 mal so lange zu arbeiten und dazu noch halbe Arbeitstage für die Bauernbundbesuche und organisierten Massenaufmärsche zu verlieren.

In Nordtirol werden die Förderungen über die deutlich höheren Flächenprämien zugeteilt. Damit werden die einschränkenden Bestimmungen vergütet, die in der Berglandwirtschaft den Bauern auferlegt werden, da von den Bewohnern und Gästen eine gepflegte Landschaft erwartet wird.

In Südtirol werden die Fördergelder von den Politikern „gütigst nach dem Grundsatz: „oben die Ehre, unten das Geld“ über Objektförderungen gewährt“, und die Bauern damit öfters in fragwürdige Investitionen und Überschuldung getrieben, für die sie dann die Landschaft schinden und zweimal arbeiten müssen, um einmal zu leben.