Du warst ein feiner Mensch
Lieber Albuin,
nun bist Du in die andere Welt, in das vollkommene Licht und die ewige Freude hinübergegangen. Was soll ich Dir nachrufen?
Es war schön mit Dir, einfach großartig. Du hast nicht viel Aufsehen um deinen Einsatz für die Menschen, alle Menschen wohlgemerkt, und das Evangelium gemacht. Du warst einfach da und hast ganz im Sinne Jesu die Menschen so genommen wie sie sind, zugehört und aufgemuntert, vieles zugelassen und vertraut, dass sich alles gut entwickelt.
Ich kann mich noch gut an Dein erstes Telefonat erinnern. Es war im Spätherbst 1995. Wir, eine Gruppe von kirchlich Engagierten, hatte beschlossen, wie in Österreich und Deutschland das Kirchenvolksbegehren als Unterschriftensammlung in Südtirol durchzuführen. Es ging um dringend nötige und längst fällige – so dachten wir – Reformen in der Kath. Kirche wie demokratische Mitbestimmung z.B. bei Bischofsernennungen, Freistellung des Zölibates, Gleichberechtigung von Frauen bis hin zur Weihe von Priesterinnen, positive Bewertung der Sexualität in all ihren Formen, z.B. auch der Homosexualität, Frohbotschaft statt Drohbotschaft in der Verkündigung. Du hast damals beim Telefonat gesagt: Da ist der Albuin von den Kapuzinern. Ich bin bereit Unterschriften zu sammeln, wenn es gewünscht ist, gemeinsam mit P. Wilfried. Ich war zuerst sprachlos und habe dann das Angebot mit Freude angenommen. Daraus ist eine lebenslange fruchtbringende Zusammenarbeit und Freundschaft geworden. Ein Kapuziner, der öffentlich Unterschriften sammelt? War doch sein Mitbruder Willi Egger damals Bischof. Er hatte sich deutlich gegen das Kirchenvolksbegehren ausgesprochen und auch versucht, es zu verhindern.
Albuin, Du hast uns erzählt, dass Du bereits 1994, als Papst Johannes Paul II. die Ablehnung der Weihe von Frauen quasi mit einem Dogma belegte, einen Leserbrief dagegen geschrieben hast. Der zuständige Journalist der Dolomiten habe bei Dir angerufen und gefragt, ob er den Leserbrief wohl veröffentlichen solle, denn er sei ja gegen den Papst gerichtet. Selbstverständlich, hast Du geantwortet. Du bist zeitlebens Deinen Überzeugungen, Deinem Gewissen treu geblieben. Deine Mitbrüder sollten dies in Deiner Parte so umschreiben: „P. Albuin bewies Charakterstärke und Durchhaltevermögen“. Sie konnten sich wohl nicht durchringen, deutlich zu machen, dass Du den Oberen die Stirn geboten hast, dass Du für Reformen in der Kirche eingetreten bist. Du hast es nicht anders erwartet und wirst lächeln darüber. Du warst ein kritischer Geist und hast konsequent das umgesetzt, was Du vom Evangelium verstanden hast. Es ging Dir um das Reich Gottes, nicht um die Kirche als Institution. Du bist sogar vom Bischof zitiert worden, als Du bei Eucharistiefeiern mit jungen Menschen oder mit uns in der Initiativgruppe für eine lebendigere Kirche das Hochgebet bei der Wandlung nicht allein gebetet hast, sondern reihum jede und jeder einen Teil. Du hast uns zu einer monatlichen Gottesdienstgruppe in Brixen animiert, bei der wir dies auch praktiziert haben. Als Du dann nach Meran versetzt wurdest, haben wir allein und bis heute fruchtbringend weitergemacht. Ohne Deine erste Ermächtigung hätten wir das wohl nicht gewagt.
Eine lebendige, menschennahe, evangeliumsgemäße, nicht priesterzentrierte Kirche war Dir immer ein Anliegen. Du hast mir einmal erklärt, dass zu zuerst in die Strß en der Stadt gehst, wenn Du eine Predigt vorbereitest und dass Du Dich konsequent geweigert hast, „Aushilfen“ in den Pfarreien zu übernehmen. Ach, wenn das doch alle Pfarrer und Ordenspriester tun würden! Dann müsste die Kirchenleitung in Rom oder in Bozen endlich mit Reformen reagieren. Wenn ein Priester als Aushilfe am Samstag oder Sonntag die Messe in einer Pfarrgemeinde feiert, ist das keine umfassende Seelsorge und zögert den Zusammenbruch der klerikalen, frauenfeindlichen, absolutistischen und zentralistischen Struktur der derzeitigen Kirche nur hinaus. Im Sinne Jesu kann das nicht sein, warst Du überzeugt. Den Spruch des Kirchenvolksbegehrens „Aus Liebe zur Kirche“ hast Du nicht gemocht. „Aus Sorge um die Kirche und vor allem um die Menschen“ hat Dir besser zugesagt.
Die Zeit Deiner Krankheit war nicht einfach für Dich. Du hast jedoch auf Nachfrage fast immer geantwortet „Es geht mir gut“. Dabei haben Deine Gelassenheit und Dein Vertrauen in das Leben durchgeschimmert.
Albuin, Du warst mir und uns allen im Vorstand der Initiativgruppe bis zur Auflösung 2008 und darüber hinaus ein guter Freund und Begleiter. Du warst ein feiner Mensch. Ganz herzlichen Dank dafür. Vergelt’s Gott. Wir bleiben mit Dir verbunden nun in einer anderen Art und Weise. Wir wünschen Dir von Herzen und vertrauen darauf, dass Du nun das Licht, die Freude, den Frieden und die Vollendung in Gott gefunden hast.
Robert
... wohl ein Verlust für das
... wohl ein Verlust für das Kirchenvolk!
Amtskirche ...?
Pater Albuin hat einmal
Pater Albuin hat einmal gemeint : "Die Amtskirche wird wohl zusammenbrechen müssen, um einer Kirche Jesu Christi neuen Raum zu geben." Die Angst vor dem Verlust an "Fasade" und theologisch akribe Interpretationen des Glaubens (wie jene, dass nur Männer das Priesteramt bekleiden könnten) verursachen Kirchenaustritte und bremsen den großen Bedarf an Jesu Botschaft ein. Mehr Liebe und Demut innerhalb der hierarchischen Strukturen könnten einem "crash" zuvorkommen.