Das Opening
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Mit Neugier, aber ohne große Erwartungen waren wir letzten Freitag, 26. Juli 2024, für zwei entspannte Stunden in Meran, um zu sehen, wie der neue Ost-West-Club wohl sein wird. Bisher war dieser ja in den doch engen Räumlichkeiten in der Passeier Gasse untergebracht und hatte sich dort zu einem landesweit wichtigen Bezugspunkt für die alternative Kultur entwickelt. Das Potential des Vereins verlangte quasi nach mehr Spielfläche.
Die seit Jahren (!) mit vielseitigem Einsatz angestrebte neue Location beim ehemaligen Schießstand, dem „Ex-Bersaglio“ eben, sollte dieses Problem lösen. Unser erster Eindruck: Die Location ist ausgezeichnet. Der Vorgarten, das Ambiente, die Atmosphäre, die vom Gebäude ausgeht, all dass sind sehr gute Voraussetzung, damit das „Ex-Bersaglio“ zu einem lebendigen „Kultur- und Kommunikationszentrum“ wird, wie es ja auch seit jeher im vollen Vereinsnamen des Ost-West-Clubs festgeschrieben ist.
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Als wir gegen 20.30 Uhr ankamen, lief die Eröffnungsfeier bereits. Nicht seit 17 Uhr, wie ursprünglich angekündigt, sondern erst seit 19 Uhr. Die Gemeindeverwaltung von Meran hatte dem Ost-West-Club die Zeit kurzfristig – also am Montag zuvor – gekürzt. Auch das Konzert für den Folgetag, die erste „normale“ Veranstaltung der Vereins nach dem Umzug hier, wurde gestrichen. Ein Konzert in der Woche sollte genügen!
Die Stadtverwaltung Meran scheint sich nicht zu freuen, dass es einen neuen Ort gibt, an dem die lokale Kultur zelebriert wird. Im Gegenteil, man könnte das kurzfristige Canceln des Konzertes auch dahingehend interpretieren, dass hier gezeigt wird, wer der Herr im Hause ist.
Wie auch immer: Das Publikum war zahlreich, zurückhaltend feierfreudig und sowohl die italienischsprachige Seite, als auch die deutschsprachige Seite der – so war zu erfahren – immer noch gespaltenen Stadt Meran – war zugegen und hat den Abend genossen. Auch die Generationen waren abgedeckt. Politiker konnten wir in den zwei Stunden die wir da waren, nur zwei ausmachen – Zeno Oberkofler (Die Grünen) und Paul Köllensperger (Team K).
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Die Schlange an der Bar war sehr lang, aber die Jam-Band um Andreas Unterholzner (Gitarre) und Dominik Told (Bass) lieferte einen kompakten Soundtrack. Immer wieder wechselten die Musiker/Musikerinnen, was zeigt, dass das Konzept, das bereits in der Passeier Gasse zur festen Einrichtung gehörte, bestens funktioniert und sowohl vom Publikum als auch von den MusikerInnen selbst geschätzt wird. Unter den MusikerInnen die wir „erwischen“ konnten, waren u.a. Christian Kröss (Gitarre), Thomas Ebner (Schlagzeug), Philipp Trojer (Gitarre) und eine energiegeladene Evi Mair am Mikro. Die Songs? Alles zwischen Jimi Hendrix und Zucchero.
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Wir hatten das Glück, zu einer kleinen Gruppe zu stoßen, der Thomas Kobler, künstlerischer Leiter des Ost-West-Clubs, eine kleine Führung durch die neuen Räumlichkeiten schenkte. Die Kurzfassung: Es ist noch einiges zu tun, bis alles eingeräumt ist, bis jeder Raum fertig gestaltet und bezugsfertig ist. Im Herbst sollte es – wenn alles klappt – soweit sein.
Das gilt auch für den tiefer liegenden neuen Konzertraum, für Kobler das Herzstück im neuen Ost-West-Club, der für 150 Personen ausgelegt ist und sich demnach für kleine bis mittlere Acts bestens eignet, ob dies nun Metalcore, Techno oder Pop ist. Die Atmosphäre stimmt, und auch die Lautstärke sollte kein Problem sein.
Die Befürchtung, dass es ein Problem werden wird, das alles zu bespielen, zum Leben zu erwecken, haben wir nicht. Die BASIS in Schlanders hat es vorgemacht, wie es gehen kann und noch wichtiger, der Ost-West-Club hat jahrelange Erfahrung, was Konzerte, Lesungen und andere kulturelle Veranstaltungen betrifft.
Hier gibt es vielmehr die Möglichkeit, Sachen auszuprobieren und Publikum wie Artists erhalten etwas Bewegungsfreiheit. Es herrscht hier nicht mehr das Gefühl, dass es sich um eine Notlösung handelt, dass ein Act in eine viel zu kleine Ecke gezwängt wird.
Nach diesen zwei Stunden sind wir guter Dinge. Bei allen Widerständen, gegen die der Ost-West-Club ankämpfen musste (und vielleicht noch ankämpfen muss), das „Ex-Bersaglio“ ist ein ähnliches Update für die hiesige Kultur, wie es die BASIS ist. Gerne mehr davon, landesweit.
Der nächste reguläre Termin fällt übrigens bereits auf diesen Mittwoch, 31. Juli 2024. Ab 19.30 Uhr gibt des einen neuen „Literaturclub“ mit der Präsentation der Bücher von Claudio Calabrese und Helene Bachmann. Die Musik zu diesem Event liefert der in Berlin lebende Meraner Gitarrist Simon Rainer.