Politik | Reisezeit

Die Dienstflüge

Michl Ebner muss als Handelskammerpräsident viel herumfliegen. Auffallend dabei: Alle seine Flugtickets werden ausnahmslos im Athesia-Reisebüro Tourdolomit gekauft.

Fast 15 Jahre lang saß Michl Ebner im Parlament in Rom, weitere 15 Jahre im EU-Parlament in Strassburg und Brüssel. Deshalb ist es auch verständlich, dass der Langzeitpolitiker immer wieder einmal an seine früheren Wirkungsstätten zurückkehren muss.
Es trifft sich deshalb gut, dass Michl Ebner nicht nur Präsident der Südtiroler Handelskammer, sondern auch Mitglied des Exekutivausschusses der Vereinigung der italienischen Handelskammern Unioncamere in Rom ist, sowie Vizepräsident des Verbandes der Europäischen Industrie- und Handelskammern Eurochambres in Brüssel.
In diesen Funktionen fliegt der Handelskammerpräsident periodisch immer wieder nach Rom und Brüssel. Zudem muss Michl Ebner in seiner Funktion als Handelskammerpräsident auch die Südtiroler Wirtschaft im Ausland vertreten. Zu diesen institutionellen Aufgaben gehören Abstecher nach Berlin, Wien oder Riga.
Kontakte, die für Südtirols Wirtschaftsgefüge durchaus von Wichtigkeit sind.

Ebners Reisebüro

Organisiert und bezahlt werden die Flugreisen des Handelskammer-Präsidenten von den zuständigen Ämtern der Handelskammer. Weil es eine öffentliche Körperschaft ist, müssen nach dem Regionalgesetz alle Vergaben eine zeitlang auf der Homepage der Handelskammer veröffentlicht werden.
Dabei kommt ein erstaunlicher Zufall zu Tage, der deutlich macht, wie man die Südtiroler Wirtschaft auch ankurbeln kann.
Bei der „Fornitura Biglietto di Viaggio Sig. Presidente“ handelt es sich um Direktvergaben durch das Generalsekretariat. Zwischen Februar 2013 und Juni 2015 hat die Handelskammer – laut eigener Veröffentlichung - genau 34 solcher Aufträge für Lieferung von Flugtickets für Michl Ebner vergeben.
Auffallend dabei: Alle 34 Aufträge gingen an ein einziges Reisebüro: „Alpina Tourdolomit“. Das Reisebüro gehört der Athesia Druck GmbH, deren Präsident wiederum Michl Ebner ist.

Die Handelskammer hat für Michl Ebners Flugtickets in zwei Jahren insgesamt fast 40.000 Euro ausgegeben. Alle Flugreisen wurden bei Alpina Tourdolomit dem Reisebüro der Athesia gebucht. Natürlich reiner Zufall.

Es gibt allein in Bozen zwar rund ein Dutzend Reisebüros, die ebenfalls Flüge buchen, doch was kann der Präsident dafür, wenn rein zufällig das Reisegeld der Handelskammer ausgerechnet nur in sein Unternehmen fließt.
Die Handelskammer hat für diese Flugtickets insgesamt 39.606,18 Euro ausgegeben. Natürlich bleibt dem Reisebüro für Buchungsgebühren nur ein Bruchteil davon.
Die Ticketpreise zeigen aber, dass sich die Handelskammer nicht lumpen lässt. Der Präsident fliegt natürlich First-Class. So kostet ein Flug von Innsbruck nach Berlin schon mal 1.026,22 Euro. (15. Jänner 2015).
Während der Präsident nur im eigenen Reisebüro bucht, darf das Fussvolk in der Handelskammer anscheinend (noch) wählen. Zwischen März 2013 und August 2014 absolvierte auch eine Amtsdirektorin sieben Dienstreisen.
Sie buchte bei Mundus Reisen.

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Andrea Terrigno Fr., 31.07.2015 - 11:48

Welche böse böse Unterstellungen, die Sie hier dem sich für das Allgemeinwohl der südtiroler Wirtschaft aufopfernde Onorevole vorbringen, Herr Franceschini!
Dieser Mann, der mit Leib und Seele versucht das komplexe Geflecht unserer facettierten Gesellschaft auf seine Art und Weise, nach seiner Weltanschauung, die ja unbedingt die richtige und einzige sein muss, zu vernetzen oder besser ausgedrückt zu verknoten, denn einer muss ja die Kontrolle übernehmen, in diesem Hühnerstall voll aufmüpfiger Anarchisten!
Geben Sie es zu, sie setzen Ihre Fähigkeiten ein, um diesem Michl Werbung zu machen! ;)

Fr., 31.07.2015 - 11:48 Permalink
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Willy Pöder Sa., 08.08.2015 - 17:13

Onorevole Michl Ebner fliegt offensichtlich gerne, einmal abgesehen davon, dass er ein Befürworter des Flughafens in Bozen/St. Jakob ist. Daher ist es weiter nicht verwunderlich, wenn er die Wichtigkeit des "Airport" für Bozen und Umgebung durch seine häufigen, dienstlich geprägten und absolut unerlässlichen Flüge unterstreichen möchte.
Mir persönlich wäre es auch lieber, er verweilte etwas mehr in seinem Büro und würde dafür Sorge tragen, dass die Firmenbilanzen auch termingerecht einsichtbar gemacht würden. So lag beispielsweise jene der Sextner Dolomiten AG gegen Ende Juli immer noch nicht zur Einsichtnahme abrufbar bereit.
Da muss man sich schon fragen, inwieweit - angesichts eines derartigen Zustandes - die S-Wirtschaftszeitung jüngst überhaupt eine verlässliche Rangordnung über die umsatzstärksten Betriebe erstellen konnte. Oder hat sie vielleicht ein privilegierteren Zugang?
Was schließlich die Vorhaltung angeht, die HK würde ihres Präsidenten Flugreisen ausschließlich bei dessen hauseigener (Athesia) Reisegesellschaft buchen, ist eine Handlungsweise, die dem unternehmerischen Zeitgeist durchaus entspricht. Salüsc wp

Sa., 08.08.2015 - 17:13 Permalink