Kultur | Salto Afternoon

Bildhafte Kulturlandschaft

Die Gemeinde Eppan versammelt ihre wichtigsten historischen Baudenkmäler in einer schmucken Schau im Lanserhaus. Ein Gastbeitrag des Kurators Martin Laimer.
seelos.jpg
Foto: Gottfried Seelos: Ruine Boimont

Die Überetscher Kulturlandschaft ist geprägt von zahlreichen Burgen, Ruinen und Ansitzen. Diese außergewöhnliche Dichte an Baudenkmälern ist einzigartig in Südtirol. Bereits im Mittelalter siedelten sich zu Füßen der Mendel neben den Grafen von Eppan und ihren Gefolgsleuten viele andere Adelsgeschlechter an. Davon zeugen unzählige Burgen, Wohntürme und Weinhöfe.

Aus diesen mittelalterlichen Kernbauten gingen in der frühen Neuzeit viele repräsentative Ansitze im Überetscher Stil hervor. Das besondere Flair dieser Bauten liegt in der gelungenen Symbiose zwischen lokalen Bautraditionen und Elementen der italienischen Renaissancearchitektur. Verantwortlich dafür waren comaskische Bauleute, die über das Veltlin und den Nonsberg, oder von Süden her in das Überetsch gelangten. Ihre Namen sind uns vereinzelt aus Bauverträgen, seltener von Bauinschriften überliefert.

Mit dem Aufkommen der romantischen Landschafts- und Vedutenmalerei wurde Eppan und das Überetsch im frühen 19. Jahrhundert zu einem bevorzugten Ziel von Topographen, Künstlerinnen und Künstlern. Darunter viele bekannte Namen wie Thomas Ender, Ferdinand Runk, Pietro Marchioretto, Ludwig Neelmeyer, Edward Theodore Compton, Johanna von Isser- Großrubatscher oder Gottfried Seelos.

Angezogen von den landschaftlichen Reizen, dem milden Klima, stolzen Burgen und Ansitzen, verwunschenen Ruinen und malerischen Winkeln, entstanden zahllose Druckgraphiken, Ölbilder, Aquarelle, Feder- und Bleistiftzeichnungen. Unter ihnen immer wiederkehrende Motive wie Schloss Sigmundskron, das „Tor zum Überetsch" oder das „Paulsner Loch" mit Schloss Warth und der Ruine Altenburg. Beliebte Blickfänge waren auch der Innenhof des Ansitzes Wohlgemuth, die Schlösser Gandegg, Englar, Moos und Freudenstein sowie die Ruine Boimont und selbstverständlich Hocheppan. Die Burganlage befindet sich seit Mai 2016 im Gemeindebesitz. Ihr ist in der Ausstellung ein eigener Raum gewidmet.

Die besondere Ausstrahlung des Überetsch hielt auch im 20. Jahrhundert an. Eppaner Motive haben sich von nahezu allen namhaften Künstlern Südtirols erhalten, so von Hans Weber- Tyrol, Albert Stolz, Max Sparer, Franz Lenhart, Hubert Mumelter, Eddy von Ferrari, Robert Scherer und anderen.

Die Ausstellung widmet sich in einem einführenden Teil der Überetscher Kulturlandschaft und ihren wesentlichen Elementen. Eingegangen wird auch auf den Überetscher Stil und die Begriffe Burg, Schloss und Ansitz, die häufig irrtümlich verwendet werden. Thematisiert wird weiters die Druckgraphik mit ihren unterschiedlichen Techniken, die wesentlich zur Verbreitung der romantischen Landschaftsmalerei beigetragen haben.