Der erwartete Wahlsieg des Rechtsbündnisses hat vor allem in der Fünf-Sterne-Bewegung heftige Reaktionen ausgelöst. Wichtigster Zankapfel ist dabei das umstrittene Grundeinkommen - die italienische Variante von Hartz IV - eine der Ursachen für Draghis Sturz. Während die Fünf-Sterne-Bewegung dieses reddito di cittadinanza auf den Weg gebracht hat und es noch ausweiten will, peilt das Rechtsbündnis dessen baldige Abschaffung oder Aushöhlung an. Das freilich könnte eine Revolte im Süden der Halbinsel zur Folge haben, wo die meisten Bezieher des reddito di cittadinanza leben. Während diese umstrittene Zulage etwa in Trentino-Südtirol 0,6 Prozent der Einwohner beziehen, sind es in Palermo und Neapel bis zu 15 Prozent.
Das Rechtsbündnis hat nie ein Hehl daraus gemacht, dass es ein entschiedener Gegner dieser Massnahme ist. Nach Indiskretionen der Tageszeitung La stampa will die neue Regierung das Grundeinkommen schon bald reformieren: "L´intenzione è di spacchettare il reddito di cittadinanza in almeno due misure, riconoscendo il sostegno economico come lo conosciamo oggi solo a chi è stato licenziato."
Während diese umstrittene Zulage etwa in Südtirol 0,6 Personen auf je 1000 Einwohner beziehen, sind es in Catania 57, in Neapel 58, in Palermo 64 und in Crotone 62. In Sizilien beziehen 685.400 Bewohner durchschnittlich 550 Euro im Monat.
Lega-Chef Matteo Salvini: "Bisogna rivedere i criteri di accesso e l´importo in base ai componenti della famiglia e alla soglia di povertà assoluta". Ausserdem schlägt die Lega ein reddito di reciprocità vor: " Chi riceve il reddito dev'essere disponibile per lavori utili alla collettività." Wer das in Städten wie Palermo oder Neapel überprüfen oder kontrollieren soll, bleibt ungeklärt. Die Wahlsiegerin und neue Regierungschefin Giorgia Meloni lässt an ihren Absichten lässt keine Zweifel : "Riformeremo il reddito". Freilich hütet sie sich vorerst , Details zu diesem heissen Eisen zu nennen, um einen Stich ins Wespennest zu vermeiden. Fünf-Sterne-Chef Giuseppe Conte kündigt bereits massiven Widerstand gegen jeden Versuch an, die Massnahme auszuhöhlen oder abzuschaffen: "Guai a chi tocca il reddito. Saremo una barriera di opposizione durissima e insuperabile per chi intende toccarlo."
Doch Conte verspricht sogar jenen in seiner Bewegung ein Einkommen, die wegen der Begrenzung auf zwei Mandate nicht mehr kandieren dürfen - von Vito Crimi über Roberto Fico bis hin zu Paola Taverna und Ex-Minister Alfonso Bonafede. Das römische Tagblatt Il Messaggero sieht auf Conte zusätzliche Probleme zukommen:" L`ex premier ora deve costruire una struttura partitica vera e propria in maniera tale da radicare territorialmente la sua creatura politica, radicamento che manca in maniera organica da quando Roberto Casaleggio sciolse i vecchi meet-up del M5S. Il disegno di Conte prevede la creazione di ruoli remunerati che garantiscano il funzionamento del partito e di una scuola di formazione del Movimento 5 stelle. E qui l´unico scoglio può essere rappresentato da Beppe Grillo che vedrebbe azzerato quel poco di potere che gli è rimasto sul partito di Conte." Keine rosigen Aussichten also.