Umwelt | Raumordnung

Unqualifizierte Baukommissionen?

Die Diskussion um die Raumordnungsrefom ist eröffnet und schon gibt es den ersten Zankapfel: Wie qualifiziert sind unsere Baukommissionen?


Werner Dissertori verbringt gerade seinen letzten Tage im Traminer Rathaus. Im Jahr 2000 trat der Unterlandler Gastwirt und Weinbauer dort als jüngster Bürgermeister des Landes an. Nun, kurz vor seinem von der Mandatsbeschränkung erzwungenen Ausscheiden, macht er sich zum Sprecher all jener Bürgermeister im Land, die bei einem Punkt von Richard Theiners frisch präsentierten Leitlinien zur Raumordnungsreform aufhüpfen: „Wir brauchen fachlich besser qualifizierte Baukommissionen“, sagt der Landesrat für Raumordnung. Sein Vorschlag, um das oft vorhandene Kirchturmdenken der Gemeinden zu überwinden: ein achtköpfiges Gremium, in dem fünf Experten von auswärts berufen werden. Diese könnten dann auch für ein gesamtes Tal tätig werden, macht er am Beispiel Passeiertal fest. Dort könnten die einzelnen Gemeinden einige Mitglieder der Kommission selbst berufen; andere sollten dagegen für das gesamte Tal eingesetzt werden.

Was für einen Grünen wie Hans Heiss schon fast einer Revolution gleichkommt, wurde bei der Vollversammlung des Gemeindenverbandes am Donnerstag Vormittag weniger goutiert. „Da predigt unser Landeshauptmann mehr Eigenverantwortung und mehr Autonomie für die  Gemeinden - und dann macht man wieder so einen Rückschritt“,  ereiferte sich nicht nur Werner Dissertori. „Die große Mehrheit der Bürgermeister sieht diesen Vorschlag kritisch“, meint der Traminer Bürgermeister. 

Zehn Vertreter sitzen heute in Tramin in der Baukommission. Der Bürgermeister und zwei Vertreter des Gemeinderats, je ein Vertreter von Bauerbund und Tourismusverein, der Gemeindearzt als Zuständiger für die Hygiene, der Feuerwehrkommandant, ein Vertreter des Kultur- und Heimatpflegeverbands, der Gemeindegeometer sowie der Landessachverständige, also ein vom Land entsandter Architekt. „Wir haben ohnehin schon zwei Experten“, meint der Traminer Bürgermeister. „Und ob wie mehr brauchen oder nicht, sollte nicht von oben diktiert werden, sondern von unten kommen, also vom Gemeinderat entschieden werden.“ Wenn schon etwas verändern, dann weniger Einmischung in Gemeindeentscheidungen, forderte Werner Dissertori. „Uns ist es einige Male passiert, dass wir ein Bauprojekt aus ästhetischen Gründen abgelehnt haben – und wenn der Bauherr Rekurs eingelegt hat, haben wir am Ende einen Brief vom Land bekommen, dass die Ablehnung nicht möglich ist.“

Nicht ist in Stein gemeißelt, alles kann noch diskutiert werden, sagt Landesrat Richard Theiner. Der Bedarf ist vorhanden, wie sich zeigt.