Kultur | Video del venerdì

„2018 war ein krasses Jahr“

Salto im ausführlichen Gespräch mit einem der interessantesten Musiker, die Südtirol zu bieten hat. Sehr ehrlich, viel beschäftigt und mit voller Energie: Bertrand Risé.
Berise Shanti Powa
Foto: Shanti Powa

salto.bz: Hallo Bertrand, beginnen wir gleich mit einem Rückblick um danach dann nach vorne schauen zu können. Was war das Jahr 2018 für dich - persönlich und musikalisch?

Bertrand J. Risé: 2018 war ein krasses Jahr. Kurz davor hat mich meine Freundin, mit der ich eben auch zusammen musiziert habe, nach einer fünfjährigen Beziehung verlassen. Das war ein ziemlich harter Schlag, aber es hat mir eben sehr viel Feuer gegeben, das ich vorher noch nicht so von mir kannte. Angefangen hat es dann schon mal sehr produktiv mit dem Video-Shoot von Rise Up und das ist dann immer so weiter gegangen. Wir haben dann das dritte Shanti Powa Album released und sind dann auf Tour gegangen. Wir hatten noch nie eine so erfolgreiche Tour wie heuer. Als Berise habe ich sehr viele Leute kennengelernt dieses Jahr. Es sind einfach sehr viele Schritte weitergegangen: ich habe mit Wicked and Bonny auf einer EP gearbeitet und ich habe begonnen meine eigenen Songs zu produzieren. Da kommt auch bald was, in deutscher Sprache. In meinen eigenen Produktionen konzentriere ich mich gerade mich von jeglichem Klischee zu distanzieren. Ich will keinen Reggae und keinen Hiphop machen, sondern ich bin Berise und ich mache mein Ding. Und das eben auf deutsch. Die Musik ist ganz eigen, das kommt spontan aus meinem Kopf heraus – ich bin gespannt, ob es gefällt oder nicht, aber ich will mal was neues schaffen. Ich habe auch sonst ziemlich viele Zusammenarbeiten gemacht: bald kommt das neue Album von 99Posse-Sänger 'O Zulù raus, da habe ich auch ein Featuring. Ich habe generell viele Featurings mit Musikern von Schottland bis nach Apulien, von Neapel nach Österreich und Deutschland, eigentlich überall (lacht), die jetzt Stück für Stück rauskommen. Ich glaube 2018 war das Vorbereitungsjahr für 2019, um nächstes Jahr richtig zu explodieren in allen möglichen Arten und Weisen.

 

Für was steht Berise?

Berise ist einfach eine Zusammensetzung von meinem Vor- und Nachnamen, aber es hat auch damit zu tun, dass Rise Auferstehung heißt und Be Sein. Also bedeutet es, lass dich nicht unterkriegen, immer aufwärts, immer weiter, was auch immer im Leben passiert.  

 

Kommen wir zu deinem Musikvideo und den Song „Rise Up“, der eine lange Geschichte hinter sich hat...

 

Berise - Rise up (Prod. by Nesuno)

 

Ja, das stimmt. Vor 8 Jahren bin ich nach London gezogen und da war Dubstep gerade richtig groß. Ich hatte gerade als Sänger Shanti Powa gegründet und wollte auf diese Musikrichtung aufspringen und auch Dubstep machen, weil es gerade etwas sehr interessantes für mich war - speziell als Südtiroler, der jetzt in London ist, seines Zeichens die Hauptstadt dieser Musikrichtung. Da habe ich einen Produzenten gesucht und damals Nesuno kennengelernt, einen polnischen Produzenten, mit dem ich dann die ursprüngliche „Rise Up“-Edition gemacht habe, die viel dubsteppischer ist. Wir hatten damals dann auch eine ganze EP gemacht, aber nie veröffentlicht. 2016 haben wir uns dann in London wieder getroffen und wollten von „Rise Up“ eine neue Version machen, ein bisschen poppiger, sagen wir reggae-poppiger, was mehr Zuhörer und ein breiteres Publikum erreichen könnte und was wieder für die Zeit aktueller ist. Wir wollten den Song dann zusammen mit dem Album releasen, aber haben das leider nie gemacht, weil der Produzent dann plötzlich wie vom Erdboden verschluckt war. Erst letztes Jahr zu Neujahr konnten wir die neue Version von Rise Up dann fertig mischen. Der Song hat für mich persönlich was sehr wichtiges, ist jetzt aber auch nicht ausschlaggebend für mich. Es ist eher ein Meilenstein, für mich hat sich da jetzt ein Kapitel abgeschlossen und ein neues eröffnet. Ich produziere jetzt selbst meine Musik.

 

Das Musikvideo dazu hast du dann gleich anschließend letztes Jahr zu Silvester in London gedreht...

Ich bin letztes Jahr kurzfristig nach London geflogen um Nesuno zu finden und glücklicherweise habe ich ihn gefunden. Dann haben wir bei meinem Song weitergearbeitet und als ich dann schon mal da in London war, habe ich mir gesagt ich filme das Video gleich hier um dem Ganzen auch nochmal mehr Wichtigkeit zu geben. Ich habe dann an Neujahr mit Freunden von mir gefilmt, die in London Häuser besetzen, Feuershows machen und im Untergrund kreativ aktiv sind.

 

Im Dezember spielst du jetzt noch eine Menge Shows - in Südtirol, aber auch in Großbritannien...

Ich habe dieses Jahr bis zum Schluss über 100 Konzerte gespielt und bin unglaublich stolz auf das. Ich hätte mir das nie erwartet und bin wirklich froh darüber. Die England-Tour jetzt im Dezember ist logischerweise noch die Kirsche auf der Torte und ich freue mich unglaublich auf meine erste Show (heute Abend) in London im Hootananny. Da habe ich schon mal mit Shanti Powa gespielt und dort vor Jahren einmal ein Sisyphos-Konzert organisiert. Das Hootananny ist das wichtigste Reggae-Lokal Londons und Brixton ist wie Jamaika Londons. Also für einen Reggae-Singer ist das schon etwas Wichtiges. Ich spiele da im Headline-Time mit Andy V, das ist einer der Musiker von Dub Fx, also wirklich was Großes. Und in zwei Wochen bin ich dann mit Wicked and Bonny in Schottland und England unterwegs. Wir haben gute Connections mit den Schotten, mit Tom Spirals und der Mungo's Hi Fi Family. Wir organisieren ziemlich viele Austausche und holen die Musiker runter nach Italien und sie einige von uns rauf. Diese Kollaboration und Zusammenarbeit funktioniert ziemlich gut. Somit hilft man sich gegenseitig als unabhängige Künstler.

 

Das Hootananny ist das wichtigste Reggae-Lokal Londons und Brixton ist wie Jamaika Londons. Also für einen Reggae-Singer ist das schon etwas Wichtiges.

Stichwort Solokarriere: Man kennt dich als Gründer und langjährigen Frontman von Shanti Powa - verlagert sich dein Fokus jetzt mehr in Richtung Solokarriere?

Ich habe Shanti Powa 2010 gegründet und habe mit Shanti Powa angefangen zu singen - damals gab es Berise noch gar nicht. Da war Mike und ich einfach Shanti Powa zu zweit. Als ich dann nach London gezogen bin, war ich kurze Zeit Shanti Powa alleine (lacht). Dann habe ich mich entschieden einen Künstlernamen zu suchen und eben mit Berise begonnen. Das war noch vor dem Orchestra und in meiner Londoner Zeit hatte ich den Fokus sogar mehr auf Berise mit der Rise Up EP und mit der Dubstep Musik, die ich damals gemacht habe. Erst danach im Sommer 2012 hat sich das Shanti Powa Orchestra gebildet und da ist es dann ernst geworden und ich habe auch die letzten fünf, sechs Jahre meinen Fokus auf alle Fälle auf Shanti Powa gelegt.   

 

Was ist Shanti Powa für dich?

Shanti Powa ist mein Lebensprojekt, mein Baby und ich will Shanti Powa bis zum Ende meines Lebens weiterführen. Und Berise ist halt was Persönliches. Ich will eben beides Stück für Stück weiterbringen. Shanti Powa ist mittlerweile ein Familienkollektiv geworden und bin nicht mehr nur ich. Daneben soll eben auch Berise seine Wichtigkeit bekommen. 

 

Wisst ihr schon wie es mit Shanti Powa weitergehen wird? In unserem letzten Interview im Sommer hattest Du uns ja verraten, dass Allis und noch 2 weitere Mitglieder die Band verlassen werden...

Seit ich das gesagt habe, sind mittlerweile noch zwei abgesprungen, leider Gottes Ariel und Peter, unsere Gitarristen. Es ist so eine Kettenreaktion, die leider stattgefunden hat und das ist schade für Shanti Powa, für das was es war. Es ist jetzt aber nicht das Ende. Ich schreibe mit den wenig übriggebliebenen, die wir noch sind, neue Songs und wir werden eine neue Formation für die Band bilden. Shanti Powa ist mehr als nur die Musiker, Shanti Powa sind auch die Fans, die Zuhörer, ist die Message, ist der Sound und den werden wir auf alle Fälle weiterbringen, wenn nicht sogar auf ein nächstes Level bringen. Für kommenden August haben wir schon eine England-Tour geplant und spielen auf dem Boomtown-Festival. Bis dahin muss also etwas passieren und es wird was passieren. Ich verspreche nur gutes, weil wir werden ja immer besser.   

 

Was bedeutet die Musik für Bertrand Risé?

Es geht mir auf alle Fälle momentan nicht unbedingt ums Geldverdienen, aber Musik macht mich glücklich. Musik ist das, was mich einfach vervollständigt und das habe ich 2018 verstanden. Ich will nichts anderes machen: ich will Musik machen, ich will besser werden, ich will lernen, ich will mein Ding durchziehen – alleine und mit Shanti Powa. Es war sehr hart die ganzen Musiker dieses Jahr zu verlieren, weil es ein Lebensprojekt ist, in das ich – und nicht nur ich, sondern auch die anderen Musiker der Band – ihr Herzblut reingesteckt haben. Es ist dann natürlich schade, wenn es gerade in dem Moment, wo es so erfolgreich sein könnte, aufhört. Das war ein harter Schlag, aber es hat mich auch gelehrt, dass was auch immer passiert, wenn man was durchziehen will, man es trotzdem weiterbringen kann. Und genau das werden wir jetzt beweisen! 

 

Musik macht mich glücklich. Musik ist das, was mich einfach vervollständigt und das habe ich 2018 verstanden.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

 

Die kommenden Shows von Berise:

Fr.30.11. Hootananny Brixton - London (UK) with Andy V
Sa.01.12. Ost West Club Est Ovest - Merano (IT) with Amelia Wattson
Tu.04.12. Dachsbau - Innsbruck (AT) with Tom Spirals
Fr.07.12. Batzen Sudwerk - Bolzano (IT) with Tom Spirals
Sa.08.12. Brunegg’n - Brunico (IT) with Tom Spirals
Th.13.12. Walk n Skank - Glasgow (UK) with Wicked and Bonny
Fr.14.12. F o o d S t o r y - Aberdeen (UK) with Wicked and Bonny
Sa.15.12. Club PST Digbeth - Birmingham (UK) with Wicked and Bonny
Fr.21.12. UFObruneck - Brunico (IT) with Amelia Wattson
Su.23.12. Club Max - Brixen (IT) with Wicked and Bonny