Gesellschaft | Katholische Grosskundgebung in Rom

Kreuzzug gegen gleichgeschlechtliche Paare

Heftige Kontroversen im Senat und Kundgebungen beider Lager begleiten den Gesetzentwurf zur Anerkennung der homosexueller Ehen.

Es ist der fünfte Anlauf in 14 Jahren.  Doch der Versuch der Regierung, in Italien die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften durchzusetzen, gleicht einem riskanten Drahtseilakt. Was am Samstag im römischen Circus Maximus passiert, wird für den Katholiken Renzi zum eindrücklichen Warnsignal. Dort wollen die Veranstalter des family day bis zu einer Million Gegner der Homo-Ehe aufmarschieren lassen,
um dem Premier den massiven Widerstand  des katholischen Lagers gegen den Gesetzentwurf zu signalisieren. Es ist die postwendende Antwort auf die jüngsten Arcobaleno-Kundgebungen in 100 italienischen Städten. Barrikaden errichtete die Opposition bereits vor Beginn der Senatsdebatte. Mit fast  6000 Abänderungsanträgen wollten Lega, Forza Italia und Fratelli d'Italia dem Gesetzentwurf das Wasser abgraben.  Spitzenpolitiker beider Lager heizten die Stimmung an. Innenminister Angelino Alfano drohte ungeniert damit, das Gesetz per Referendum wieder abzuschaffen.  Die zur Unabhängigkeit verpflichtete Kammerpräsidentin Laura Boldrini machte sich in einem unangebrachten Plädoyer für die Adoption stark. Schon vor Beginn der Debatte sah sich Renzi mit den klassischen veti incrociati von Gegnern und Befürwortern konfrontiert. SEL und M5S wollten dem Gesetzentwurf nur dann zustimmen, wenn er nicht verändert werde.  Der katholische PD-Flügel und Alfanos Mitterechts-Partei wiederum machten Abänderungen zur Bedingung für ihre Ja-Stimme.   Renzi zog die Notbremse und lud die Parteien zum Gespräch. Gegen die Zusicherung, die freie Debatte nicht einzuschränken, zog die Lega die meisten ihrer Abänderungsanträge zurück.
Der Premier vertagte die Abstimmungen auf nächste Woche. Nach dem family day sollten sich die Gemüter etwas abkühlen. 

Am Donnerstag begann sich das erwartete Postenkarussell zu drehen. Der Alfano-Intimus Enrico Costa stieg zum neuen Regionenminister auf und erhielt auch die Agenda Familienpolitik.  Von den 12 neu ernannten Regierungsmitgliedern gehören fünf dem Nuovo Centro Destra an, einer katholischen Partei, die in der Wählergunst bei zwei Prozent liegt.


Reichen dürfte auch diese Klientelwirtschaft nicht. Ohne Abstriche wird der Gesetzentwurf über die unioni civili den Senat nicht passieren. Besonders die geheimen Abstimmungen muss Renzi fürchten. Dabei könnten ihm Senatoren aus dem katholischen Flügel des Partito Democratico ebenso in den Rücken fallen wie Vertreter der Fünfsterne-Bewegung, die der Versuchung erliegen, dem verhassten Regierungschef eine Niederlage zu verpassen. Die Adoption, die nach Umfragen von 68 Prozent der Italiener abgelehnt wird, hat in der jetzigen Form keine Chance.  Kompromissformeln liegen bereits vor. Die Anerkennung der Partnerschaften, die von 52 Prozent der Italiener befürwortet wird, darf nach dem Willen der Gegner auf keinen Fall mit der traditionellen Ehe gleichgestellt werden. Die Durchhalteparolen der Hardliner beider Lager erschweren  erschweren die Genehmigung eines Gesetzes, das in den meisten EU-Ländern längst Realität ist.

Die Kreuzzugsstimmung in Italien beweist einmal mehr, dass die Trennung von Staat und Kirche auf der Halbinsel nur auf dem Papier existiert. Da genügt ein Blick auf die Kruzifixe in Gerichtssälen und Schulklassen.     Italien ist nach wie vor ein Land ,  in dem liberales Gedankengut keinen Stellenwert hat. Und in dem die Bischofskonferenz darüber bestimmen will, wie eine "wahre Familie" auszusehen hat.  Anachronismus pur.

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Salto User
Günther Alois … Di., 02.02.2016 - 07:33

Da sieht man mal wieder,was der Renzi für ein Politiker ist.Einer Partei die aussen rechts steht soviele Zuggerlen geben ,finde ich SKANDALÖS.Er hat mit verschiedenen Aktionen ja schon bewiesen,dass er ein heimlicher Mitte Rechter ist.

Di., 02.02.2016 - 07:33 Permalink