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„Von Tag zu Tag denken“

Fußballjungtalent Eva Schatzer über die jüngste Europameisterschaft, die anstehende Saison mit Juventus und den derzeitigen Hype um Frauenfußball.
Eva Schatzer
Foto: Juventus Football Club
  • SALTO: Frau Schatzer, was ist Ihr Fazit zur EM? 

    Eva Schatzer: Als Mannschaft haben wir ein gutes Ergebnis erreicht. Vor dem Turnier waren wir sicher nicht eine der Favoriten oder eine Mannschaft, mit der die Leute gerechnet haben, dass sie sich bis ins Halbfinale kämpfen kann. Unsere Gruppe war nicht leicht. Im Großen und Ganzen war es eine positive Erfahrung, weil wir viele Zuschauer hatten. Viele Leute in Italien haben unsere Spiele geschaut, viele sind ins Stadion gekommen. Es war eine gute Werbung für den Frauenfußball. Ich hoffe, dass diese dazu beiträgt, dass sich viele Mädchen für den Sport begeistern.

  • Bis ins Halbfinale schafften es die Italienerinnen bei der jüngsten EM, dort war in einem kontroversen und knappen Spiel gegen die späteren Europameisterinnen England Schluss. Die 20-jährige Vahrnerin Eva Schatzer kam letztlich zwar zu keinem Einsatz, dennoch ist eine Berufung in den Kader und die Turnierteilnahme ein großer Schritt für eine junge Sportlerin. Vor kurzem gelang ihr bereits der Sprung aus der Jugendabteilung von Juventus in die erste Mannschaft, nach einer Leihsaison bei Sampdoria Genua.

    Heute (29. Juli) war sie Ehrengast bei der Ziehung der Spielpaarungen des Volksbank-Landespokals, des Oberliga-Italienpokals und des Forstcups im Büro des Südtiroler Landesverbandes. 

    Foto: nmr/SALTO
  • „Es war eine gute Werbung für den Frauenfußball.“

     

    Was war der prägendste Moment oder das Highlight des Turniers?

    Als wir gegen Norwegen in den letzten Minuten das Siegtor geschossen haben, aber auch generell die ganzen Momente mit der Mannschaft im Teamhotel, die wir zusammen verbracht haben, weil wir als Mannschaft noch einmal enger zusammengewachsen sind. Es gab viele coole Momente vor dem Spiel: Wenn du mit dem Bus kommst und all die Fans stehen schon dort. Für uns Frauenfußballerinnen ist dies noch nicht der Alltag, wie es für die Männer ist. Es war schön zu sehen, dass sich die Leute interessieren und ins Stadion kommen.

     

    Das Halbfinalspiel Italien gegen England hatte im italienischen TV fast fünf Millionen Zuschauer, eine durchaus große Aufmerksamkeit. Wie nimmt man dies wahr?

    Mittlerweile gibt es schon einen kleinen Hype um den Frauenfußball, weil er immer gut publiziert worden ist. Viele Sender haben die Spiele übertragen, viele Medien haben darüber berichtet. So einen ähnlichen Hype gab es auch schon während der WM 2019. Dieser positive Trend ist im Nachhinein aber wieder etwas abgeflacht. Jetzt hoffen wir, dass es dieses Mal anders ist und auch für längere Zeit so weitergeht.

     

    Was braucht es, damit sich der Hype, die Aufmerksamkeit festigt?

    Es braucht im Moment noch viele Investitionen, auch wenn nicht viel Gewinn rauskommt. Aber es ist normal, dass man anfangs Zeit braucht, bis man die ersten Ergebnisse sieht. Es braucht Investitionen, damit Eltern kleine Mädchen Fußball spielen lassen, damit die Leute in die Stadien kommen, das ganze Paket attraktiver gestaltet wird, damit in besseren Stadien gespielt werden kann und es müssen mehr Spiele gezeigt werden, damit man sieht, dass Frauen auch Fußball spielen.

     

    Jetzt geht es bald wieder in den Liga-Alltag. Wie sind die Erwartungen? 

    Wir starten schon Ende August. Heuer hat Italien einen neuen Wettbewerb, ein kleines Miniturnier eingeführt. Alle Serie A-Teams nehmen teil, bereits vor der richtigen Meisterschaft. Es gibt drei Gruppen. Dann haben wir noch die Supercoppa, Pokal und Champions League. Heuer spielen wir bei vielen verschiedenen Wettbewerben mit und hoffen, dass wir bei allen so weit wie möglich kommen. Unser Ziel bei Juventus ist es, alles zu gewinnen. Die anderen Mannschaften haben sich verstärkt, haben viele neue Spieler geholt. Man merkt, dass das Niveau besser und höher wird. Es wird nicht leicht sein, letztes Jahr zu wiederholen. Aber unser Ziel ist es, auf diesem Niveau zu bleiben und möglicherweise noch weiter zu kommen, auch in der Champions League.

     

    Was sehen Sie, was Sie gern an sich verbessern würden in den nächsten Jahren? 

    Da gibt es viele Sachen. Auch die allerbesten Fussballer auf der Welt haben Sachen, an denen sie arbeiten können. Ich kann an vielen Sachen arbeiten. Ich merke, dass ich mich körperlich verbessern kann, wenn ich andere Spielerinnen sehe, die bei der EM waren. Weitere Aspekte sind: Defensivarbeit und Torgefährlichkeit. 

     

    „Ich versuche, von Tag zu Tag zu denken. Dann nehme ich all das, was passiert und schaue, wie es weitergeht.“

     

    Wo sehen Sie sich in den nächsten Jahren? 

    Ich würde gerne ein paar gute Saisons bei Juve spielen. Dann schauen, ob ein Wechsel ins Ausland möglich ist. Aber je nachdem, wie es sich entwickelt, das kann man jetzt noch nicht so recht sagen. Und hoffentlich in der Nationalmannschaft weiterhin dabei sein und vielleicht auch öfter spielen. Aber das ergibt sich dann alles von selbst.

     

    In zwei Jahren ist dann die WM in Brasilien…

    Das ist logisch auch ein großes Ziel. Wenn man Fußball spielt, ist es das Ziel, für die Nationalmannschaft zu spielen, für das eigene Land aufzulaufen. Die WM ist dafür eine großartig Möglichkeit. Aber sie ist noch weit weg. Ich versuche, von Tag zu Tag zu denken. Dann nehme ich all das, was passiert und schaue, wie es weitergeht.

     

    Wie können Sie vom Fußball abschalten?

    Es ist wichtig, nicht die ganze Zeit an Fussball zu denken. Ich habe nicht so viel Zeit, weil die Zahl der Spiele wächst. Einerseits ist das gut. Andererseits hat man wenig Zeit, abzuschalten. Im Sommer hatte ich vielleicht neun oder zehn Tage Pause. Aber ich spiele sehr gerne, deswegen ist es keine Last für mich. Um abzuschalten, komme ich gerne nach Hause, bin mit der Familie, mit den Freunden und gehe in die Natur, in die Berge. 

     

    Wenn man nebenher noch studiert, bleibt wirklich nicht viel Zeit übrig…

    Vom Studium habe ich im Sommer jetzt etwas Pause gemacht... (lacht)