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Die Montiggler Seeschlange

Lange Wartezeiten und eine riesige Schlange. Das neue Bezahlsystem beim Parkplatz der Montiggler Seen sorgte gestern für Chaos, zwei Gemeinderäte kommentieren.
Montiggl Parkplatz
Foto: Pro Eppan - Appiano
  • Ein heißer Sonntagnachmittag, Badewetter pur. Nicht verwunderlich, dass es gestern viele Menschen zu den Montiggler Seen zog, die lange dort blieben. Allerdings nicht nur der Seen wegen...

  • (c) Pro Eppan - Appiano

  • Das System

    Die Schlange der Montiggler Seen: Beträchtliche Länge Foto: Pro Eppan - Appiano

    Letzte Woche wurde ein neues Bezahlsystem beim Parkplatz der Montiggler Seen eingeführt, extern betreut von der Firma Mobility Hub Parkservice Italia S.r.l., dies wurde vor einigen Monaten vom Gemeindeausschuss beschlossen. Dieses System erkennt die Kennzeichen bei der Einfahrt automatisch und errechnet die Gebühr, man muss danach anschließend „nur“ noch das eigene Kennzeichen in den Parkautomaten eingeben, bevor man bezahlt und ausfährt. Doch das stellte sich an diesem ersten Sonntag (28. Juli) mit der Neuerung als „fatal“ heraus. Es kam zu Verzögerungen und Wartezeiten von über einer Stunde, da viele mit dem, vergleichsweise komplexen, System unvertraut waren und das eigene Kennzeichen nicht auswendig kannten. Schon unter der Woche sei es zu Wartezeiten gekommen, dabei noch etwas „moderater“ mit einer Länge von bis zu 30 Minuten. 

  • Felix von Wohlgemuth: Foto: Gregor Khuen Belasi

    Wenn ich sehe, dass es schon Anfang der Woche zu Wartezeiten kommt und ich weiß, dass am Sonntag der Massenansturm kommt, ist klar, dass das System nicht funktionieren wird. Es braucht zusätzliche Automaten. Die, die dort sind, sind offensichtlich zu wenig“ so der Eppaner Gemeinderat Felix von Wohlgemuth (Pro Eppan). Nun sei zu schauen, wie die Gemeinde weiter vorgeht. Die Gemeinderäte würden den Vertrag, der mit der Firma abgeschlossen wurde, nicht kennen. Im September soll allerdings eine Anfrage dazu folgen, auch weil durch die zeitliche Verzögerung der Inbetriebnahme (siehe unten), die Parkplätze für eine Weile „kostenlos“ waren, da es praktisch keine Möglichkeiten gab, zu bezahlen. Damit sei eine beachtliche Einnahmesumme verloren gegangen. 

  • Greta Klotz: Foto: Gemeinde Eppan

    Wer für diesen Ausfall aufkommen werde, sei zum jetzigen Zeitpunkt allerdings nicht klar, bekundet die Eppaner Gemeinderätin Greta Klotz (Pro Eppan), darauf habe die Gemeinde noch nicht geantwortet. „Wenn man so ein neues System einführt, warum wird das so überhastet gemacht und nicht so eingeteilt, dass man einen Spielraum hat, eine Einführungsphase, nach der man das System noch anpassen kann?“ wundert sich jedenfalls von Wohlgemuth. In der Hochsaison Mitte/Ende Juli damit zu beginnen, da sei es klar, dass es keinen reibungslosen Ablauf geben wird.

  • Das Warten in der Hitze: Das neue Parksystem zeigt sich als (noch) zu komplex Foto: RAI Tagesschau

    Ein neues System einzuführen ist völlig legitim, aber dann muss man dieses auch bereits in der Vorsaison ausgiebig testen“, denkt auch Klotz. Anlaufschwierigkeiten beziehungsweise Kinderkrankheiten seien normal, aber mitten in der Hochsaison sei zu erwarten, dass größere Probleme folgen – gerade da die Personen noch gar nicht mit dem neuen System vertraut seien, da auch die Aufklärungsarbeit und die Kommunikation rund um die Neuerung viel zu spät gestartet seien. Auch was die (zu geringe) Anzahl der notwendigen Parkautomaten angeht, so sei mit besserer Planung klar gewesen, dass es höchstwahrscheinlich mehr brauche. Für die Bürgerinnen und Bürger – vor allem mit Kindern - sei es eine Zumutung unter solchen Temperaturen stundenlang anzustehen. Das System werde nun zwar bleiben, aber Ausbau sei notwendig. Das bedeute nicht nur mehr Parkautomaten, sondern auch die (klar kommunizierte) Möglichkeit, online nachzuzahlen, so von Wohlgemuth weiter. Dies seien komplexe Vorgänge, gerade für ältere Mitbürger und Mitbürgerinnen. Für die kommenden Tage sei nun eine Präsenz vor Ort wichtig sowie eine gute Zusammenarbeit der Gemeinde mit der zuständigen Firma. Des weiteren sei es absolut nötig, dass man nun Kulanz mit jenen zeige, die gestern nach langem Warten wegfuhren, ohne die Parkgebühr zu zahlen und sie nicht strafe, sondern die normale Parkgebühr in Rechnung stelle (Hier sollte dies etwa möglich sein). Wie das Problem in den nächsten Wochen aber effektiv gehandhabt werde, darauf hätten die Gemeinderäte bis jetzt auch noch keine Antwort bekommen. Etwas sei aber schon gemacht worden – verstärkte Beschilderung, um auf das neue Parksystem hinzuweisen. Es sei nun zu befürchten, dass die Seen die nächsten Wochen an Anziehungskraft verlieren werden, diese Rückmeldung habe die Gemeinderätin erhalten. Südtirol hat ja auch andere Seen. Es liege nun am Gemeindeausschuss, zusammen mit der Firma eine schnellmögliche Lösung zu finden.

  • Die Tücken des Montiggler Parkplatzes

    Dies ist das dritte System innerhalb kurzer Zeit“ erklärt von Wohlgemuth, wobei die Inbetriebnahme für dieses System eigentlich für Anfang Juni vorgesehen war. Problem: Die Internetverbindung in Montiggl sei zu schwach, daher musste zuerst die Gegend überhaupt mit dem Infranet-Glasfaserkabel verbunden werden. Dadurch war der Parkplatz für eine Weile „kostenfrei“.

     Jahrelang gab das „klassische“ Schrankensystem, die Schranken hätten aber immer wieder technische Probleme aufgewiesen und Ausfälle gehabt. Daher hätte es eine 24-stündige Berufsbereitschaft gebraucht, um einen ordnungsgemäßen Ablauf garantieren zu können. Letztes Jahr wurde somit eine blaue Zone eingeführt, die gut funktioniert habe, aber häufiger Kontrolle durch Polizisten beziehungsweise Parkwächter bedarf. Dies wäre auf Dauer zu teuer geworden. Und so sei es zum Angebot der Firma Mobility Hub Parkservice Italia S.r.l. gekommen, inklusive digitaler, automatischer Kennzeichenerfassung.

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Johannes Engl Mo., 29.07.2024 - 22:04

Die Seeschlange von Montiggl ist inzwischen fast schon so berühmt wie das Ungeheuer von Loch Ness.
Die Schlange ist sicher eine Idee der Tourismuswerbung.

Mo., 29.07.2024 - 22:04 Permalink
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M A Di., 30.07.2024 - 08:04

"Es sei nun zu befürchten, dass die Seen die nächsten Wochen an Anziehungskraft verlieren werden..."

Und, worin liegt das Problem?

Di., 30.07.2024 - 08:04 Permalink
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MartinC Ma Mi., 31.07.2024 - 13:21

Die größte Frechheit ist allerdings die Abzocke der Gäste. Es wird jede angefangene Stunde verrechnet, also zahlst du nach 62 Minuten für 2 (!!) Stunden. Hoffentlich wird schnellstens auf 15 min. genaue Abrechnung umgestellt! Das gilt übrigens für viele Parkplätze und sollte so verboten sein!

Mi., 31.07.2024 - 13:21 Permalink