„Eine Frage von Stunden“

Salto.bz: Herr Ladiner, kennen Sie den Kinderspruch: Alle schauen auf das brennende Haus, nur Klaus, der schaut raus?
Klaus Ladinser: (lacht) Nein. Aber ich glaube es ist wichtig, dass man auch in einer solchen außergewöhnlichen Situation die Form bewahrt und den richtigen Ablauf für die Übergabe der Gemeindegeschicke einhält. Deshalb habe ich auch gesagt: Ich bleibe bis zum letzten Moment. Der letzte Punkt wird dann über das Regierungskommissariat geregelt werden.
Man kann auch sagen: Der Ladinser ist ein echter Sesselkleber?
Überhaupt nicht. Denn ich war der erste, der offen gesagt hat: Ich werde politisch dem Bürgermeister folgen. Deswegen ist das für mich kein Thema. Das Problem war, dass Luigi Spagnolli sehr schnell gegangen ist und die Stadträte erklärt haben, sie wollen sich noch mit ihrem Parteien beraten. Meine Person hat deshalb nichts anderes getan, als den regulären Verwaltungsapparat weiterlaufen zu lassen.
Nicht nur an den Stammtischen schwirren weit schwerwiegender Vorwürfe durch die Stadt: Klaus Ladinser muss bleiben, weil er von Benko bezahlt wird?
Dann soll mir irgendjemand zeigen, woher ich etwas bekommen habe. Ich habe weder von Benko noch von irgendjemand anderem etwas bekommen. Vor allem aber habe ich auch nichts mit der ganzen Sache zu tun. Der letzte Verwaltungsakt wurde nicht von mir gemacht und ich habe auch keinerlei Einfluss genommen.
"Ich stehe hundertprozentig nicht auf der Gehaltsliste von Benko."
Ladinser und Spagnolli stehen also nicht auf der Gehaltsliste von Benko, wie die Kaufgegner behaupten?
Was meine Person anbelangt, hundertprozentig nicht.
Wie lange wollen Sie im wahrsten Sinne des Wortes noch die Stellung halten?
Ich will solange im Amt bleiben, bis das Regierungskommissariat die notwendigen Schritte eingeleitet hat. Ich hoffe, dass es schnell geht. Nachdem am Dienstag die Mehrheit des Stadtrates zurückgetreten ist, habe ich die Rücktritte dem Regierungskommissariat zugestellt. Ich denke, es wird nur mehr ein paar Stunden dauern, bis die notwendigen Schritte von Amtswegen erfolgen.
Sie gehen davon aus heute Mittwoch zu gehen?
Ja, ich gehe davon aus.
Es ist damit auch das Ende Ihrer politischen Karriere?
Es ist damit sicherlich das Ende meiner politischen Karriere in der Stadt Bozen. Denn ich werde ganz sicher nicht mehr bei den nächsten Gemeinderatswahlen antreten.
In der Bozner SVP wird diese Ankündigung Einige besonders freuen?
Es freuen sich immer Leute, wenn einer aus der Politik ausscheidet. Weil dann erhoffen sich andere Leute endlich nach oben kommen zu können.
"Ich bin in einer politischen Tradition aufgewachsen, wo es um Südtirol ging und nicht um ein Kaufhaus hin oder her."
Auch die SVP hat zum Scheitern dieser Stadtregierung mehr als nur ein Scherflein beigetragen.
Ja sicherlich. Es war von vornherein klar, dass der Wahlkampf nicht stadtbezogen aufgebaut war, sondern alles ausschließlich auf ein Pro und Contra zum Kaufhaus hinauslief. Das hat man dann auch beim Wahlergebnis gesehen und das war auch der Hauptauslöser für die politische Instabilität. Die deutschsprachigen Wähler in Bozen waren gespalten und viele sind nicht zur Wahl gegangen. Vor allem aber hat sich gezeigt, dass unsere Partei nicht imstande war, die Leute zu motivieren.
"Es ist damit sicherlich das Ende meiner politischen Karriere in der Stadt Bozen. Denn ich werde ganz sicher nicht mehr bei den nächsten Gemeinderatswahlen antreten."
Die einen wollten endlich Spagnolli verräumen und die anderen Ladinser?
Das ist normal. Durch das Amt und die Position hat man immer Menschen um sich herum, die sich freuen, wenn es einem politisch nicht so gut geht.
Sie haben gesagt, ihre politische Karriere in der Stadt Bozen sei beendet. Das klingt fast wie eine Drohung?
(lacht) Nein. Jetzt werde ich mir zuerst eine Auszeit für mich selbst nehmen. Danach wird man sehen, was passiert.
Will Klaus Ladinser in die Landespolitik oder noch weiter hinaus?
Keine Ahnung, was im Leben noch kommen wird.
"Es hat sich gezeigt, dass unsere Partei nicht imstande war, die Leute zu motivieren."
Ihr Resümee der Jahre als Bozner Vizebürgermeister?
Es war auf jeden Fall eine interessante Erfahrung. Das war ein Zeitfenster in meinem Leben, das sich aufgetan hat. Ich bin froh, dass ich so lange Zeit, das Vertrauen in Bozen hatte. Ich habe versucht mein Bestes zu geben, den Leuten zu helfen und die Stadtentwicklung zu unterstützen. Alles ist mir nicht gelungen, wie ich es mir vorgestellt habe. In manchen Bereichen habe ich gut gearbeitet, in anderen weniger. Es war im Großen und Ganzen aber eine tolle Lebenserfahrung und ich bin dankbar, dass ich diese Chance bekommen habe.
Ich größter Fehler?
Mein größter Fehler ist sicher, dass ich zu gutmütig bin. Dass ich immer versuche die Menschen und die Parteien zusammenzuführen. Ich bin in einer politischen Tradition aufgewachsen, wo es um Südtirol ging und nicht um eine Kaufhaus hin oder her.