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Klaus Runer: "Dem Theater geht es blendend, dem Verband diskret"

Sparen heißt es auch beim Südtiroler Theaterverband, einer der größten kulturellen Organisationen im Land. Trotzdem war das Theater selbst noch nie so lebendig, sagt STV-Präsident Klaus Runer auf der 63. Generalversammlung. Zum ersten Mal dabei auch Kulturlandesrat Philipp Achammer.

Dem Theaterverband geht es diskret, dem Theater selbst hingegen blendend. Soweit Klaus Runers Fazit zur 63. Generalversammlung des Südtiroler Theaterverbands. "Noch nie gab es so viele Bühnen, noch nie so viele Aufführungen und so viel Publikum wie im letzten Jahr," freut sich Runer. 211 Produktionen wurden im Jahr 2013 auf die Bühne gebracht und mit 1.280 Aufführungen konnten an die 235.000 Zuschauer ins Theater gelockt werden. Mittlerweile zählt der STV 225 Mitgliedsbühnen, im letzten Jahr sind acht neue Theatergruppen hinzugekommen (Kulturverein Kulto, Volxteatr Oubrwind Mols, Vinschger Toltheater, Fabula Rasa Lana, Theatergruppe Perdonig, Jugend- und Kulturzentrum UFO, Väter aktiv Meran, Volksbühne Reischach).

"Die Theaterlandschaft boomt und blüht", meint Klaus Runer, der den Großverband seit 20 Jahren leitet. "Wenn ich hinausgehe in die Bezirke, höre ich kaum Klagen über zu wenig Zuspruch." Die Tendenz geht in der Stückauswahl zwar immer noch zum Heiteren hin, doch werden die Laienspieler experimentierfreudiger und spielen Stücke mit Tiefgang und Anspruch, weiß Runer. Die einst so beliebten Schwänke eines Hans Lellis oder einer Ulla Kling, die in den Stückekatalogen des ganzen deutschsprachigen Alpenraums seit gut 30 Jahren zu finden sind, weichen zunehmend den anspruchsvolleren Komödien, eigenproduzierten Stücken oder den Aufführungen gesellschaftkritischen Volkstheaters. 

Der Verband hält Südtirols Theaterbühnen zusammen, ist da für Service und Beratung. "Natürlich sind die Aufführungsrechte eines Autors wie etwa Ray Cooney, der weltweit gespielt wird, dann auch teurer als jene lokaler Autoren, die eben nur in Bayern oder bei uns aufgeführt werden." Die Theaterlandschaft hierzulande löse sich derzeit ein wenig aus den ausschließlich dörflich-lokalen Zuordnungen. "Beispielsweise hat lang nicht jede Bühne einen Spielleiter, und obwohl wir gerade eine 2-jährige Spielleiter-Ausbildung gemacht haben, fehlen diese doch." So holen sich die Bühnen ihre Spielleiter und Regisseure zunehmend von auswärts, und die müssen bezahlt werden. "Auch hier stehen wir vor neuen Herausforderungen, denn das Feld zwischen Berufstheater und Laienbühnen wird dadurch schon neu umgegegraben. Wir sorgen ja auch für das Publikum der Profibühnen im Land," meint Klaus Runer.

Mit ca. 250.000 Euro Eigenvermögen stehe der Verband recht solide da, zwar mussten in den letzten beiden Jahren an die 10% Kürzungen hingenommen werden, doch sei der Kurs dieser. "Die öffentlichen Zuwendungen gehen zurück und auch das Sponsoring ist weniger geworden," erklärt Runer. Dass Kultur Geld kostet und weitere Kürzungen nicht mehr drin seien, diese Botschaft wird regelmäßig an die Kulturpolitiker des Landes weitergegeben: "Kultur muss ein Herzensanliegen einer autonomen Provinz bleiben." 

„Theater trifft auf Leben (…) die ausgestoßenen  - die ausländer – die die schlecht deutsch sprechen – die die nicht dabei sein dürfen – die die sitzenbleiben – sind bürger – sie gehören dazu – DAMIT DAS MAL IN DIE BIRNEN ALLER GEHT…INTEGRATION IST AUCH AUFGABE VON THEATER – (…) – weil menschen nur zusammenwachsen wenn sie gemeinsam was: DURCHLEBEN – PUNKT – und wo kann man das: IM THEATER.“ Nuran Calis, Regisseur und Dramatiker mit armenisch-jüdischem Hintergrund und Projektleiter von Migrantentheater

Besonderes Anliegen Runers war auf der Generalversammlung das Integrationstheater bzw. die kulturelle Integration von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Migrationshintergrund. "Theater kann das," sagt Klaus Runer,"Theaterarbeit muss sich sogar mit der Vielfalt und Differenz der Kulturen auseinandersetzen." Er als Präsident müsse Linien vorgeben, meint Runer, auch wenn ein solches Vorhaben da und dort auf Kritik stoßen werde. 

Sicher nicht bei Kulturlandesrat Philipp Achammer, der sich das Thema Integration von Beginn seiner Amtszeit an auf die Fahne geheftet hat. Von den Südtiroler Theaterzeitungsmachern wird er bereits "Achi" genannt, in Anlehnung an "Kasi"-Kasslatter Mur; im satirischen Theatersoufflé der Zeitung ist seine Jugendlichtkeit Anlass für ironische Süffisanz. "Den Ball hat Achammer geschickt aufgenommen und zurückgespielt, auf der Generalversammlung hat er damit gepunktet," meint Klaus Runer. Den Joker seiner Jugendlichkeit spielt Achammer noch aus, mal sehen, wie lange der noch hält.