Gesellschaft | kalašnikov&valeriana

Konflikt vs. Gewalt

Der Unterschied zwischen Konflikt und emotionaler Gewalt lässt sich gerade durch das Bedürfnis des Gewalttätigen nach Macht definieren. Dabei spielt das eigene Empfinden eine große Rolle und ist ausschlaggebend...
Paar streitet
Foto: Vera Arsic/Pexels
  • Bei den verschiedenen Informationsinitiativen, für die ich zum Thema Gewalt an Frauen referiere, ist die Unterscheidung zwischen Konflikt und Gewalt immer ein zentraler Punkt. Dieses Bewusstsein erlaubt es uns zu erkennen, wenn wir Gewalt erleben oder auch, wenn wir sie ausüben.

    Die meisten Menschen wünschen sich eine harmonische Beziehung, in der sie sich sicher und geborgen fühlen. Allerdings kommt es immer wieder zu unterschiedlichen Meinungen oder Wünschen, die dann ausdiskutiert und oft auch ausgestritten werden (müssen). Dieser Konflikt bzw. Streit findet auf Augenhöhe statt, trägt zur Entwicklung der Beziehung bei und kann sogar Anlass zu einem besseren Miteinander sein. Im Fokus steht hier die Beziehung und der Wunsch, den Konflikt bzw. das Problem zu lösen. Divergenzen hinterlassen keine bleibenden Verletzungen.

    Anders verhält es sich bei Gewalt-Beziehungen. Gewalt ist nämlich nicht eine Eskalation des Konfliktes auf Augenhöhe (von vorhin), sondern gründet sich auf einem Macht-Ungleichgewicht und auf dem Bedürfnis, die andere Person zu unterdrücken und zu kontrollieren. Die psychischen und physischen Verletzungen werden willentlich zugefügt, das Problem wird im Gegenüber betrachtet und die Lösung in der Auslöschung dieser Person. Dazu werden unterschiedliche Formen der Gewalt oft auch gemeinsam eingesetzt: emotionale, körperliche, wirtschaftliche und sexuelle Gewalt. Laut der letzten ASTAT-Studie vom September 2023 ist die psychische bzw. emotionale Gewalt die vorherrschende Form. Sie gilt als am schwierigsten einzuschätzen und nachzuweisen, obwohl sie genauso verheerende Folgen hat wie die anderen Formen von Gewalt. 

    Der Unterschied zwischen Konflikt und emotionaler Gewalt lässt sich gerade durch das Bedürfnis des Gewalttätigen nach Macht definieren. Dieses wiederum drückt sich durch Kontrolle aus: Deine Bewegungen werden kontrolliert, deine Freundschaften negativ kommentiert, deine Nachrichten am Handy oder Computer gelesen usw.. Dazu kommen ständige Demütigungen und Bloßstellungen, im privaten sowie im öffentlichen Raum: sarkastische Bemerkungen und Witze, das Offenlegen deiner Intimsphäre, abwertende Kommentare, Eifersucht usw.. Ziel ist es, zu verunsichern und zu isolieren. Deshalb verschiebt der Täter sogar die Verantwortung für seine Kontrollsucht und Wutausbrüche: Du bist schuld daran, du bist verrückt, du bist unzuverlässig, du übertreibst.

    Zur emotionalen Gewalt gehört auch das ambivalente Verhalten des Täters: Wutausbrüche wechseln sich mit Momenten großer Nähe und Liebeserklärungen ab, auf grenzwertige Handlungen folgen Entschuldigungen und Versprechen, sich zu verbessern. Diese Spirale führt mit der Zeit zu großen Selbstwertzweifeln und zusätzlicher Isolierung.

    Eine kurze Checkliste:

    • Hast du den Eindruck, du musst aufpassen, um nichts falsch zu machen?
    • Hast du Angst, bestimmte Dinge zu sagen oder zu tun?
    • Bist du ständig in Alarmbereitschaft?
    • Plagen dich Schuldgefühle? Fühlst du dich für die Wutausbrüche deines Partners verantwortlich?
    • Wirst du zu Handlungen überredet, die du eigentlich nicht möchtest?
    • Musst du Erzählungen über Beziehung/Partner beschönigen?
    • Fühlt sich dein Partner ständig provoziert?
    • Trifft er Entscheidungen allein und duldet keine Diskussion?
    • Macht er dir Vorschriften?
    • Beschimpft er dich?
    • Kontrolliert er, wen du triffst und wem du schreibst?

    Um emotionale Gewalt zu erkennen, spielt das eigene Empfinden eine große Rolle und ist ausschlaggebend: Wenn du Angst hast, dich kleingemacht fühlst und dein Partner die eigene Überlegenheit ausnutzt und dein Befinden ignoriert, dann stehst du nicht vor einem Konflikt in der Partnerschaft, sondern eindeutig vor emotionaler Gewalt. 

    Dir dessen bewusst zu werden ist der erste Schritt! Der nächste Schritt kann Hilfe sein. Hol sie dir!

  • Frauenhausdienste Südtirol:

    Bozen  

    Beratungsstelle für Frauen in Gewaltsituationen – Frauenhaus
    Sozialgenossenschaft GEA
    Grüne Nummer: 800 276433

    Geschützte Wohnungen
    Verein „Haus der geschützten Wohnungen des KFS”
    Grüne Nummer: 800 892828

    Meran

    Beratungsstelle für Frauen in Gewaltsituationen - Frauenhaus
    Verein “DONNE CONTRO LA VIOLENZA – FRAUEN GEGEN GEWALT – ONLUS”
    Grüne Nummer: 800 014008

    Brixen

    Beratungsstelle für Frauen in Gewaltsituationen – Frauenhaus
    der Bezirksgemeinschaft Eisacktal
    Grüne Nummer: 800 601330

    Bruneck

    Beratungsstelle für Frauen in Gewaltsituationen - Geschützte Wohnungen
    der Bezirksgemeinschaft Pustertal
    Grüne Nummer: 800 310303