Politik | SWZ-Umfrage

Die 12 SVP-Apostel

Das Politbarometer der Südtiroler Wirtschaftszeitung prophezeit der SVP bei den Landtagswahlen ein Debakel: 32 Prozent. Team K bleibt zweite politische Kraft.
SVP
Foto: Montage: Ismaele Pianciola
  • Hermann Atz ordnet als Meinungsforscher das Ergebnis mit einem Satz ein: „Es handelt sich um keine Wahlprognose, sondern um eine Momentaufnahme“. Der Leiter des „Institut für Sozialforschung und Demoskopie - Apollis“ führt seit Jahren periodisch für die „Südtiroler Wirtschaftszeitung“ (SWZ) eine breite Politumfrage in Südtirol durch.

    Das sogenannte SWZ-Politbarometer ist wohl die größte und seriöseste Politumfrage, die in Südtirol gemacht und veröffentlich wird. Für die 5. Ausgabe hat Apollis zwischen dem 10. August bis 19. September insgesamt 1.002 Wählerinnen und Wähler per computergestützte Telefoninterviews befragt. Die Stichprobe wurde dabei nach den geltenden Standards der Demoskopie ausgesucht.

    In der neuesten SWZ-Ausgabe wird jetzt der erste Teil der Ergebnisse veröffentlicht. Teil 2: Die Umfragewerte der Kandidatinnen und Kandidaten folgen am kommenden Freitag.

  • Der Absturz

    Die eindeutige Aussage dieses Politbarometers: Die SVP wird sich bei den Landtagswahlen 2023 warm anziehen müssen. Denn die Südtiroler Regierungspartei rutscht laut SWZ-Umfrageergebnis in ein historisches Debakel.

    Wären am Sonntag Landtagswahlen, würde die SVP nur mehr auf 32 Prozent der Stimmen kommen. Das wären fast 10 Prozentpunkte (- 9,9 %) weniger als bei den Landtagswahlen 2018. Der bisher schlechteste Wert der Volkspartei ermittelte die SWZ im August 2022 mit 37 Prozent. Vier Wochen vor den Landtagswahlen liegt man jetzt aber um 5 Prozent tiefer. Umgerechnet wären das für die SVP nur mehr 12 Sitze im Landtag. Das heißt: Die Regierungspartei verliert drei Mandate.

  • Die drei stärksten Parteien: SVP vor Team K und den Grünen Foto: SWZ
  • Auch wohin diese Stimmen fließen, geht aus der Umfrage relativ klar hervor. Thomas Widmann und seine Liste „für Südtirol mit Widmann“ kommen laut Umfrage aus dem Stand auf 5 Prozent der Wählerstimmen. Das wären zwei Landtagsmandate.

    Rechnet man die SVP und Widmann-Stimmen zusammen so kommt dieser Block auf 37 Prozent, was durchaus dem aktuellen Wählerpotential der Südtiroler Sammelpartei entspricht.

  • Team K auf Platz zwei

    Das Team K und die Südtiroler Grünen liefern sich seit einiger Zeit ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Rang der zweitstärksten, politischen Kraft in Südtirol. Laut SWZ-Umfrage hat das Team K dabei die Nase deutlich vorne. Die Köllensperger-Partei kommt derzeit auf 14 Prozent der Wählerstimmen. Das wären zwar 1,2 Prozentpunkte weniger als bei den Landtagswahlen 2018, aber dennoch würde Team K damit 5 Landtagsmandate erreichen und die zweitstärkste politische Kraft in Südtirol bleiben.

    Die Südtiroler Grünen kommen laut SWZ-Umfrage auf 11 Prozent der Wählerstimmen. Im Vergleich zur Umfrage vor einem Jahr verliert die Ökopartei damit 6 Prozent. Dass Foppa & Co. dennoch lachen können, zeigt sich am Vergleich zu den letzten Landtagswahlen. 2018 schafften die Grünen mit 6,8 Prozent der Stimmen drei Landtagsmandate. Bestätigt sich am 22. Oktober das Ergebnis der SWZ-Umfrage, so werden die Grünen auf jeden Fall zulegen und mit vier Abgeordneten im Landtag sitzen.

  • Brüder vor Lega

    Als stärkste politische Kraft unter den italienischen Parteien geht in der SWZ-Umfrage wenig überraschend „Fratelli D’Italia“ (FdI) hervor. Die Brüder Melonis kommen derzeit auf 7 Prozent der Wählergunst. Das wären drei Landtagsmandate.

  • Melonis Brüder: tärkste italienische Kraft und gleichbleibene Patrioten Foto: SWZ
  • Im Vergleich dazu ist das Ergebnis der Lega durchwachsen. Sie liegt laut Umfrage bei 5 Prozent. Damit würde die Salvini-Partei ihre Stimmen aus den Landtagswahlen 2018 (11,1%) mehr als halbieren und nur mehr mit zwei Vertretern im Landtag sitzen.

    Der PD liegt bei 4 Prozent und würde damit seinen Sitz im Landtag bestätigen. Die 5-Sterne-Bewegung dürfte nach dieser Umfrage aus dem Landtags fliegen. Ebenso würden die „Liste civica“ und Filippo Maturis „Centro Destra“ bei der Sitzverteilung leer ausgehen.

    „Forza Italia“ hingegen liegt laut SWZ derzeit bei 2 Prozent der Wählerstimmen. Carlo Vettori hätte damit zumindest ein Restmandat in der Tasche.


     

  • Starke Patrioten

    Auch das volkstumspolitische Lager schneidet in der SWZ-Umfrage überraschend gut ab. Sowohl die Freiheitlichen als auch die Südtiroler Freiheit liegen bei 6 Prozent. Damit würden beide Parteien ihr Wahlergebnis von vor fünf Jahren halten (Freiheitliche - 0,2%).

    Dazu muss man aber auch einen Newcomer rechnen. Jürgen Wirth Anderlan und seine Liste JWA kommen in der Umfrage derzeit auf 3 Prozent. Das ist auf jeden Fall ein Sitz im Landtag.

  • Lega Absturz: Faktor Tommy und PD- Konstante. Foto: SZW
  • Ebenso könnte Renate Holzeisen den Sprung in den Landtag schaffen. Die Liste Vita liegt laut Umfrage bei 2 Prozent. Josef Unterholzners „Enzian“-Liste hingegen liegt unter 1 Prozent und der amtierende Landtagsabgeordnete wird sich schwer tun in den Landtag zurückzukehren.

  • Prinzip Hoffnung

    Dass für alle wahlwerbenden Parteien aber durchaus noch Luft nach oben besteht, liegt an einem Detailergebnis: Gut ein Viertel (25 Prozent) der Wählerinnen und Wähler wissen noch nicht, wen sie am 22. Oktober 2023 wählen werden.

    Auf diesem Segment dürften dann auch die Hoffnungen aller wahlwerbenden Parteien liegen. „Wäre dem nicht so, wäre der Wahlkampf in den letzten drei Wochen ja umsonst“, sagt der wissenschaftliche Leiter von Apollis, Helmuth Pörnbacher, zur SWZ.

    Demnach darf man sich einen bewegten Schlusswahlkampf in den kommenden Wochen erwarten.

    Alle Detailergebnisse der Umfrage lesen sie in der SWZ.